POL-GÖ: (118/2018) Erfreuliche 61,38 % Aufklärungsquote - Polizeiinspektion Göttingen präsentiert "Polizeiliche Kriminalstatistik 2017" für Stadt und Landkreis Göttingen
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Göttingen (ots)
- Geringste Fallzahlen seit 1999, - Rückgang der Wohnungseinbrüche, Fallzahlen aber weiterhin auf hohem Niveau, - Task Force Cybercrime nimmt Fahrt auf, - Zunahme der minderjährigen Tatverdächtigen.
GÖTTINGEN (jk) - Im Rahmen eines Pressegespräches haben am Freitagvormittag (02.03.18) die derzeitige Leiterin Einsatz der Polizeiinspektion (PI) Göttingen, Polizeidirektorin Nicola Simon, und Kriminaloberrat Jens Laskawy, aktuell Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, den Medien die nachfolgenden Zahlen, Daten und Fakten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2017 für die Stadt und den Landkreis Göttingen (alt) vorgestellt. Die Präsentation mit den entsprechenden Grafiken ist als Anlage beigefügt.
Gesamtstraftaten
Nach einem erfreulichen Rückgang der Straftaten 2016 um 7,5 % ist auch 2017 ein Rückgang der Straftaten um weitere 10 % zu registrieren. Damit liegen die Fallzahlen erstmals seit 1999 wieder deutlich unter 19.000. Der signifikanteste Rückgang der Fallzahlen war dabei im Rahmen der ausländerrechtlichen Verstöße festzustellen, welche insbesondere in 2015 wesentlich für die Zunahme verantwortlich waren.
Die nachfolgenden Aussagen beziehen sich auf den gesamten Bereich der Polizeiinspektion Göttingen, damit auch die Zuständigkeitsbereiche der Polizeikommissariate (PK) Hann. Münden und Duderstadt. Diese werden in den kommenden Tagen für ihren lokalen Bereich die Medien informieren.
Aufklärungsquote
Die Aufklärungsquote 2017 beträgt erfreuliche 61,38 % und liegt damit wieder deutlich über dem Vorjahresergebnis (59,68 %). Ein wesentlicher Grund hierfür ist die Zunahme sogenannter aufklärungsgünstiger Delikte im Bereich des Aufenthaltsgesetzes, des Asylverfahrensgesetzes und des Betäubungsmittelgesetzes, aber auch die Steigerung der Aufklärungsquote im Diebstahlsbereich um 5,5 % auf 35,1%.
Im Folgenden werden einige Schlaglichter auf einzelne Felder der Kriminalitätsbekämpfung geworfen.
Einbruchsdiebstähle in /aus Wohnungen
Der Wohnungseinbruchsdiebstahl ist weiterhin landesweiter Schwerpunkt in der Kriminalitätsbekämpfung. Die Fallzahlen (403) bewegen sich hier deutlich unter dem Niveau der beiden Vorjahre (2015: 513; 2016: 520). Der Rückgang um 22,5% liegt dabei noch deutlich über dem landesweiten Trend von rund 17%. Die Aufklärungsquote von 26,8 % liegt deutlich über dem Ergebnis des Vorjahres von 23,62 %.
Signifikant war 2017 die Entwicklung des Einbruchdiebstahls aus Boden- und Kellerräumen. 2017 wurden hier 385 Fälle gezählt, das sind 166 mehr als 2016 (219). Das entspricht einer Steigerung um 75,8%. Seit Ende August konnte ein sprunghafter Anstieg der Fallzahlen in diesem Bereich festgestellt werden. Ermittlungen führten zur Festnahme eines örtlichen Täters, dem allein 160 Taten zur Last gelegt werden. Bei 157 Fällen handelte es sich um sogenannte Tageswohnungseinbrüche, also Taten, die in der Tageszeit zwischen 06:00 und 20:00 Uhr begangen wurden. Der überwiegende Teil der Delikte (259) verteilt sich über das Stadtgebiet von Göttingen, der Rest auf die umliegenden Gemeinden des Landkreises Göttingen.
"Auch 2017 wurden eine Vielzahl von Kontroll- und Fahndungsmaßnahmen durchgeführt, um das Entdeckungsrisiko insbesondere reisender Täter zu erhöhen. Zukünftig sollen hier durch verstärkte Analyse länderübergreifender Erkenntnisse weitere Ermittlungsansätze herausgearbeitet werden", sagt dazu Kriminaloberrat Jens Laskawy, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der PI Göttingen.
