Architekt Peter Eisenman kritisiert in einem ZEIT-Interview Demonstrationsverbote am Holocaust-Mahnmal und nennt den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses städtebaulichen "Kitsch"
Hamburg (ots)
Peter Eisenman, Architekt des Berliner Holocaust-Mahnmals, hat sich in einem Gespräch in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT dagegen ausgesprochen, Aufmärsche von Neonazis am Mahnmal verbieten zu lassen. Wenn es in der deutschen Gesellschaft Rechtsradikalismus gebe, habe es keinen Zweck, diesen zu unterdrücken. "Warum sollte das Holocaust-Mahnmal nicht der Ort sein, an dem diese Energie zum Ausdruck kommt? Wenn die deutsche Gesellschaft diese Potenziale in sich trägt, dann kann und sollte man solche Demonstrationen nicht verhindern. Man kann doch keinen Stacheldraht um das Gelände ziehen und Wachtürme aufstellen." Weiter erklärte Eisenman, er habe ursprünglich sogar daran gedacht, das geplante Info-Zentrum, den sogenannten "Ort der Erinnerung", im Goebbels-Bunker unterzubringen.
Kein Verständnis zeigt Peter Eisenman für Pläne, das Berliner Stadtschloss wiederaufzubauen. Er könne das Bedürfnis nach sinnstiftender Erfahrung und positiven Kontinuitäten nicht verstehen. "Die Vorstellung, dass es in Berlin einmal einen Originalzustand gegeben hat, den wir wieder herstellen oder kopieren könnten, ist nicht haltbar. Das wieder aufgebaute Schloss wäre Kitsch. Es wäre nichts als eine bildliche Kopie eines angeblichen Originals. Es sucht seinen Wert darin, Kopie zu sein. Viel interessanter wäre es, nicht die Kopie eines Originals zu sein, sondern das Singuläre zu bauen" erklärte Eisenman gegenüber der Wochenzeitung DIE ZEIT.
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 05/2001 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 25. Januar 2001 ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
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