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Behörden-Bürokratie verschärft den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen

Schwedt (ots)

   - Deutschen Medizin-Absolventen aus Stettin (Polen) wird seit 
     neuestem die Approbation verweigert - sie dürfen nicht als Arzt 
     in Deutschland arbeiten
   - Dringend benötigte ausländische Pflegekräfte müssen monatelang 
     auf Visaanträge und Arbeitsgenehmigungen warten

Um den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu mindern, will die Regierung angeblich die Bürokratie senken und Fachkräfte auch außerhalb der Europäischen Union gezielt anwerben. Abseits von schönen Sonntagsreden sieht die Realität ganz anders aus. Nicht nur, dass dringend benötigte Pflegekräfte monatelang auf Visa, Anerkennungen und Arbeitserlaubnis warten müssen. Jetzt folgt ein neuer Streich: Deutsche Ärzte, die an der renommierten Pommerschen Medizinischen Universität in Stettin (Polen) studiert haben, erhalten keine Approbation mehr. Sie können deshalb nicht an deutschen Klinik arbeiten und Patienten versorgen, obwohl sie hier dringend benötigt werden.

"Beim Fachkräftegipfel im Kanzleramt wurde behauptet, bürokratische Hürden für Fachkräfte aus dem Ausland sollen gesenkt werden, aber zugleich ziehen deutsche Behörden neue Mauern hoch und weigern sich plötzlich Abschlüsse aus EU-Nachbarstaaten anzuerkennen", sagt Kai Hankeln, CEO der Asklepios Kliniken. "Der Widerspruch zwischen politischen Absichtsbekundungen und Behördenwirrwarr wird immer grotesker", so Hankeln weiter. Jahrelang studierten junge Deutsche in Stettin und erhielten nach erfolgreichem Abschluss ihres Studiums die Approbation - wie nach Studienabschlüssen anderer Universitäten der Europäischen Gemeinschaft. Jetzt hatte plötzlich eine der 37 Approbationsbehörden Bedenken, die sich auf die EU Richtlinie 2005/36/EG i.d.F 2013/55/EU über die Anerkennung von Berufsabschlüssen bezogen. Alle anderen Behörden schlossen sich an. Obwohl die Bedenken in zwei sehr ausführlichen Briefen des polnischen Gesundheitsministeriums in Warschau vollständig ausgeräumt wurden, wird den Absolventen nach wie vor die Approbation verweigert. In allen anderen europäischen Ländern werden die polnischen Studienabschlüsse übrigens weiterhin anerkannt.

Im Asklepios Klinikum Uckermark und in einer Reihe anderer deutscher Krankenhäuser können derzeit fest zugesagte und eingeplante ärztliche Stellen nicht besetzt werden, weil sämtlichen deutschen Absolventen der 16 polnischen Universitäten die Approbation in Deutschland verweigert wird. De facto bedeutet dies ein Arbeitsverbot für Absolventen polnischer Universitäten. Die Folge sind erhebliche Probleme in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung, insbesondere in Regionen, die ohnehin unter Ärztemangel leiden. Das Asklepios Klinikum Uckermark hat sich daher mit einem Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und an die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Deutschen Bundestag gewandt und um Unterstützung gebeten.

Das eigenartige Vorgehen reiht sich in sehr speziellen Strategien deutscher Behörden ein, um den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu bekämpfen. So hat die deutsche Botschaft in Manila die Bearbeitungszeit für Visa von philippinischen Pflegekräften nicht etwa verkürzt, sondern auf sechs Monate verlängert. Derzeit warten Pflegekräfte aus den Philippinen seit August auf ihren Einsatz in Hamburg, weil die Ausländerbehörden der Hansestadt ihnen die Arbeitserlaubnis nicht erteilt. Zwar haben die Schwestern und Pfleger bereits eine Berufsanerkennung, aber die gilt nur in Hessen, daher muss in Hamburg erneut geprüft werden. Zwischen dem Anwerben ausländischer Pflegekräfte und dem tatsächlichen Dienstantritt kann man zweimal Weihnachten feiern, aber die Patienten müssen auf ihre Operationen warten.

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