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Börsen-Zeitung: Menetekel IKB, Kommentar zum Risikomanagement bei Banken von Carsten Steevens

Frankfurt (ots)

Anfang des Jahres war die Bankenwelt in
Deutschland noch in Ordnung. Gut, der Chef der Finanzaufsicht BaFin 
moserte wieder einmal herum, die deutschen Kreditinstitute ließen 
sich auf einen irrsinnigen Konditionenwettstreit ein und müssten 
Risiken angemessen bepreisen. Adressen, die sich im Geschäft mit dem 
deutschen Mittelstand tummeln, durften sich angesprochen fühlen. 
Geändert hat sich am mörderischen Margendruck trotz der Warnung 
nichts: Selbst brave Institute wie die IKB sahen sich gezwungen, in 
ertragreicheren Geschäften mit komplexen und komplizierten Produkten 
ein großes Rad zu drehen. Dem Düsseldorfer Mittelstandsfinanzierer 
ist dies zum Verhängnis geworden.
Wie konnte das passieren? Musste der Aufsichtsrat über das 
Engagement des von der IKB verwalteten US-Fondsvehikels, der mit 
einem Vielfachen des IKB-Eigenkapitals im kriselnden 
US-Hypothekenmarkt investiert ist, nicht im Bilde sein? Mussten die 
Warnlampen nicht viel früher leuchten? Zwar liegen die Ursachen für 
die Schieflage noch im Dunkeln. Wie bei der kundenarmen WestLB, bei 
der Fehlspekulationen im Eigenhandel sowohl den Vorstandsvorsitzenden
als auch den Risikovorstand zu Fall brachten, drängt sich im Fall IKB
aber der Eindruck auf, dass neben vernachlässigten 
Informationspflichten des Vorstands das Risikomanagement in 
flagranter Weise versagt hat. Hatten Vorstand und Aufsichtsrat die 
Marktrisiken jederzeit im Blick, auch durch eine Präsenz vor Ort? Wie
wurde die Risikotragfähigkeit bewertet? Reichten die Messinstrumente 
aus? Hielt die Risikokontrolle mit den Produktinnovationen mit?
Die Kreditwirtschaft hat nach den Jahren der Ertragskrise 2002 und
2003 vermittelt, ihre Risikopositionen wesentlich besser 
diversifiziert zu haben. Die Überarbeitung des Baseler 
Eigenkapitalstandards hat dazu geführt, dass das Risikomanagement auf
breiter Ebene ausgebaut wurde. Konzentrationsrisiken in den Bilanzen 
verringerten sich. Nur die Anfälligkeit, auf der Jagd nach Rendite 
schwer kalkulierbare oder auch schwer vermittelbare Risiken 
einzugehen, verschwand damit offenbar nicht.
Der Fall der IKB sollte als Menetekel reichen. Risiken im 
Corporate Banking müssten eigentlich wieder höher bepreist werden. Zu
befürchten ist nur, dass der Wettbewerb die Margen wieder drücken 
wird. Und dass der BaFin-Chef wieder mahnt.

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