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Ministerium für Inneres, Bau und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern

IM-MV: Verkehrsunfallstatistik 2023: Historischer Tiefstwert bei tödlich Verunglückten auf den Straßen von MV

Schwerin (ots)

Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle in Mecklenburg-Vorpommern nähert sich allmählich wieder dem Niveau der Jahre vor der Corona-Pandemie an: Mit 55.641 Unfällen stieg die Anzahl um vier Prozent gegenüber dem Jahr 2022 (53.500). Damit ereignet sich alle neun Minuten ein Verkehrsunfall in MV. Positive Entwicklung: Mit 57 tödlich Verunglückten wurde in MV im vergangenen Jahr ein historischer Tiefstwert erreicht. "Diese Entwicklung bestärkt unsere Landespolizei weiterhin in der Präventionsarbeit, um der Leitidee der ,Vision Zero' - also die Zahl der Getöteten und Schwerverletzten durch Verkehrsunfälle auf ein Minimum zu reduzieren - möglichst nahe zu kommen. Nichtsdestotrotz bedeutet dies, dass es alle sechs Tage einen Verkehrstoten gibt. Daher ist für uns klar: Jeder Tote im Straßenverkehr ist einer zu viel", sagt Innenminister Christian Pegel bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik 2023 in Schwerin mit Verkehrsstaatssekretärin Ines Jesse. "Mecklenburg-Vorpommern kann damit für 2023 im Vergleich aller Bundesländer den mit Abstand stärksten Rückgang bei tödlichen Verkehrsunfällen verzeichnen", so Pegel.

"Unfälle im Straßenverkehr bedeuten großes Leid für die Betroffenen und ihre Angehörigen. Daher ist es ein zentrales Anliegen der Landesregierung, die Verkehrssicherheit im Land weiter zu verbessern. Dafür haben wir das Verkehrssicherheitskonzept entwickelt. Es kommt jedoch auf jeden Einzelnen an - größtmögliche Sicherheit kann es nur geben, wenn alle sich rücksichtsvoll und den aktuellen Bedingungen angepasst verhalten", sagt die Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit, Ines Jesse.

Aus den vorgestellten Unfallzahlen leiten sich die Maßnahmen des Verkehrssicherheitskonzeptes ab.

"Mehr als 90 Prozent der Unfälle im Land sind zum Glück Unfälle 'nur' mit Blechschäden", so der Innenminister. Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Verunglückten ist um 33 auf 4.880 gesunken (2022: 4.913) und damit beinahe gleichbleibend. Auch bei den Schwerverletzten konnte ein Rückgang um gut 13 Prozent von 1.266 im Jahr 2022 auf 1.105 in 2023 festgestellt werden.

"Allerdings machen unsere Daten zu den tödlich verunglückten Unfallbeteiligten auch eines sehr deutlich: Der Gurt kann Leben retten - aber nur, wenn er angelegt ist!" appelliert der Innenminister an alle Verkehrsteilnehmer. Grund seines deutlichen Hinweises: Von den 57 im vergangenen Jahr im Straßenverkehr tödlich Verunglückten waren 31 Pkw-Fahrerinnen und -fahrer und von diesen waren zehn Menschen nicht angeschnallt. "Das macht ein Drittel der in Kraftfahrzeugen Getöteten aus", verdeutlicht Pegel.

Und ein weiteres Detail der Verkehrsunfallstatistik gibt aus Sicht des Innenministers Anlass zum gemeinsamen Nachdenken: "Leider müssen wir auch feststellen, dass bestimmte Tage in unserer Statistik herausstechen: Die große Mehrzahl der tödlichen Unfälle auf unseren Straßen passiert donnerstags, sonnabends und an Sonntagen", erläutert Christian Pegel und weist auf Annahmen für eine Erklärung hin: "Die Menschen sind am Ende der Woche vermutlich von der Arbeitswoche erschöpft und beim Autofahren unkonzentrierter als zu Beginn der Woche, am Wochenende werden häufiger Besuche getätigt, Veranstaltungen besucht oder andere Ausflüge gemacht und dafür Straßen genutzt, die nicht - wie beispielsweise der tägliche Arbeitsweg - aus dem Effeff bekannt sind, was die Gefahr erhöht, zudem sind Feiern am Wochenende häufiger."

