POL-RT: Telefonbetrug durch angebliche Polizeibeamte - Kopf der Betrügerbande in Haft (Mössingen/Casablanca)
Reutlingen (ots)
Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Tübingen und des Polizeipräsidiums Reutlingen
Mössingen/Casablanca
(Nachtrag zur gemeinsamen Pressemitteilung vom 01.06.2017/15.28 Uhr)
Ein herausragender Erfolg bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität ist den Ermittlern der Kriminalpolizeidirektion Esslingen, gemeinsam mit den Zielfahndern des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg, mit der Festnahme eines 30-jährigen Türken im marokkanischen Casablanca gelungen.
Der 30-Jährige gilt als mutmaßlicher Kopf einer Bande, die vornehmlich ältere Mitbürger angerufen haben, sich als Polizeibeamte ausgegeben und die Angerufenen durch geschickte Gesprächsführung so unter Druck gesetzt haben, dass diese ihnen teils hohe Summen an Bargeld oder Wertgegenständen aushändigten. Dem Tatverdächtigen werden mindestens zehn Fälle mit einem Schaden von etwa 185.000 Euro zur Last gelegt. Er befindet sich mittlerweile in Untersuchungshaft.
Auf die Spur der Bande kamen die Fahnder, nachdem im März 2017 eine 62-jährige Mössingerin einen Anruf eines angeblichen Polizeibeamten erhalten hatte und im Verlauf des Gespräches so beeinflusst worden war, dass sie den Betrügern mehrere 10.000 Euro übergab. Bereits im April 2017 gelang es den Fahndern in Zusammenarbeit mit bayrischen Ermittlern fünf Mitglieder der Bande festzunehmen. Alle fünf wurden im Januar 2018 vom Landgericht Tübingen zu teils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Zeit- und personalintensive Ermittlungen führten die Fahnder auf die Spur des 30-Jährigen, der in München aufgewachsen ist und nach entsprechend schweren Straftaten im Jahr 2012 in die Türkei abgeschoben wurde. Seither lebt er dort und soll als sogenannter "Keiler" agiert haben. Das sind die Köpfe der Banden, die aufgrund ihrer Sprachkenntnisse, des Wissens über die sozialen Gepflogenheiten in Deutschland und unter Verwendung technisch manipulierter Telefonnummern bei Senioren anrufen und, indem sie sich als Polizeibeamte ausgeben, das Vertrauen der späteren Opfer erschleichen. Sie versuchen durch geschickte Gesprächsführung diese um ihre Ersparnisse zu prellen und so die Wertsachen an in Deutschland lebende Bandenmitglieder zu übergeben. Diese transferieren die Beute anschließend ins Ausland.
Zielfahndern des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg gelang es, den 30-Jährigen in Marokko aufzuspüren. Auf Initiative der Ermittler konnte der Tatverdächtige im Oktober 2017 am Flughafen Casablanca durch marokkanische Behörden festgenommen und in Auslieferungshaft genommen werden. Er wurde am 29. Mai 2018 den Zielfahndern übergeben, in die Bundesrepublik ausgeliefert und am gleichen Tag dem Haftrichter beim Amtsgericht Frankfurt vorgeführt. Dieser erließ den von der Staatsanwaltschaft Tübingen beantragten Haftbefehl und setzte ihn in Vollzug. Er wurde in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert.
Mit der Festnahme des 30-jährigen Beschuldigten gelang es den Ermittlern erstmalig bundesweit, einem der aus dem Ausland agierenden Drahtzieher dieser Betrugsmasche habhaft zu werden. (cw)
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