Task Force Cybercrime
Die 2016 eingerichtete Task Force Cybercrime/Digitale Spuren hat 2017 Fahrt aufgenommen. Mit Abschluss des Jahres 2017 wurden 215 Ermittlungsverfahren (Vorjahr: 577) der Cybercrime im engeren Sinne in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst. Das heißt, diese Fälle, bei denen die Kommunikations- und Informationstechnologie unbedingte Tatbestandsvoraussetzung ist, wurden abgeschlossen. Insgesamt waren 2017 aber 1.686 Fälle in Bearbeitung, deren statistische Erfassung aber in anderen Zuständigkeiten erfolgt. Darüber hinaus wurden 721 Fälle (Vorjahr: 853) registriert, bei denen das Internet als Tatmittel genutzt wurde.
Körperverletzungsdelikte
Die Fallzahlen der Körperverletzungsdelikte sind im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht rückläufig, aber mit über 2.000 Taten weisen sie den zweithöchsten Wert der letzten 10 Jahre auf. Bei fast einem Viertel aller Fälle ist Alkohol im Spiel.
Gewalt gegen Polizeibeamte
Die 2016 deutlich angestiegene Gewalt gegen Polizeibeamte in 130 Fällen fand auch in 2017 leicht abgeschwächt (124 Fälle), aber immer noch auf hohem Fallzahlenniveau, ihren Fortgang. Bei knapp 55% der Taten handelt es sich dabei um Körperverletzungen. 57 Tatverdächtige handelten 2017 unter Alkoholeinfluss.
Häusliche Gewalt
2017 hatte die Polizeiinspektion Göttingen insgesamt 1.000 Einsätze im Kontext mit häuslicher Gewalt abzuarbeiten. In 827 Fällen wurde dabei eine Strafanzeige gefertigt, überwiegend wegen Körperverletzung, das ist der Spitzenwert der letzten 10 Jahre. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass die Fälle häuslicher Gewalt tatsächlich ansteigen, vielmehr dürfte sich das Anzeigeverhalten der überwiegend betroffenen Frauen verändern und so zur Aufhellung des Dunkelfeldes beitragen.
Tötungsdelikte
Im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Göttingen wurden 2017 insgesamt 10 Tötungsdelikte registriert.
In zwei Fällen wurden Ermittlungsverfahren wegen Mordes, in sechs wegen Totschlags und in zwei weiteren wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung geführt. Alle Taten sind geklärt. Bei den beiden Mordfällen handelt es sich zum einen um das Gewaltverbrechen zum Nachteil eines 58-jährigen Mannes aus Gleichen und zum anderen um einen versuchte Tat z. N. einer 22-jährigen Frau auf dem Gelände des Kaufpark Göttingen. Hierzu wurde in den Medien ausführlich berichtet.
Kriminalität im Flüchtlingskontext
Landesweit ist die Zahl der tatverdächtigen Flüchtlinge erkennbar zurückgegangen. Im Zuständigkeitsbereich der PI Göttingen wurden 2016 noch 2.709 Delikte registriert, bei denen Flüchtlinge als Tatverdächtige gezählt wurden, 2017 waren es nur noch 1.418 Taten. In den überwiegenden Fällen handelt es dabei um Körperverletzungsdelikte, einfachen Diebstahl und das Erschleichen von Leistungen. Die überwiegende Mehrheit der geflüchteten Menschen tritt nach wie vor nicht polizeilich in Erscheinung.
Rechnet man jedoch die ausländerrechtlichen Verstöße und die Fälle der Urkundenfälschung heraus, ist im hiesigen Zuständigkeitsbereich eine ziemlich konstante Fallzahl der "Flüchtlingskriminalität" von 804 Taten in 2016 auf 811 Taten in 2017 festzustellen, das sind knappe 4,5 % der Gesamtkriminalität.
Kinder- und Jugendkriminalität
Die Gesamtzahl der minderjährigen Tatverdächtigen hat im Berichtsjahr im Vergleich zum Vorjahr um 6,94 % zugenommen und hat das Niveau von 2015 fast wieder erreicht. (2017: 1.063; 2016: 994; 2015: 1.037).
Die Zahl der registrierten Fälle, in denen Minderjährige als Tatverdächtige ermittelt wurden, stieg ebenfalls weiterhin leicht von 1.245 Fälle in 2016 auf 1.276 in 2017 an (+2,49 %).
Die Fallzahlen im "Schulkontext" stiegen um 14,4 % auf 143 (2016: 125) und die Zahl der Tatverdächtigen Minderjährigen in Schulen um 12,2 % auf 92 (2016: 82).
Die Zahl der Ladendiebstähle stieg um 10,54 %, wobei die Zahl der minderjährigen Tatverdächtigen um 51,20 % anstieg. Beim Ladendiebstahl handelt es sich um ein jugendtypisches und episodenhaftes Delikt. Ein großer Teil der begangenen Taten wurde durch mehrere Personen gemeinschaftlich begangen. Durch den Einsatz von Ladendetektiven wurde das Dunkelfeld erhellt.
