Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westfalen-Blatt mehr verpassen.

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Russland-Wahl

Bielefeld (ots)

Faire und demokratische Wahlen sehen anders aus:
Mit den Duma-Wahlen im Dezember haben wir den ersten Akt eines großen
Schauspiels zum Machterhalt Wladimir Putins erlebt. An diesem Sonntag
wird in Russland mit den Präsidentenwahlen der zweite Akt aufgeführt.
Hauptdarsteller auf der Bühne wird zwar Dmitri Medwedew sein, dessen 
deutlicher Sieg außer Frage steht. Doch das Drehbuch hat auch Putin 
geschrieben. Und er wird sich auch unter einem Präsidenten Medwedew 
nicht damit zufrieden geben, nur Regieassistent zu sein.
 Medwedew hat in dieser Woche zwar noch einmal bekräftigt, das Land 
künftig im Tandem mit Putin führen zu wollen. Doch wie dieses Tandem 
aussehen wird, darüber wird auch in Russland heftig spekuliert. 
Manche erinnert dieses Tandem an eine Fahrschule. Der Anfänger 
Medwedew darf am Steuer üben, aber der Fahrlehrer Putin hat jederzeit
das Recht, ins Lenkrad zu greifen und auf die Bremse zu treten. 
Notfalls setzt sich Putin auch selbst wieder ans Steuer.
Dieses Bild kommt der Wahrheit sehr nahe. Medwedew hat der russischen
Bevölkerung zwar einen liberaleren Staat versprochen, will rigoros 
gegen Korruption und Unrechtsurteile kämpfen. Doch er ist eben nur 
der Ziehsohn Putins. Und der Noch-Präsident hat unmissverständlich 
klargemacht, dass er seinen Einfluss wahren wird.
Medwedew wird von den Russen nur gewählt, weil er der Favorit Putins 
ist. Vorerst auf jeden Fall bleibt die Politik die alte und Putin 
weiterhin der populärste Politiker in Russland.
Ein korruptes Beamtentum, eine ungerechte Justiz, ein miserables 
Gesundheitswesen - dem System Putin hat dies nicht geschadet, zumal 
auch die Militär- und Sicherheitsorgane auf den Kremlchef 
eingeschworen waren.
Die spannende Frage wird sein, ob Medwedew es schafft, sich aus 
Putins Schatten zu lösen, ohne dessen Unterstützung zu verlieren. 
Sollte er es auf eine Zerreißprobe ankommen lassen, würde er diese 
politisch wahrscheinlich nicht überleben. Putin hat seine Popularität
vor allem den Einnahmen von Gas und Öl zu verdanken, mit der er der 
Bevölkerung zumindest die Hoffnung auf ein besseres Leben geben 
konnte.
Medewedew wird darauf nicht im gleichen Maße zurückgreifen können, 
sind doch immense Investitionen notwendig, um neue Gas- und Ölfelder 
zu erschließen.
Was ändert sich mit den Präsidentenwahlen für Europa, für 
Deutschland? Wir müssen weiterhin großes Interesse an einer 
Zusammenarbeit haben und auf enge Beziehungen setzen - nicht nur in 
der Sicherheitspolitik und im Energiebereich.
Darum sollten wir aber nicht mit einer rosaroten Brille auf Russland 
schauen. Die Demokratiedefizite, die Menschenrechtsverletzungen 
müssen deutlich angesprochen werden. Demokratie wächst bekanntlich 
von unten. Deshalb sollten wir weiter auf der Hut sein, doch auch mit
Geduld auf die Entwicklung in Russland schauen. Vielleicht wird 
Medwedew ja unterschätzt - auch von Putin.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westfalen-Blatt
Weitere Storys: Westfalen-Blatt
  • 27.02.2008 – 19:44

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Klausur der großen Koalition

    Bielefeld (ots) - Trotz der scharfen verbalen Attacken innerhalb der großen Koalition um den Linksruck der SPD und den Wortbruch im Verhalten gegenüber der Linken hat Schwarz-Rot bei der jüngsten Klausurtagung Handlungsfährigkeit bewiesen. Dafür gebührt den Koalitionären Respekt, auch wenn sie nichts anderes als ihren Job gemacht haben. Wer geglaubt ...

  • 27.02.2008 – 19:42

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Online-Durchsuchungen

    Bielefeld (ots) - Die Karlsruher Verfassungsrichter haben geurteilt - die Regelung zur heimlichen Online-Durchsuchung im Verfassungsschutzgesetz des Landes NRW ist vom Tisch. Handwerklich mangelhaft und ohne rechtsstaatliches Augenmaß mit heißer Nadel gestrickt, konnte das Gesetz der Prüfung nicht standhalten. Wirklich überrascht hat das wohl nur ...

  • 26.02.2008 – 20:14

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Arminia Bielefeld

    Bielefeld (ots) - Es ist keine drei Monate her, seit Arminia Bielefelds Präsident Hans-Hermann Schwick die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Manager Reinhard Saftig verkündet hat. Seit gestern ist diese schriftliche Vereinbarung schon wieder hinfällig. Fällig wird für den Fußball-Bundesligisten dagegen eine saftige Abfindung. Nicht die einzige, die ...