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Pleitgen würdigt russischen Maler und Regimekritiker Boris Birger als "beeindruckende Persönlichkeit"
Im Alter von 78 Jahren gestorben - Mitglied im Lew Kopelew Forum

Köln (ots)

Im Alter von 78 Jahren ist am 4. August 2001 der
russische Maler Boris Birger in einem Krankenhaus in der Eifel
gestorben. Dies hat das Lew Kopelew Forum heute in Köln mitgeteilt.
Boris Birger hatte 1990 die damalige Sowjetunion verlassen, um in
Deutschland seine neue Heimat zu finden. Ironie des Schicksals: Er,
der vom sowjetischen Regime verfolgt wurde, fand ausgerechnet im
Gebäude der ehemaligen sowjetischen Botschaft in Rolandseck eine neue
Bleibe - Atelier und Wohnung.
"Boris Birger war eine beeindruckende  Persönlichkeit, nicht nur
als herausragender Maler seiner Zeit, sondern auch als
charakterfester Mensch. Jahrzehntelang versuchte ihn das sowjetische
Regime klein zu kriegen, aber ließ sich nicht beugen.
Unerschütterlich stand er auch zu seinen Freunden, die unter Druck
und in die Fänge des Geheimdienstes geraten waren", würdigt Fritz
Pleitgen, Vorsitzender des Lew Kopelew Forums, den gestorbenen
Künstler, der auch Mitglied des Forums war.
Seit 1968 war Birger aus dem sowjetischen Künstlerverband
ausgeschlossen, weil er gegen die Verhaftung und Verurteilung
regimekritischer Intellektueller protestiert hatte. In dieser Zeit
entwickelte sich sein winziges Moskauer Dachgeschoss-atelier zu einem
Treffpunkt von russischen Künstlern und Intellektuellen, die in
kritischer Distanz zum Sowjetregime standen, wie Andrej Sacharow und
Lew Kopelew, als auch von ausländischen Freunden wie Heinrich Böll
und zahlreichen Korrespondenten und Diplomaten. 1962 hatte Nikita
Chruschtschow Birgers Bilder öffentlich diffamiert, weil seine
Darstellung des Alttags und der Menschen nicht dem Kanon der
offiziellen Kunstdoktrin des "Sozialistischen Realismus" entsprach.
Birgers enge Beziehung zur Familie zur Familie Böll und zu den
Kunstsammler Peter Ludwig sowie seine Kenntnisse der deutschen
Sprache bewogen ihn, seiner russischen Heimat den Rücken zu kehren
und nach Deutschland überzusiedeln. Sein Freund Lew Kopelew, der 1981
ausgebürgert wurde, hatte sich von Köln aus nachdrücklich dafür
eingesetzt, dass Birgers Werke im Westen ausgestellt werden konnten.
Seine Bilder, in der klassischen Tradition des russischen
Imressionismus, deren besondere Leucht- und Lichtkraft auch Heinrich
Böll lobte, hängen heute in vielen in- und ausländischen
Privatsammlungen und Museen, darunter im St. Petersburger Russischen
Museum und im Museum Ludwig in Köln.
Rückfragen:
Rüdigers Oppers
Sprecher Lew Kopelew Forum
Tel.: 0221/220-2405

Original-Content von: WDR Westdeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell

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