Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ Mediengruppe und WDR vereinbaren richtungsweisende Zusammenarbeit im Internet
Düsseldorf/Essen (ots)
Nachrichtenportal DerWesten.de übernimmt regionale Audio- und TV-Beiträge. Erste Online-Kooperation von privatem Medienkonzern und öffentlich-rechtlichem Sender in Deutschland
Die WAZ Mediengruppe und der Westdeutsche Rundfunk haben sich auf eine richtungsweisende Zusammenarbeit im Online-Bereich geeinigt. Der Kölner Sender wird dem Nachrichtenportal DerWesten.de über eine Lizenz regionale Radio- und Fernsehbeiträge zur Verfügung stellen. Dies ist die erste Online-Kooperation eines Verlagshauses und einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt in Deutschland und dürfte Modellcharakter haben. In der Medienbranche bahnen sich zurzeit noch weitere Kooperationen dieser Art an.
Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Jürgen Rüttgers, hatte zu einer Pressekonferenz in die Düsseldorfer Staatskanzlei eingeladen, auf der Bodo Hombach, Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe, und WDR-Intendantin Monika Piel die Zusammenarbeit präsentierten. Jürgen Rüttgers hatte während des vergangenen Medienforums NRW gegenüber der WAZ-Gruppe und dem WDR angeregt, am runden Tisch ihre jeweiligen Interessen im Online-Bereich zu diskutieren. "Nach guten und konstruktiven Gesprächen mit dem WDR haben wir eine Form der Zusammenarbeit gefunden, mit der beide Seiten ihr journalistisches Profil schärfen können. Die Magazinbeiträge des WDR werden das Angebot auf DerWesten.de sinnvoll ergänzen. Unser Kooperationsmodell wird auch für andere Verlage interessant sein, wir geben unsere Erfahrungen gerne weiter", sagte Dr. Stephan Holthoff-Pförtner, Bevollmächtigter der Funke-Familien-Gesellschaft.
"Wir freuen uns, unseren Nutzern künftig deutlich mehr hochwertige Videobeiträge zu aktuellen Themen aus der Region anbieten zu können. Gleichzeitig werden unsere eigenen Videoaktivitäten wie geplant fortgesetzt", erklärt Katharina Borchert, Chefredakteurin des Onlineportals DerWesten.de.
Das Kooperationsmodell sieht vor, dass der WDR seine Magazinbeiträge, etwa aus der "Aktuellen Stunde" oder der "Lokalzeit", rund eine Stunde nach Ausstrahlung in die "WDR Mediathek" einstellt und parallel dazu für das Nachrichtenportal DerWesten.de zur Auswahl bereithält. Für die Video- und Audiobeiträge zahlt die WAZ Mediengruppe eine marktübliche Lizenzgebühr. Aufgrund der Werberestriktionen, denen der WDR unterliegt, bleibt das Playerfenster werbefrei.
Außerdem planen WAZ-Gruppe und "WDR mediagroup" gemeinsame Projekte im Bereich der Werbeakquisition und -vermarktung. Geplant ist unter anderem eine Paketvermarktung mit dem Angebot WDR2, 1Live und Onlinewerbung auf DerWesten.de.
Der Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe Bodo Hombach zur Kooperation von WAZ und WDR
"Die Zusammenarbeit zwischen WDR und WAZ ist Dienst am Kunden. Redaktionelle und ökonomische Eigenständigkeit waren schon selbstverständlich, als beide die Mediathek "Wir in Nordrhein-Westfalen" ins Leben gerufen haben. Dieses Projekt läuft seit 2 Jahren mit gutem Erfolg. Unterschiedliche Unternehmenskulturen und medienrechtliche Grundlagen machen eine solche Kooperation nicht leicht, aber sie ist möglich, weil beide Medien der Wunsch verbindet, ihren Kunden Qualitätsjournalismus zu bieten.
Das neuerliche Kooperationsprojekt dient demselben Zweck und kann medienpolitisch Schule machen. Der Kölner Stadtanzeiger schreibt: "... gilt die Zusammenarbeit zwischen der größten ARD-Anstalt und der auflagenstärksten Zeitungsgruppe in Nordrhein-Westfalen ... als Pilotprojekt, dessen Erfahrungen auch richtungsweisend für weitere Kooperationen sein dürften."
Der früher geschürte Konflikt darüber, ob auf der einen Seite Zeitungsverlage im Internet "bewegte Bilder" verbreiten dürfen, und ob auf der anderen Seite die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ihre Sendungen programmbezogen und programmbegleitend im Internet verbreiten dürfen, löst sich erkennbar auf. Aus der Sicht der WAZ Mediengruppe ist die Politisierung der Mediengesetzgebung ohnehin zu weitgehend. Versuche, die Politik zu benutzen, um den jeweils anderen bei der Nutzung neuer Distributionswege zu blockieren, sind deshalb ungeeignet, die technologische Entwicklung und die Verbreitung von Qualitätsjournalismus kundengerecht sicherzustellen.
Ich sehe durchaus "Regelungsbedarf", begrüße aber ausdrücklich die Initiative des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Herrn Dr. Jürgen Rüttgers, ausgehend vom Medienforum NRW in Köln, die anstehenden Themen mit den Beteiligten "am runden Tisch" zu besprechen und dann erst Regeln zu entwickeln.
Auch die Bereitschaft, die Fesseln des § 33 des Landesmediengesetzes NRW erheblich zu lockern, dient diesem Zweck. Die neuerliche Kooperationsvereinbarung zwischen WDR und WAZ ist ein wichtiger Baustein, die Zukunftskonstellation der Medien in Deutschland zu erproben, modellhaft zugänglich zu machen und gemeinsam mit der Politik freiheitliche und kundenfreundliche Wege zur Verbreitung von Qualitätsjournalismus sicherzustellen."
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Paul Binder, WAZ Mediengruppe, Unternehmenssprecher,
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