POL-GÖ: (559/2016) Bundesweiter "Tag des Einbruchschutzes" am 30. Oktober 2016 - Polizeiinspektion Göttingen startet "Herbstoffensive", Experten des Präventionsteams geben Tipps und Hinweise
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Göttingen (ots)
GÖTTINGEN (je/jk) - Am kommenden Sonntag (30.10.2016) jährt sich der bundesweite "Tag des Einbruchschutzes" zum 5. Mal. Für die Polizeiinspektion Göttingen bildet dieser Termin außerdem den Auftakt ihrer sog. "Herbstoffensive" im Kampf gegen die zunehmende Zahl an Wohnungseinbrüchen.
Bereits im Vorfeld des Aktionstages möchten die Einbruchschutzexperten vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Göttingen die Gelegenheit nutzen, die BewohnerInnen in Stadt und Landkreis Göttingen noch einmal umfassend mit Daten und Fakten über wirksamen Einbruchschutz zu informieren und zugleich beabsichtigte themenspezifische Aktionen in der dunklen Jahreszeit anzukündigen.
Hier die Tipps von Ihrer Polizei:
Alle drei Minuten ein Einbruch!
Statistisch betrachtet, wird ca. alle drei Minuten im Bundesgebiet ein Einbruch verübt; im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Göttingen waren dies 513 Taten im Jahr 2015.
Es gibt jedoch Möglichkeiten - z.B. durch bautechnische Nachrüstungen - die Einbrecher bei ihren Vorhaben scheitern zu lassen, so dass es mitunter beim Versuchsstadium bleibt und die Täter von ihrem weiteren Vorhaben Abstand nehmen. Das kann zum einen daran liegen, dass bereits vor dem Hausbau an Sicherheit gedacht wurde und mit dem Architekten beim Einbau von Fenstern und Türen eine bestimmte Widerstandsklasse (neudeutsch "resistance class", kurz RC) besprochen wurde oder zum anderen daran, dass durch geeignete mechanische Nachrüstelemente eher "schwache" Zugänge nachträglich einbruchhemmender gestaltet wurden.
Sind Sie ein wachsamer Nachbar?
Einbruchschutz fängt jedoch schon viel früher an, bevor überhaupt an sicherungstechnische Baumaßnahmen zu denken ist: Wachsame Nachbarn sind wichtig, die z.B. bei urlaubsbedingter Abwesenheit das Nachbargrundstück im Auge haben und vielleicht auch einen Hausschlüssel bekommen haben, um in regelmäßigen Abständen eine Hauskontrolle durchzuführen. Ganz wichtig: Briefkästen müssen stets geleert werden und das Herunterlassen aller Außenjalousien hat zu unterbleiben, weil das Abwesenheit signalisiert. Vielleicht ist es auch möglich, bei längerer Abwesenheit dafür zu sorgen, dass ein Bekannter seinen PKW im Carport der Urlauber unterstellt und für den Anschein sorgt, es sei jemand zu Hause.
Licht bringt zusätzlichen Schutz!
Licht hat einen hohen Schutzfaktor. Gemeint sind nicht nur die sehr hell strahlenden Bewegungsmelder im Außenbereich, sondern auch "Lichtzeitschaltuhren" im Inneren des Hauses, die ggfls. eine gar nicht gegebene Anwesenheit vorspiegeln. Bewegungsmelder hingegen haben den Nachteil, dass sie auch durch Hund, Katze oder Fledermaus ausgelöst werden und das häufige An und Aus zu einem Gewöhnungseffekt führt, der gar keine Aufmerksamkeit mehr auslöst. Alternativ kann hier an Dauerlicht-Installationen gedacht werden. Im Angebot sind heutzutage auch TV-Simulatoren und Bell-Maschinen. Solcherlei Geräte können gerne zusätzlich angeschafft werden. Sie ersetzen aber nicht den polizeipräventiven Rat, Türen und Fenster - im Sinne der Widerstandsklasse 2 (RC 2/WK 2) einbauen oder nachrüsten zu lassen.
Fremde Personen direkt ansprechen! Autokennzeichen notieren!
Fremde Personen im Wohngebiet sollten freundlich angesprochen werden, ob sie jemanden suchen. Da wird sich der eine oder andere freuen, dass er Hilfe bekommt, ein möglicher Täter jedoch, der nach einer Tatgelegenheit Ausschau hält, fühlt sich dadurch plötzlich aus der Anonymität gerissen und gestört. Die Kennzeichen fremder Fahrzeuge (Kleintransporter z.B.) sollten notiert werden. Daraus können sich ggfls. spätere Ermittlungsansätze für die Polizei ergeben.
