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Lausitzer Rundschau: Vor 75 Jahren warfen die Nazis Bücher auf die Scheiterhaufen Brandschutz

Cottbus (ots)

Am 10. Mai 1933 loderten in Deutschland die
Scheiterhaufen. Bücher wurden verbrannt. Die Folgen sind bekannt: 
1938 brannten die Synagogen, wenige Jahre später die Verbrennungsöfen
der Krematorien, schließlich ein Teil der Welt.
Aber mit den Büchern begann es. Wer sich in die schwarzen Listen der 
Flammenopfer vertieft, muss erschrecken: Babel. Becher, Döblin, 
Feuchtwanger, Frank, Gorki, Hasek, Hemingway, Kästner, Kellermann, 
Jack London, Heinrich Mann, Remarque, Renn, Ringelnatz, Seghers, 
Traven, Tucholsky, Werfel, Arnold Zweig, Stefan Zweig - unmöglich, 
alle aufzuzählen, unermesslich der Schaden, der der wirklich 
deutschen Kultur dadurch entstanden ist.
Für viele Autoren war das das Ende ihres Werkes. Verbrannt, wurde es 
vergessen. Das war nicht aller Schicksal. Zum Beispiel hat Cottbus 
einen schreibenden Sohn seiner Stadt, den Schriftsteller A. 
Schirokauer, dem Vergessen entrissen. Der Lassalle-
Biograf, Sachbuchautor des Berichtes einer Polar-Expedition und 
Rundfunkpionier des Hörspiels wird demnächst mit einer Gedenktafel 
geehrt. Ein später, aber ein möglicher Sieg über die Barbarei.
Möglich geworden ist er, weil Scheiterhaufen zwar Papier vernichten, 
aber nicht das Denken und Fühlen, nicht die Sehnsüchte, Hoffnungen 
und Wünsche der Menschen, auch wenn diese in schweren Zeiten nur wie 
Schimären erscheinen. Sie sind nicht an Bücher gebunden, sondern an 
den Willen zum Überleben und den Glauben an das Gute im Menschen.
Das wussten die Nazis und warfen, als die Bücherverbrennungen nicht 
reichten, ihre Todesmaschinerie gegen Menschen an. Der Rassenwahn 
wurde flankiert von unsäglichem Terror gegen politische Gegner, gegen
die eigene Zivilbevölkerung und Menschen in den überfallenen Ländern.
Als der Krieg zum Bumerang wurde, hinterließen sie, wo immer sie 
verdrängt wurden, Verbrannte Erde. Aber Träume brennen eben nicht. 
Schirokauer, der den Nationalsozialisten entkam und später nach 
Amerika ging, verleiht uns Mut, wie wir den vielen namenlosen Toten 
aus der Nazizeit ein Gesicht gegeben haben, auch den vergessenen 
Autoren ein Andenken zu schenken, indem wir uns ihr Werk neu 
aneignen.
Das ist der beste Brandschutz. Und Brandschutz ist nötig, geistiger 
Brandschutz. Rechtsextremismus, der sich lautstark auf der Straße 
artikuliert, könnte auch Verlage, Bibliotheken, Buchhandlungen in 
sein Kalkül nehmen, könnte eines Tages Listen mit Autoren und Titeln 
aufstellen, die nicht wünschenswert und zu entfernen sind.
Natürlich haben wir, Grundgesetz genannt und im demokratischen 
Konsens entstanden, eine wirksame Brandschutzordnung und in 
verschiedenen Bürgerinitiativen Brandschutzhelfer. Darin dürfen wir 
nicht müde werden.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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