Ebenso stieg die Anzahl der minderjährigen Tatverdächtigen bei Cannabisverstößen von 151 in 2016 auf 234 in 2017. Zum einen fanden in Absprache mit Schulleitern/innen verstärkte Kontrollmaßnahmen an Schulen statt, was zur Erhellung des Dunkelfeldes auf diesem Deliktsgebiet führte.
Zum anderen ist vor dem Hintergrund der in den letzten Jahren geführten Legalisierungsdebatte um den Cannabiskonsum, die die Präventionsbemühungen der Polizei konterkariert, diese Entwicklung als bedenklich zu bewerten. Erfreulicherweise kamen weniger Körperverletzungsdelikte, begangen durch Minderjährige, zur Anzeige (2016: 290; 2017: 219).
Zahl der Minderjährigen Nichtdeutschen Tatverdächtigen rückläufig Die Zahl der Minderjährigen Nichtdeutschen Tatverdächtigen ist weiterhin rückläufig. Sie sank von 366 in 2016 auf 269 Tatverdächtige in 2017, wobei die durch sie begangenen
Betäubungsmitteldelikte um 58,33 % von 12 auf 19 in 2017 angestiegen sind. In Stadt und Landkreis Göttingen wurden in 2017 rund 270 unbegleitete minderjährige Ausländer durch die Jugendhilfe Südniedersachsen e.V. (JSN) betreut.
Über ein spezielles Gewaltpräventionsprojekt wurden knapp 50 unbegleitete minderjährige Ausländer an den Standorten der JSN e. V. Göttingen sowie Hann. Münden erreicht. Kern des Trainingskurses ist die gewaltfreie Konfliktbewältigung unter Vermittlung des deutschen Werte-und Normensystems.
Intensiv- und Schwellentäter In der Polizeiinspektion Göttingen wurden einige Intensiv-/Schwellentäter ermittelt und identifiziert, die für eine große Anzahl von Straftaten verantwortlich sind. Die Staatsanwaltschaft Göttingen und das Jugendkommissariat haben im Oktober 2017 einen 16-Jährigen als Intensivtäter eingestuft, der im Verdacht steht, im Jahr 2017 insgesamt 35 Straftaten begangen zu haben
Darüber hinaus wurden drei weitere Jugendliche und zwei Heranwachsende als Schwellentäter identifiziert, die für rund 55 Straftaten in Betracht zu ziehen sind.
Betäubungsmittelkriminalität
Inspektionsweit war 2017 eine Zunahme der BTM-Delikte um 34,59%, das heißt von 905 auf 1.218 Taten zu verzeichnen. Dies erklärt sich zum einen aufgrund der verstärkten Kontrollaktivitäten im Kinder- und Jugendbereich und zum anderen aus verstärkten Ermittlungserfolgen im PK Duderstadt. Mit 513 registrierten Fällen im Stadtgebiet Göttingen liegen wir im Vorjahresniveau.
Statement Polizeipräsident Uwe Lührig zur PKS 2017
Der Polizeipräsident der Polizeidirektion (PD) Göttingen Uwe Lührig zeigt sich angesichts der vorliegenden Jahresbilanzen zufrieden. Das Gebiet seiner Direktion umfasst die Polizeiinspektionen Hameln-Pyrmont/Holzminden, Hildesheim, Nienburg/Schaumburg, Northeim/Osterode und Göttingen.
"Wir haben auch im Jahr 2017 wieder einen wichtigen Beitrag für ein ausgeprägtes Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger in unserer Polizeidirektion geleistet. Ich möchte mich dafür ganz ausdrücklich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Polizeidirektion Göttingen für ihr außergewöhnliches Engagement bedanken, die an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr Straftaten bekämpfen und aufklären. Nur dadurch ist es uns gelungen, innerhalb der Polizeidirektion Göttingen die Aufklärungsquote aus dem letzten Jahr erneut um 1,5 Prozentpunkte auf 64,03 % zu steigern und gleichzeitig die Fallzahlen um fast 8 % zu senken. Als besonders positiv erachte ich die deutlich sinkende Anzahl der Wohnungseinbrüche um 17,4 % bei gleichzeitig merklich gestiegener Aufklärungsquote um 4,1 Prozentpunkte auf 26,75 %. Auch auf Bundesebene stellt das einen hervorragenden Wert dar.
Der Rückgang der Taten lässt sich unter anderem auf die Kontrollaktivitäten in der Polizeidirektion Göttingen im vergangenen Jahr zurückführen, in deren Verlauf rund 3800 Fahrzeuge und rund 5000 Personen kontrolliert wurden. Diesen erfolgreichen Weg setzen wir auch im Jahr 2018 fort", sagt der Behördenleiter.
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