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Lausitzer Rundschau: Christian Wulff und die Pogromnacht Vergleichsweise dumm

Cottbus (ots)

Er hat sich also entschuldigt, der
niedersächsische Ministerpräsident, für seine Bemerkung, dass die 
Stimmung gegen deutsche Wirtschaftslenker dem gleiche, was zu anderen
Zeiten zum Pogrom wurde. Tatsächlich bezeichnet der lange nicht allen
Deutschen geläufige Begriff gewalttätige Ausschreitungen gegen 
Minderheiten, die zu Mord, Totschlag, Plünderungen und Brandstiftung 
führen. Tatsächlich ist nirgendwo auch nur ansatzweise erkennbar, 
dass eine von wem auch immer angestiftete Meute durchs Frankfurter 
Westend zieht und Bankmanager zusammenschlägt. Christian Wulff, der 
christdemokratische Regierungschef in Hannover, offenbart allerdings 
selbst in der Entschuldigung noch ein gehöriges Maß an Verwirrung. 
Man könne nichts mit jener judenfeindlichen, von höchster Stelle 
organisierten Gewaltorgie vergleichen, die Deutschland am 9. November
1938 erlebte und an die in diesem Jahr vielfach gedacht wird. 
Natürlich kann man sehr wohl vergleichen und spätestens dabei fällt 
einem dann auf, welch' ein erschreckendes Maß an Unverständnis der 
Geschichte ein deutscher Spitzenpolitiker offenbaren darf. Denn wenn 
er verglichen hätte, wäre ihm wohl bewusst geworden, dass die 
vielgescholtenen deutschen Manager keinesfalls in der Gefahr stehen, 
ähnlich behandelt zu werden wie die deutschen Juden im Jahr 1938. 
Aber hinter diesem gedanklichen Amoklauf des CDU-Mannes steckt nicht 
nur Unwissen. Wulff wollte gegen die Stimmung anreden, die 
Wirtschaftslenker zur Rechenschaft ziehen will. Und dahinter steckt 
die durchaus begründete Furcht, dass dergleichen dann auch auf die 
Politik und damit auf ihn selbst überschwappen könnte. Nur wird man 
der eigenen Angst wegen noch lange nicht zum bemitleidenswerten 
Opfer. Meint man es gut mit dem Mann, so wäre ein Volkshochschulkurs 
in europäischer Geschichte des 20. Jahrhunderts hilfreich.
Und noch etwas fällt auf. Bei derartigen Entgleisungen wartet die 
deutsche Öffentlichkeit offenbar immer ab, bis sich der Zentralrat 
der Juden meldet. Es wäre angebracht, wenn beispielsweise die 
CDU-Bundesvorsitzende endlich einmal dem zuvorkommt und als erste 
darauf hinweist, dass solch eine Wortwahl nicht hingenommen werden 
kann. Denn Pogrome sind kein jüdisches Problem, es gibt sie weltweit 
und sie richten sich nicht nur gegen Juden. Das dumme, 
unverständliche Gerede ist diesmal ein Fall für eine Partei - die 
CDU.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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