Lausitzer Rundschau: Halbwertzeit der Erinnerung Asse-Atommüll-Untersuchungsausschuss in Hannover
Cottbus (ots)
Weitermachen! - Missbrauchsbeauftragte zieht eine erste Bilanz
Es ist ein Blick in die Abgründe in der Gesellschaft: Über 8000 Menschen haben im vergangenen halben Jahr Kontakt zur Unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs gesucht. Rund zwei Drittel davon waren Betroffene. Immer öfter melden sich Menschen, die nicht in einem Kinderheim oder einer Kirchengemeinde, sondern in einer Familie missbraucht wurden. Und immer mehr melden sich auch Menschen, bei denen der sexuelle Missbrauch nicht ein halbes Leben lang zurückliegt, sondern gerade erst geschieht. Das macht deutlich, dass die als Reaktion auf den Missbrauchsskandal geschaffene Position der Unabhängigen Beauftragten im Prinzip unverzichtbar ist. Denn auch wenn die erste Schockwelle des Skandals vorüber ist: Der Missbrauch ist es nicht. Die Opfer brauchen auch weiterhin eine neutrale Stelle, an die sie sich wenden können, die ihre Stimme erhört und in der Öffentlichkeit vertritt. Noch ist es keineswegs selbstverständlich, dass sich eine Politikerin wie die mecklenburgische Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) stellvertretend für die Gesellschaft bei den Missbrauchsopfern entschuldigt. Oft genug wird der Missbrauch verdrängt, wird den Opfern eine Mitschuld gegeben und ihr Leid nicht wahrgenommen, allen Vorfällen dieses Jahres zum Trotz. Vor allem gilt das für die Situation in den Familien, wo laut dem vorgelegten Bericht noch immer die meisten Missbrauchsfälle geschehen. Schon deswegen sollte die Bundesregierung die zunächst nur provisorisch eingerichtete Stelle der Unabhängigen Beauftragten gegen den sexuellen Kindesmissbrauch zu einer Institution von Dauer werden lassen.
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