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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Gewalt gegen Frauen

Bielefeld (ots)

Nichts ist so nüchtern wie Zahlen. Diese aber sind erschütternd: Jeder vierte Mann im Asien-Pazifik-Raum soll ein Vergewaltiger sein. Grundlage sind keine Schätzungen oder Mutmaßungen, sondern Selbstbezichtigungen bei einer seriös zu nennenden Umfrage der Vereinten Nationen. Die hätte es vermutlich nie gegeben, wäre die bestialische Vergewaltigung und Ermordung einer 23-jährigen Studentin in Indien nicht bekannt geworden. Endlich, möchte man sagen. Über Jahrzehnte hinweg wurden solche Verbrechen verschwiegen. Dabei ist Gewalt gegen Frauen weltweit an der Tagesordnung. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bis zu 70 Prozent aller Frauen davon betroffen. In autoritär-patriarchalischen Gesellschaften Afrikas oder Südasiens geschieht dies ungleich häufiger und ist akzeptierter als im westlichen Kulturkreis. In Religion und in archaischen Regeln finden die selbsternannten Herren der Schöpfung ihre Rechtfertigung: Der Mann gilt nur als Mann, wenn er sich gegenüber der Frau handfest durchzusetzen weiß. Genitalverstümmelung und Zwangsheirat sind dabei nur zwei der himmelschreienden Frevel. Der sogenannte aufgeklärte Westen hat aber keinen Grund zur Selbstzufriedenheit. Hier wird die Gewalt im Verborgenen ausgeübt: Meistens ist der vertraute Partner der Täter. Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums hat etwa jede vierte Frau in Deutschland schon mindestens einmal körperliche oder sexuelle Gewalt durch einen Partner erlebt. 70 Prozent der weiblichen Mordopfer in Australien, Kanada, Israel, Südafrika und den USA wurden von ihren Partnern getötet, teilt die Weltgesundheitsorganisation der UNO mit. Doch wie das fatale Männlichkeitsideal vom »harten Kerl« brechen? »Präventionsmaßnahmen brauchen langfristige Strategien«, sagt Rachel Jewkes aus Südafrika, eine der Autorinnen der aktuellen UNO-Studie. Die tief in den kulturellen Vorstellungen von Männlichkeit und Geschlechterhierarchie verhafteten Verhaltensweisen müssten infrage gestellt werden. Und das geht nur über Bildung - ein weiterer Bereich, in dem Frauen in vielen Regionen der Erde aber immer noch massiv diskriminiert werden. Ein solcher Prozess dauert also Generationen. Was rascheren Erfolg verspricht? Licht ins Dunkel bringen, wie jüngst endlich in Indien geschehen, als dort ein Aufschrei durchs Land ging. Es mehren sich die Zeichen, dass dies auch andernorts zu einem Umdenken führt. Die Täter stellen, die Taten anprangern und über die Ursachen reden: Auch eine unkonventionelle Truppe wie die ukrainischen Femen-Aktivistinnen haben schließlich mit Aktionen gegen Sextourismus und Zuhälterei lange verschwiegene Themen in die Öffentlichkeit getragen. Über die Methoden mag man diskutieren, aber es ist an der Zeit, das Tabu weltweit zu brechen und klar zu benennen, was jegliche Gewalt gegen Frauen ist: ein Verbrechen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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