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Neue Westfälische: Neue Westfälische Bielefeld: KOMMENTAR Der Fall Franz Josef Jung Merkel in Erklärungsnot CARSTEN HEIL

Bielefeld (ots)

Das hat es in der Geschichte Deutschlands noch
nicht gegeben. Nur wenige Wochen nach der Vereidigung der neuen 
Bundesregierung steht mit Arbeitsminister Franz Josef Jung (CDU) 
schon das erste Kabinettsmitglied auf der Kippe, das junge Bündnis 
aus CDU und FDP in seiner ersten schweren Krise.
Da mag sich der heutige Arbeitsminister Jung noch so wortreich 
winden. Der damalige Verteidigungsminister und kein anderer hat als 
Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt die Verantwortung für die 
konkreten Vorkommnisse bei Kundus zu tragen und noch mehr für seine 
katastrophale Informationspolitik.
Aus heutiger Sicht gibt es zwei mögliche Erklärungen dafür, dass Jung
die Öffentlichkeit nicht frühzeitig und nicht korrekt über die 
Wahrheit informiert hat: 1. Er hat selber früh gewusst, dass 
Zivilisten unter den Opfern waren, wollte aber kurz vor der 
Bundestagswahl nicht darüber sprechen. 2. Er war nicht informiert.
In beiden Fällen bleibt ihm nur der Rücktritt. Denn im ersten Fall 
hätte er unverantwortlich gehandelt, im zweiten sein Haus nicht im 
Griff gehabt. Er war überfordert. Jung selbst hat gestern Abend im 
Bundestag erklärt, dass er zwar von einem brisanten Bericht der 
Feldjäger wusste, aber nichts über dessen Inhalt. Er habe den Text 
nicht gelesen, aber an die NATO weiterleiten lassen. Ein 
Verteidigungsminister, der nicht alle verfügbaren Quellen in solch 
einer Situation nutzt? Er sollte sein Amt zur Verfügung stellen, auch
wenn er längst ein anderes Ministerium führt. Andere Minister haben 
aus weit nichtigerem Grund ihren Hut nehmen müssen.
Ringt sich Jung nicht selbst dazu durch, bleibt Kanzlerin Angela 
Merkel nichts anderes übrig, als ihm das Vertrauen zu entziehen. In 
dieser Situation kann sie nicht mehr in gewohnter Art moderieren und 
abwarten, sie muss entscheiden. Sonst wird der Fall Jung zu einem 
Fall Merkel und belastet dauerhaft die Regierung.
Die Opposition wird zu Recht einen Untersuchungsausschuss fordern, um
Licht in die undurchsichtige Amtsführung von Franz Josef Jung zu 
bringen. Die Kanzlerin kann nicht ernsthaft an einem Minister 
festhalten, der sich über Wochen auf seine Verteidigung vor solch 
einem Gremium konzentrieren muss.
Eigentlich ist Jung derzeit als Arbeitsminister dafür zuständig, die 
Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und die Menschen in Deutschland 
möglichst unbeschadet durch die Wirtschaftskrise zu führen. Diese 
Aufgabe kann er unter solchem Druck nicht mehr meistern.
Die Politik insgesamt muss endlich einsehen, dass der Einsatz 
tausender deutscher Soldaten in Afghanistan ein Kriegseinsatz ist, 
dem sie höchste Aufmerksamkeit widmen muss. "Verantwortung tragen" 
gehört nicht nur in Sonntagsreden, sondern muss im Alltag gelebt 
werden. Verteidigungsminister Jung hat viel zu beiläufig agiert, 
während deutsche Soldaten am Hindukusch ihr Leben riskierten und 
afghanische Zivilisten in diesem Krieg umkamen.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell

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