Neue OZ: Kommentar zur Meyer Werft
Osnabrück (ots)
Ein Sturm zieht auf
Dieser Freitag wird als denkwürdiger Tag in die niedersächsische Wirtschaftsgeschichte eingehen: Jahrelang galten osteuropäische Werkvertragsarbeiter in der Industrie als ebenso still wie anspruchslos. Selbst unter härtesten Arbeitsbedingungen regte sich bisher nie öffentlich hörbarer Protest. Wenn Einzelne doch mal aufbegehrten, drohte ihnen der Subunternehmer oft wirkungsvoll mit der sofortigen Abschiebung ins Heimatland. Das Bild vom schwachen Werkvertragsarbeiter ist seit gestern überholt: Mit dem Streik der Rumänen und Bulgaren auf der Meyer Werft hat sich etwas Wesentliches verändern. Die Osteuropäer haben erkannt, dass sie im fremden Land Macht haben, wenn sie sich zusammenschließen. Es ist ihnen mit einer friedlichen, zweitägigen Arbeitsniederlegung gelungen, Forderungen durchzusetzen. Es wird spannend, ob das nur der Anfang war. Oder ob möglicherweise Streiks mit weiteren Forderungen zur Gleichstellung folgen. Dann hätten viele deutsche Betriebe ein Problem. Der Papenburger Werft-Streik wird in jedem Fall viele bisher unbeteiligte Firmen unter Druck setzen. Denn was der Personaldienstleister Dirks seinen Arbeitern zugestanden hat, können die anderen Subunternehmer der Werft ihren Arbeitern kaum verweigern. Für den Schiffbau könnte ein Sturm aufziehen.
Stefan Prinz
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