Mit 47 Prozent der Gesamtgetöteten bei Baumunfällen nehmen diese einen hohen Anteil ein. "Damit sind nicht die Autobahnen die gefährlichen Straßen in unserem Bundesland, sondern tatsächlich die Landstraßen. Unsere Alleen im Land sind toll, aber bergen auch Gefahren. Da-her seien Sie bitte alle besonders vorsichtig unterwegs - insbesondere in unseren wunderschönen Alleen, in deren und in Ihrem Interesse!", appelliert der Minister.

In Mecklenburg-Vorpommern wurden auf Basis von Sondererhebungen Streckenabschnitte im Bundes- und Landesstraßennetz identifiziert, auf denen besonders häufig Unfälle mit Baumanprall festgestellt wurden. Um die Schwere der Folgen solcher Unfälle zu mindern, hat die Straßenbauverwaltung des Landes im Rahmen des 1. Nachrüstprogramms Schutzplanken 2017 bis 2021 an Bundesstraßen etwa 170 Kilometer und an Landesstraßen etwa 37 Kilometer Schutzplanken aufgestellt. Hierfür wurden aus dem Bundes- und Landeshaushalt insgesamt etwa 12 Millionen Euro investiert. "Wir haben ein zweites Programm dazu aufgelegt. Für die Jahre 2022 bis 2025 stehen rund 13 Millionen Euro für Schutzplankennachrüstungen an Bundes- und Landesstraßen mit einer Länge von etwa 50 Kilometern zur Verfügung", sagt Jesse.

Größte Veränderungen bei jungen Fahrern

Bei den "Jungen Fahrern" (15- u25J.) ist im Vergleich zu den sonstigen Altersgruppen die größte Veränderung festzustellen. "Die Gruppe der 15- bis unter-18-Jährigen umfasst insgesamt 169 der Gesamt-Unfallverursacher. Das ist ein Anstieg um 31 Fälle bzw. 23 Prozent, dabei machen diese einen Anteil von unter vier Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Bei den 18- bis unter-25-Jährigen ist der Anstieg um 47 Fälle auf 595 noch deutlicher. Auch wir Erwachsene können unseren Beitrag leisten, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Wir müssen mit gutem Beispiel, mit einem rücksichtsvollen und vorsichtigen Verkehrsverhalten, vorangehen", appelliert der Minister und führt weiter aus: "Bei den Verunglückten nehmen die 15 bis unter 25 Jahre alten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer leider ebenfalls einen großen Anteil gemessen an deren Anteil an der Gesamtbevölkerung ein. Beide Gruppen umfassen insgesamt 17,9 Prozent der Verunglückten."

Anzahl der Verunglückten mit E-Scootern gestiegen

Mit 1.547 (Minus 7,2 Prozent) wurden im Jahr 2023 weniger Radunfälle, einschließlich Pedelecs, im Land regis-triert. "Von den verunglückten Radfahrern fuhren 235 ein Pedelec, damit ist ihr Anteil mit 15 Prozent gleichgeblie-ben. Von den zwei getöteten Radfahrern fuhren beide ohne Helm", sagt Christian Pegel bei der Landespressekonferenz. In vielen Großstädten prägen mittlerweile auch die sogenannten E-Scooter (Elektrokleinstfahrzeuge) das Stadtbild, diese nehmen auch vermehrt einen Anteil in der Verkehrsstatistik ein. Mit 105 Verunglückten mit diesem Fahrzeugtyp hat sich diese Zahl seit 2021 mit 67 deutlich erhöht.

Alle 31 Minuten ein Wildunfall

Besonders häufig sind in Mecklenburg-Vorpommern mit seiner weiträumig dünnen Besiedlung und seinen idyllischen Alleen seit vielen Jahren nicht nur Unfälle mit Bäumen, sondern auch Unfälle mit Wildtierbeteiligung. "Bei Letzteren haben wir im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um fast zehn Prozent auf 17.027 verzeichnet. Damit ist leider jeder dritte Unfall ein Wildunfall in MV - und viel erschreckender: alle 31 Minuten passiert ein Unfall mit Wild", so der Innenminister und empfiehlt: "Insbesondere in den frühen Morgen- und in den Abendstunden im Frühjahr und Herbst sollten Fahrer die Geschwindigkeit reduzieren, den Fahrbahnrand im Auge behalten und bei plötzlich auftauchendem Wild nicht ausweichen, sondern bremsen und die Spur halten."