Zeit ist knapp - Machen Sie Einbrechern das Leben schwer!
Die Täter haben es immer eilig. Maximal fünf Minuten geben sie sich, um gewaltsam in eine Immobilie einzudringen. Gelingt dies in der Kürze der Zeit nicht, wird der Einbruchsversuch in der Regel abgebrochen. Und genau hier setzt die Prävention an!
Ziel muß es sein, dass "Zeitkonzept" des Täters zu zerstören. Das wird erreicht, wenn Fenster und Türen den WK 2 bzw. RC 2-Standard haben. Für Haustüren gilt, dass sie Mehrfachverriegelung (3-fach) haben sollten. Der Profilzylinder darf nicht vorstehen, sondern sollte immer plan mit dem Langschild abschließen. Zu einer soliden Haustür gehört ein gutes Profilzylinderschloß, ausgestattet mit der Eigenschaft b & z, also bohr- und ziehgeschützt. Ferner sollte es ein Schließsystem mit Sicherungskarte sein, was also das Nachmachen von Schlüsseln von der Vorlage der Karte abhängig macht. Haustüren können ggfls. noch mit einem Kastenschloß mit Sperrbügel versehen werden, der von außen (beim Weggehen) aktiviert wird und somit zusätzlich einbruchhemmend wirkt. Das Kastenschloß kann so gestaltet werden, dass es auch mit dem Hausschlüssel betätigt wird. Dieser zweite Schließmechanismus - von außen für den Einbrecher sichtbar - hat eine "abschreckende" Wirkung, weil der Täter sofort weiß, dass diese Tür zusätzlich gesichert ist.
Eine hohe einbruchhemmende Wirkung erzielen auch Panzer- oder Querriegelschlösser. Sie werden z.B. bei eher schwachen Kellertüren installiert. Der Täter müßte mit Brachialgewalt das gesamte Türblatt zerstören, um dieses Hindernis zu überwinden.
Die Erfahrung lehrt, dass sich die Täter in der Regel über die Gartenseite (dortige Terrassen-, Keller- oder Balkontüren bzw. hier befindliche Fenster) "Zutritt" verschaffen. Fenster und Fenstertüren sollten mit einer "Pilzkopfzapfenverriegelung" ausgestattet sein, wobei es bei Fenstern fünf bis sechs und bei Türen acht Verriegelungspunkte sein sollten. Wenn ein Umrüsten auf diese Form von Verriegelung aus technischen Gründen nicht möglich ist, wird mit von innen aufschraubbaren Nachrüstsicherungen gearbeitet. Das können z.B. Stangenverschlüsse sein bzw. Zusatzsicherungen für die Riegel- oder Bandseite eines Fensters. Es ist also keinesfalls erforderlich, stets neue, stabilere Elemente einbauen zu lassen. Entgegen dem Grundsatz "Alt bleibt alt und schwach bleibt schwach", wird mit den oben beschriebenen Nachrüstungen die einbruchhemmende Wirkung der Elemente nachträglich erhöht und dies immer mit der Zielrichtung, es dem Täter zu verwehren, in wenigen Minuten zum Erfolg zu kommen.
Wer sind die Täter?
Es gibt bspw. den klassischen Gelegenheitseinbrecher (kein Profi), der immer auf der Suche nach "günstigen" Tatgelegenheiten ist, um den "schnellen Bruch" zu verüben. Und es gibt Täter, die auch als "Autoknacker" unterwegs sind. Dann gibt es hochprofessionell vorgehende Banden, die Objekte vorher ausspähen, das Verhalten der Bewohner studieren, oft in Autobahnnähe agieren und sich Objekte aussuchen, wo sie reiche Beute wittern. Stets auf der Suche nach Bargeld, Schmuck, Geldkarten und (kleineren) Multimediageräten sind sie zumeist ausgestattet mit Hebelwerkzeugen, wie z.B. Schraubendreher oder Stemmeisen, agieren überwiegend lautlos und kommen in über 40 Prozent der Fälle tagsüber, wenn niemand zu Hause ist.
Wer wertvolles Inventar (z.B. Antiquitäten, Kunstgegenstände, Porzellansammlungen) besitzt, sollte ggfls. die Widerstandsklasse WK 3 (RC 3) wählen. Die hiesigen zertifizierten Facherrichter (Mechanik / Elektronik) geben gerne Auskunft (siehe Facherrichterliste des LKA Niedersachsen, die auch online abgerufen werden kann).
