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Transcultural Campaigning

Studie zeigt: Frankophone afrikanische Asylwerber wollen zurück, aber mit Geld und Ausbildung

Wien (ots)

Eine heute veröffentlichte Studie zu frankophonen Afrikanern mit Fluchterfahrung in Österreich und Deutschland basiert auf Aussagen von 159 Betroffenen in Wien und sechs deutschen Städten. Die Untersuchung wurde von der Agentur für Migrationskommunikation und -forschung Transcultural Campaigning im Herbst 2018 durchgeführt und kommt zu einigen überraschenden Ergebnissen. Zur Studie

Die meisten wollten nie Asyl beantragen, sondern sich beruflich "in Europa" weiterbilden um zurückzukehren und eine Existenz aufzubauen. Die Entscheidung über das Zielland fällt eher zufällig und während der Reise. Die Zielgruppe gehört der Mittelschicht an, sie haben fast alle Facharbeiterausbildung oder Matura.

Befragt über Migrationspolitik machten die befragten Personen eine Reihe sehr vernünftiger und sachlicher Vorschläge darüber, wie man irreguläre Migration verhindern und Rückkehrprogramme nachhaltig gestalten kann. Die Einbindung der Betroffenen ist ein völlig neuer Ansatz in der Migrationspolitik, sagt Projektleiterin Melita H. Sunjic, denn üblicherweise würden Entscheidungen über deren Köpfe hinweg getroffen.

Die Studie wurde maßgeblich vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland gefördert und erhielt eine Zuwendung vom österreichischen Verteidigungsministerium in Koordination mit dem Österreichischen Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung in Stadtschlaining.

Die Ergebnisse im Detail:

- Ein Großteil der Asylwerber aus den französischsprachigen Ländern 
  Subsahara-Afrikas wollte niemals Asyl beantragen, sondern im Ausland Geld 
  verdienen, beruflich Erfahrungen sammeln und dann eine Existenz im Heimatland 
  aufbauen. Mangels anderer Möglichkeiten der legalen Migration gerieten sie - 
  oft auf Anraten der Behörden - auf die Asylschiene. Eine Minderheit hat 
  Fluchtgründe im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention.
- Die Mehrzahl der Befragten sind Männer zwischen 25 und 30 Jahren mit Matura 
  oder Facharbeiterausbildung. Sie haben erst versucht im Heimatland, dann im 
  benachbarten Ausland eine Existenz aufzubauen. Erst wenn das nicht klappte, 
  gingen sie nach Europa. Viele führte der Weg über Libyen, wo die Lage für 
  Schwarze äußerst gefährlich ist.
- Fast alle Befragten gaben an, dass sie kein besonders Zielland anpeilten, 
  sondern nur "nach Europa" wollten. Die Weiterreise innerhalb der EU ergibt 
  sich meist aus Zufällen und Ratschlägen von Landsleuten. Nur ganz wenige 
  Respondenten berichteten, sie seien gezielt nach Österreich bzw. Deutschland 
  gekommen, weil sie in der Schule Deutsch gelernt haben oder weil sie Verwandte
  in einem dieser Länder haben. Viele vermeiden es, nach Frankreich oder Belgien
  zu gehen, weil sie die Politik der ehemaligen Kolonialmacht gegenüber ihren 
  Heimatländern ablehnen.
- Die Gruppe der französischsprachigen Afrikaner ist beseelt von einem 
  Bildungshunger wie ihn die Studienautoren nie bei anderen Migrantengruppen 
  kennengelernt haben. Sie wollen rasch Deutsch lernen, um sich beruflich 
  weiterzubilden und beklagen, dass ihnen zu wenige Bildungsangebote 
  offenstehen.
- Befragt zu nachhaltigen Rückkehrprogrammen lehnen so gut wie alle Befragten 
  Bargeldzahlungen ab. Sie wünschen sich vielmehr eine Berufsausbildung und 
  Mentoring beim Aufbau eines eigenen Businesses in Afrika und Schutz vor 
  willkürlichen staatlichen Auflagen. Als finanzielle Unterstützung schlagen sie
  Kleinzuwendungen oder Mikrokredite vor. Die Rückkehr "mit leeren Händen" führt
  zu einer Stigmatisierung in ihren eigenen Familien.
- Die meisten frankophonen Asylwerber sind unglücklich, weil sie nicht auf 
  eigenen Füßen stehen können. Sie würden ihren jüngeren Geschwistern 
  leidenschaftlich davon abraten, ihnen zu folgen.

Kontakt:

Dr. Melita H. Sunjic
Transcultural Campaigning - Geschäftsführerin
melita.sunjic@transcultural.at
Tel. +43 664 8909496
www.transcultural.at

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