Jeder Fünfte flüchtet vom Unfallort

Die Zahl derer, die vom Unfallort flüchten, ist seit vielen Jahren unverändert hoch. Auch 2023 bedeuten 10.495 Mal Unfallflucht bei insgesamt 55.641 Unfällen, dass fast jeder fünfte Verursacher unerlaubt den Unfallort verlässt - und damit eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren riskiert. "Oder anders ausgedrückt: alle 50 Minuten flüchtet ein Unfallverursacher vom Ort des Geschehens. Zum Glück geht es bei 96 Prozent dabei um Unfälle mit ausschließlich Blechschaden", führt der Innenminister aus.

Neues Verkehrssicherheitskonzept bis 2030

Das integrierte Konzept zur Verkehrssicherheit in Mecklenburg-Vorpommern bis zum Jahr 2030 dient als Grundlage und Richtschnur der Verkehrssicherheitsarbeit im Land. Darauf aufbauend können Entscheidungen getroffen werden für die finanzielle Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit, der Arbeit der Verkehrssicherheitskommission oder bei der Behandlung des Themas im Schulunterricht. Ziel ist, für Mecklenburg-Vorpommern eine sichere und barrierearme Mobilität für alle Bürgerinnen und Bürger zu erreichen.

Mecklenburg-Vorpommern unterstützt den "Pakt für Verkehrssicherheit" als gemeinsame Strategie des Bundes und der Länder für die Verkehrssicherheitsarbeit in Deutschland 2021 bis 2030, der sich ebenfalls der "Vision Zero" sowie der Verkehrsunfallreduzierung im Allgemeinen verpflichtet hat. Dies gilt insbesondere für das quantitative Ziel, die Zahl der Verkehrstoten um 40 Prozent bis 2030 - ausgehend von den Zahlen für 2020 - zu reduzieren. Um dies zu erreichen und den Weg dahin aufzuzeigen, ist das Verkehrssicherheitskonzept der Landesregierung aktualisiert und fortgeschrieben worden. Mit dem neuen Konzept sollen noch stärker mittel- und langfristige Trends der Entwicklung im Straßenverkehr aufgegriffen und behandelt werden wie beispielsweise der sichere Umgang mit Pedelecs, S-Pedelecs und E-Bikes. Auch die Zukunftstechnologien im Straßenverkehr werden mit einem eigenen Kapitel behandelt. Die Verkehrssicherheitsarbeit soll an die Neuerungen angepasst werden, um mit deren Hilfe die Sicherheit im Straßenverkehr optimieren zu können.

Ein neuer Schwerpunkt zur Stärkung der Präventionsarbeit bei Kindern ist das sichere Verhalten auf dem Rad. Neben den theoretischen Grundlagen soll bei der Radfahrausbildung vor allem Wert auf praktische Übungen gelegt werden, die in der 4. Klasse mit einer Fahrradprüfung abschließen sollen.

"Der technische und digitale Fortschritt in der Automobilindustrie fördert sicherere, effizientere und umweltverträglichere Verkehrsabläufe. Die Verkehrssicherheitsarbeit soll an die Neuerungen angepasst werden, um mit deren Hilfe die Sicherheit im Straßenverkehr optimieren zu können. Es ist zudem zu erwarten, dass durch automatisiertes und autonomes Fahren langfristig das Unfallgeschehen positiv beeinflusst wird. Aber: Auch Assistenzsysteme haben ihre Grenzen. Eine verantwortungsbewusste Fahrweise bleibt weiterhin die Voraussetzung für Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer", sagt Jesse.

Das Konzept zur Verkehrssicherheit steht zum Download unter https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/wm/Service/Publikationen/

Viele weitere Zahlen und Grafiken zur Verkehrsunfallstatistik 2023 finden Sie in der Präsentation dazu auf der Webseite der Landespolizei.

Rückfragen bitte an:

Ministerium für Inneres, Bau und Digitalisierung
Mecklenburg-Vorpommern
Telefon: 0385/58812003
E-Mail: presse@im.mv-regierung.de
https://www.regierung-mv.de

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