Häuser mit Kellergeschoß sind oft mit Gitterrosten über dem Kellerfenster versehen. Diese darf man nicht hochnehmen können. Wenn geeignete Stangen oder Ketten angebracht sind, kann das darunterliegende Fenster bautechnisch unverändert bleiben. Es besteht aber die Möglichkeit, solcherlei Fenster zusätzlich von innen mit sogenannten "Teleskopstangen" abzusichern. Wer schmiedeeiserne Gitter vor die Kellerfenster setzen läßt, ist immer auf der sicheren Seite.
Lassen Sie sich vor dem Einbau von Sicherungssystemen polizeilich beraten!
Die Göttinger Polizei bietet hierzu in Kooperation mit örtlichen Fachfirmen jeden 1. Donnerstag im Monat, von 18.00 Uhr - 20.00 Uhr, im Dienstgebäude in der Otto-Hahn-Str. 2 (Göttingen-Weende), kostenlose Informationsveranstaltungen für jedermann an. Die nächste Veranstaltung findet am 3. November 2016 statt. Anmeldungen werden unter Telefon 0551/491-2306 entgegen genommen.
Eine zusätzliche Möglichkeit der Beratung besteht weiterhin fernmündlich jeden Mittwoch, von 15:00 - 16:00 Uhr, unter der Rufnummer 0551/491-2007. Hier steht ein Experte des Präventionsteams für alle Fragen rund um den "Einbruchschutz" zur Verfügung.
Präventionsstreifen unterwegs
Die Polizei wird beginnend ab kommenden Montag (31.10.2016) wieder mit mehreren Präventionsstreifen in "gefährdeten" Wohngebieten mit Einbruch der Dunkelheit präsent sein und bei erkennbaren "Sicherheitslücken" am Haus den direkten Kontakt zu den BürgerInnen suchen. Alle Beamten tragen Uniform und zusätzlich gelbe Warnjacken zur besseren Erkennbarkeit.
Schon gesehen? Neuer Kurzfilm "Die Elster"
Auch lohnt sich ein Blick auf die neue Kurzfilmreihe die "Elster - Ein Profieinbrecher packt aus" auf you tube http://bit.ly/2bYedNp von ProPK (Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes). Auf humorvolle Art soll hierbei das Gefahrenbewusstsein der BürgerInnen geschärft und aufgezeigt werden, wie leicht es oftmals ist, sich Zutritt zu vermeintlich sicheren Objekten zu verschaffen.
Noch ein paar allgemeine Tipps zum Schluss:
Außenjalousien sollten einen Hochschiebeschutz haben. Elektrisch betriebene Vorrichtungen sind nicht per Hand zu bewegen. Man kann Fenster und Türen mit sogenannten "Kontakt- und Glasbruchmeldern" versehen lassen. Es gibt Fenstergriffe mit integriertem Schallalarm. Die Alarmauslösung soll hierbei den Einbrecher lautstark abschrecken.
Im Erdgeschoß einer Immobilie sollten die Fenstergriffe abschließbar sein, weil es neben den "Hebel-Tätern" auch "Fenster-Bohrer" und "Glas-Angreifer" gibt. Dass die kleinen Schlüssel dem Zugriff von außen entzogen sein müssen, versteht sich dabei von selbst.
Ein anderer Grundsatz lautet: Ist es dem Täter durch Kletterhilfen (z.B. Campingtisch, Stühle, umgedrehte Regenwassertonne) leicht möglich, ins Obergeschoß vorzudringen, dann muß das OG genauso abgesichert werden, wie das Erdgeschoß. Wer seine Leiter nicht im Inneren (Garage, Schuppen) aufbewahren kann, sollte sie anketten.
Beim Verlassen des Hauses dürfen keine Fenster auf Kippstellung stehen, weil dies eine Art "Einladung" zum Einbruch sein könnte. Die Hausratversicherung könnte dies ggfls. als grobe Fahrlässigkeit auslegen und evtl. den Versicherungsschutz mindern.
Sichern Sie Ihr Inventar - z.B. Schmuckstücke, Multimediageräte, (antike) Möbel, Porzellan und Sammlungen, an denen Ihr Herz hängt - fototechnisch. Ein Bild sagt mehr wie tausend Worte und erleichtert der Polizei im Fall der Fälle die Sachfahndung.
Wer an elektronische Sicherung (Außenhaut- und Innenraumüberwachung) denkt, sollte sich Rat bei Fachfirmen für Einbruchmeldeanlagen holen. Grundsätzlich gilt: Mechanische Nachrüstung sollte immer vor elektronischer Sicherung kommen, um sein Hab und Gut gegen die ungebetenen Gäste zu schützen.
Rückfragen bitte an:
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Jasmin Kaatz
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