Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Sünderkartei, Kommentar von Christoph Ruhkamp zu Umweltdaten

Frankfurt (ots)

Der Druck auf große Unternehmen wächst, Daten zu ihrer Wirkung auf Umwelt und Klimawandel offenzulegen. Die stärkste Initiative mit dieser Stoßrichtung ist die weltweit größte Umweltdatenbank CDP. Allein in Europa unterstützen 180 Investoren mit einem verwalteten Vermögen von 34,5 Bill. Dollar als "Signatories" das Carbon Disclosure Project (CDP). Weltweit sind es über 590 Investoren. Sanktionen sind mit der Aufforderung des CDP an Unternehmen unmittelbar nicht verbunden. Doch namentlich genannt und an den Pranger gestellt zu werden, zeigt Wirkung. Die Peinlichkeit für Unternehmen, auf der schwarzen Liste der Konzerne zu stehen, die erfolglos zur Offenlegung aufgefordert wurden, nimmt zu. Dem Vernehmen nach hat etwa der große deutsche Chemiekonzern Covestro alles darangesetzt, um kurzfristig aus der Sünderkartei gestrichen zu werden.

Darin spiegelt sich die wachsende Wirkung der Ausrichtung großer Assetmanager auf das Thema ESG (Umwelt, Soziales, Governance). Mit 1,4 Bill. Dollar haben explizit auf ESG ausgerichtete Aktienfonds im April ein Rekordvolumen erreicht. Unternehmen, die ihre Auswirkungen auf Klima, Wasser und Wälder nicht offenlegen, riskieren, beim Zugang zu Kapital hinter ihren Wettbewerbern zurückzubleiben. Dafür sorgt auch der jüngste Vorstoß der US-Börsenaufsicht SEC, bei den jährlichen Pflichtveröffentlichungen börsennotierter Unternehmen ("10k") auch Klimadaten einzufordern.

Konzerne, die die Investorenforderungen nicht ernst nehmen, werden abgestraft. Eines der jüngsten Alarmsignale war der Vorstoß des winzigen aktivistischen Hedgefonds Engine No. 1, der es schaffte, mit Unterstützung großer Assetmanager beim Ölmulti Exxon drei Verwaltungsratssitze zu ergattern. Auch die Tatsache, dass BASF den Börsengang der Öl- und Gastochter Wintershall Dea zum zweiten Mal auf unbestimmte Zeit verschoben hat, gehört in diese Reihe. Es zeigt an, dass einige sehr große Investoren sich von fossilen Energieträgern abwenden.

Schnell geht das nicht. Solange die Ölpreise und damit die Aktienkurse der Ölkonzerne wie derzeit wieder steigen und sich mit fossilen Energien gutes Geld verdienen lässt, werden sich auch Investoren finden, die dafür Eigen- und Fremdkapital zur Verfügung stellen. Es ist inzwischen nicht mehr die Frage, ob das fossile Energiezeitalter endet, sondern nur noch wann. Die Geldschleusen am Kapitalmarkt in eine neue grünere Richtung zu lenken, wird indes länger dauern, als einen Öltanker die Richtung wechseln zu lassen.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069-2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 21.06.2021 – 19:37

    Autobauer im Dilemma, Kommentar von Stefan Kroneck zum Verbrennungsmotor

    Frankfurt (ots) - Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Der geplante Abschied bei Audi vom Verbrennungsmotor in der zweiten Hälfte dieser Dekade und Daimlers jüngste Ankündigung, ihre langfristigen Klimaziele viel früher erreichen zu wollen, gleichen einem Beben in der deutschen Autoindustrie. Das heißt, dass in Ingolstadt und Stuttgart der ...

  • 18.06.2021 – 20:15

    Grüne Disziplinierung, Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Den Zentralbanken kommt im Kampf gegen Klimawandel, Umweltverschmutzung und Nachhaltigkeitsaspekte eine eigene Rolle zu. Das sehen nicht nur Marktakteure so, auch die Notenbanken selbst thematisieren, inwieweit die Geldpolitik um ein grünes und nachhaltiges Element ergänzt werden muss, damit man der eigenen Rolle gerecht wird und als komplementäres Element zu Regierungen, Regulierern etc. bei der ...

  • 17.06.2021 – 20:40

    Virulente Risiken, Kommentar zu Curevac von Sabine Wadewitz

    Frankfurt (ots) - Es ist ein herber Rückschlag. Während junge Biotechunternehmen in der Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19 bislang Rekorde aufgestellt haben, setzt Curevac den Kontrapunkt. Die Tübinger Firma muss nach einer Zwischenanalyse ihrer Studienergebnisse einräumen, dass ihr Corona-Vakzin (noch) nicht die erhoffte Immunantwort auslöst. Eine Zulassung steht damit in den Sternen, sie ist aber auch nicht ...