POL-HN: Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Heilbronn und des Polizeipräsidiums Heilbronn vom 09.08.2024
Heilbronn (ots)
Bad Friedrichshall/Brackenheim/Güglingen: Erschreckender Tatplan konnte nur zum Teil umgesetzt werden
Am 5. und 6. August 2024 wurden in bei der Staatsanwaltschaft Heilbronn geführten Verfahren in einem groß angelegten Einsatz durch die Polizei im Landkreis Heilbronn Durchsuchungen und Festnahmen vollzogen. Hintergrund sind offenbar Auseinandersetzungen zwischen zwei rivalisierenden Gruppierungen im Rauschgiftmilieu am 26. und 27. Juni 2024.
Bereits am 26. Juni 2024 sollen mehrere maskierte und bewaffnete Personen gewaltsam in eine Wohnung in Bad Friedrichshall-Kochendorf eingedrungen sein. Beim Eintreffen der von Zeugen alarmierten Polizeikräfte waren die Tatverdächtigen nicht mehr vor Ort, es gab zu diesem Zeitpunkt erste Hinweise auf deren mögliche Identität. Die Kriminalpolizei Heilbronn nahm daraufhin die Ermittlungen auf.
Das vermutlich zur Tatausführung benutzte Fahrzeug konnte am Folgetag in Brackenheim lokalisiert werden. Der Pkw hatte erhebliche Beschädigungen, unter anderem an der Frontscheibe und an den Reifen. Er wurde durch die Polizei sichergestellt und in der Folge durchsucht. Hierbei konnten Maskierungsmittel sowie ein Pfefferspray, eine Axt und ein Messer aufgefunden und sichergestellt werden.
Am selben Abend wurden mehrere Fahrzeuge auf dem Gelände einer Schule in Güglingen gemeldet. Aus einem Fahrzeug sollen mehrere mit Machete und Schlagstock bewaffnete Personen ausgestiegen und gezielt auf eine sich dort aufhaltende Person zugegangen sein. Auch hier konnte durch Zeugen schnell die Polizei verständigt werden, der es im Rahmen der Fahndung gelang, einen flüchtenden Pkw anzuhalten. Im Fahrzeug fand die Polizei unter den Insassen nicht nur eines der mutmaßlichen Opfer des Raubüberfalls am Vortag in Bad Friedrichshall, sondern auch ein Mobiltelefon, Kleinmengen diverser Betäubungsmittel sowie Waffen, u.a. einen Elektroschocker, einen Schlagring, Messer, einen Schreckschussrevolver und einen Baseballschläger.
Durch umfangreiche verdeckt geführte Maßnahmen durch eine eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe konnte nun ein möglicher Tatablauf rekonstruiert und ein Zusammenhang zwischen den beiden Taten hergestellt werden. Demnach soll eine im Bereich Brackenheim agierende Personengruppe, bestehend aus mindestens vier Männern im Alter von 19 bis 30 Jahren, am Abend des 26. Juni 2024 nach Bad Friedrichshall gefahren sein. Dort sollen sie maskiert und bewaffnet aus einer Wohnung mehrere, dort gelagerte Kilogramm Marihuana im Wert von rund 25.000 Euro unter Androhung von Gewalt und möglicherweise Einsatz von Pfefferspray geraubt haben. Die Betäubungsmittel sollen durch die Tatverdächtigen im Anschluss an einen bislang nicht bekannten Ort im Raum Brackenheim/Güglingen verbracht worden sein.
Die bisherigen Ermittlungen ergaben, dass die am 26. Juni durch die Tat geschädigten, ursprünglichen Besitzer des Marihuanas einer Gruppe von mindestens neun Männern im Alter von 18 - 21 Jahren angehören. Die Gruppierung steht im Verdacht, zumindest seit Juni 2024 im Raum Bad Friedrichshall gewerbsmäßig mit Cannabisprodukten zu handeln. Zudem soll die Gruppierung geplant haben, am 27. Juni zumindest einen der mutmaßlich aus ihrer Sicht Verantwortlichen des Raubüberfalls vom 26. Juni an einer Schule in Güglingen zu entführen und in einer Scheune im Raum Bad Friedrichshall unter Anwendung körperlicher Gewalt, z.B. dem Brechen eines Fingers, und Bedrohungen mit Waffen dazu zu bringen, weitere Beteiligte des Raubüberfalls und den Lagerort des entwendeten Marihuanas zu benennen, um dadurch ihr Marihuana wieder zu erlangen. Diese Pläne wurden ausführlich und in einer für die Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei Heilbronn erschreckenden Brutalität abgesprochen und detailliert in einer Gruppenkommunikation auf dem sichergestellten Mobiltelefon aufgefunden. In Ausführung dieses Plans sollen sich mehrere Personen der genannten Gruppierung am 27. Juni maskiert und u.a. mit Hieb- und Stichwaffen, darunter Machete und Schlagstock, bewaffnet in mehreren Fahrzeugen zum Gelände einer Schule in Güglingen begeben haben, wohin sie ihr ausgewähltes Opfer gelockt haben sollen. Da sich entgegen des Plans vor Ort nicht die Zielperson, sondern eine andere Person befand und das Auftreten der Gruppierung von Anwohnern beobachtet worden war, flüchteten die Tatverdächtigen vor den zwischenzeitlich alarmierten Polizeikräften.
Durch die Staatsanwaltschaft Heilbronn wurden auf Grund der Ermittlungsergebnisse beim Amtsgericht Heilbronn neben Durchsuchungsbeschlüssen auch zahlreiche Haftbefehle gegen Mitglieder beider Gruppierungen erwirkt. Zum einen insbesondere wegen des Verdachts des bandenmäßigen und bewaffneten Handeltreibens mit Cannabis in nicht geringer Menge und des besonders schweren Raubes und zum anderen wegen des Verdachts des bandenmäßig begangenen Handeltreibens mit Cannabis in nicht geringer Menge und versuchter Geiselnahme.
Am 5. und 6. August 2024 konnte die Polizei insgesamt sechs Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren festnehmen und bei Durchsuchungsmaßnahmen umfangreiches Beweismaterial sicherstellen. Ein Haftrichter des Amtsgerichts Heilbronn eröffnete gegen diese sechs Personen die Haftbefehle und setzte sie in Vollzug. Die Tatverdächtigen wurden in verschiedene Justizvollzugsanstalten gebracht. Einem weiteren Beschuldigten wurde am 08.08.2024 im Zuge seiner Urlaubsrückkehr die Festnahme erklärt. Der Haftbefehl wurde durch das Amtsgericht Nürtingen in Vollzug gesetzt.
Der Leiter der Kriminalpolizeidirektion Heilbronn, Leitender Kriminaldirektor Fred Söhner: "Wir gehen gegen solche gruppenbezogenen Straftaten im Zusammenhang mit illegalem Rauschgifthandel und Gewalttaten konsequent vor." Oberstaatsanwalt Renninger stimmt dem seitens der Behördenleitung der Staatsanwaltschaft Heilbronn zu und ergänzt, dass dieser Fall zudem eindrücklich zeigt, dass der Schwarzmarkt Cannabis betreffend nach wie vor floriert und dankt den am Verfahren beteiligten Ermittlern der Polizei und der Staatsanwaltschaft für deren engagierten und akribischen Einsatz bei der Aufklärung der Geschehnisse.
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