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Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Zum Desertec-Projekt deutscher Energiekonzerne

Cottbus (ots)

Das am Montag vorgestellte Projekt Desertec ist
eine große Vision. Die Vision nämlich, dass sich sauberer Strom auf 
dieser Welt erzeugen lässt, und zwar im Überfluss. Und dass es 
Menschenwerk sein wird, sie zu nutzen.
 Beim Menschenwerk allerdings beginnen die Risiken und Nebenwirkungen
der Idee, in den Wüsten Nordafrikas in solarthermischen Kraftwerken 
Strom für Europa zu erzeugen. Strom ist Geld und Geld ist Macht. Wenn
der Strom nach Norden fließt, an wen fließt dann das Geld? Und wessen
Macht festigt es? Profitieren wieder einmal nur die 
industrialisierten Länder?
Erstens ist Afrika der Kontinent mit der am schnellsten wachsenden 
Bevölkerung in der Welt. Aber 15 bis 25Cent pro 
Kilowattstunde kann dort niemand zahlen. Wenn den Menschen das Licht 
flackert und sie gleichzeitig sehen, dass ihr Land benutzt wird, um 
die Glitzerwerbung an den Boulevards von Paris oder Berlin 
leuchten zu lassen, wird das nicht gut ausgehen.
Zweitens gibt es in Nordafrika kaum ein Land, das nicht entweder 
despotisch oder diktatorisch regiert wird oder politisch instabil 
ist, das nicht krasse Unterschiede zwischen Arm und Reich und innere 
Konflikte aufweist. Eine solche Geldmaschine wie Desertec wird diese 
Verwerfungen drastisch verstärken. Wenn nur die Despoten und ihre 
Vasallen dadurch noch reicher werden sollten, wenn die 
Militärapparate noch ausgebaut werden - natürlich unter dem Vorwand, 
die Transportleitungen nach Europa zu sichern - dann wird dieser 
Strom bald nicht mehr sauber sein, sondern blutig.
Und drittens: Waren wir nicht schon mal weiter? Weg von zentralen 
Lösungen für unsere Energieprobleme, hin zu lokalen Antworten wie dem
Windmüller und dem Biogasbauer? Wenn der Strommix der Zukunft wieder 
von ein paar Konzernen und großindustriellen Anlagen bestimmt wird, 
bleibt die Abhängigkeit von oligopolistischen Strukturen.
 Wer es gut meint mit der Vision von Desertec, muss sie herunterholen
ins Reich der Realitäten. Das heißt: kleiner machen. Und er muss sie 
den zwölf beteiligten Konzernen wegnehmen. Dieses Produkt muss den 
Nordafrikanern gehören. Sie müssen befähigt werden, solarthermische 
Kraftwerke aufzubauen und zu betreiben. Hilfe ja, aber zur 
Selbsthilfe. Investoren ja, aber keine Fremdbestimmung. Die Vision 
von Desertec sollte mit dieser Zielsetzung das zentrale 
Zukunftsprojekt der neu gegründeten Mittelmeerunion und damit der 
europäischen Entwicklungspolitik für Nordafrika werden. Falls später 
einmal ein paar Gigawatt für uns abfallen - um so besser.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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