Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein
FW-LFVSH: Nicht Alter, sondern Fitness ist Risiko Nummer 1 bei Feuerwehrleuten
Kiel (ots)
Hamburg - Obwohl die demografische Entwicklung auch die Feuerwehren unter Druck setzt, wird das Alter nicht Risiko Nr. 1 im Feuerwehrdienst der Zukunft sein. Dennoch müssen sich die Verantwortlichen in den Städten und Gemeinden mehr dem Menschen in der Uniform zuwenden. Trotz immer besserer Schutzkleidung wachsen die physischen und psychischen Belastungen der Einsatzkräfte. Mehr Sport, Vorsorgeuntersuchungen und eine engmaschige medizinische Begleitung aller Feuerwehrleute wird die Zukunft sein. Fitness, körperliche und geistige, ist gefragt. Dies ist das Ergebnis der Fachtagung "Risiko Alter", dass von den Feuerwehr-Unfallkassen am 11. und 12. Dezember in der Handelskammer Hamburg veranstaltet wurde.
"Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern werden Probleme bei der Umsetzung haben", erklärte Hans-Peter Kröger, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, in seinem Eröffnungsreferat zur Frage "Vergreisen unsere Einsatzkräfte?". Das Problem der demografischen Entwicklung sei bekannt. Das Durchschnittsalter in den Einsatzabteilungen der Feuerwehren wird nicht zwangsläufig zunehmen, aber die Zahl der verfügbaren Einsatzkräfte wird um das Jahr 2020 gut 20.000 geringer sein. Es müsse sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die "Ressource Mensch" auch für die Feuerwehren endlich ist. Dennoch sei Alter nicht immer eine Geißel; es gäbe auch Vorteile. Teures Fachwissen, gesammelte Einsatzerfahrung, soziale Kompetenz seien wertvoll und müssten in der Organisation der Feuerwehren noch besser umgesetzt werden. Bürokratische Hemmnisse oder unter Umständen unzureichender Unfallversicherungsschutz müssten dafür natürlich beseitigt werden, so DFV-Präsident Kröger.
Über 200 Führungskräfte der Feuerwehren, Vertreter von Forschungsinstituten, Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Landratsämtern sowie von Unfallversicherungsträgern diskutierten die demografische Entwicklung und Ihre Auswirkungen auf die Masse der Freiwilligen Feuerwehren und die rund 100 Berufsfeuerwehren in Deutschland. Eine "Entlassungswelle" bei den Feuerwehren werden sich die Städte und Gemeinden nicht leisten können; weder finanziell noch personell. "Auch für die Unfallversicherungsträger wird es künftig keine Einsatzkräfte aus dem "Wind¬kanal" geben. Alle müssen mit den dürren Ressourcen der Zukunft auskommen", meinte Lutz Kettenbeil, Geschäftsführer der Hanseatischen Feuerwehr-Unfallkasse Nord.
Mit konkreten Zahlen aus der Freien und Hansestadt Hamburg überraschte Oberbranddirektor Klaus Maurer die Teilnehmer. Die Zahl der Bewerber, die getestet werden müsse, um alle freien Stellen mit geeigneten Personen besetzen zu können, steige von Jahr zu Jahr. So mussten im Jahr 2007 für 58 bei der Berufsfeuerwehr zu besetzende Stellen insgesamt 1.175 Bewerbern das Auswahlverfahren durchlaufen. Immer größer werdende Hürden sind dabei der Fitness-Test und die ärztliche Untersuchung. Angesichts der Tatsache, dass die Sicherheitsrisiken auch bei sinkender Bevölkerungszahl die gleichen bleiben, sind neue Modelle zur Deckung des Personalbedarfs und zur Motivation der Feuerwehrangehörigen in Zukunft von zentraler Bedeutung im Personalmanagement der Feuerwehren.
Die Industrie sei schon einen Schritt weiter, konstatierte Dr. Uwe Brandenburg vom Gesundheitsmanagement der Volkswagen AG. Das kalendarische Lebensalter sei für die Leistungsfähigkeit eines Menschen wenig aussagekräftig. Altern sei keine Krankheit. Das Defekt-/Defizitmodell des Alterns sei wissenschaftlich längst widerlegt, in den Köpfen vieler Personalverantwortlicher jedoch noch vorhanden. Notwendig sei eine altersintegrative Personalpolitik. Gesundheitsgerechte Arbeits- und Leistungsbedingungen seien zugleich alternsgerecht. So plane VW seine weltweit 330.000 Beschäftigten regelmäßig von Arbeitsmedizinern untersuchen zu lassen.
Die sinkende Zahl der verfügbaren Einsatzkräfte bietet künftig auch die Chance, sich intensiver um die Menschen in der Uniform zu kümmern. Dies sei sowieso schon in den letzten Jahren zu kurz gekommen, war die übereinstimmende Ansicht der Arbeitsmediziner auf der Fachtagung. Das von den Feuerwehr-Unfallkassen organisierte Forum "Risiko Alter" käme zum richtigen Zeitpunkt. Nicht das kalendarische Alter, sondern das biologische Alter sei für die Verwendung im Einsatzdienst von Bedeutung. Erschreckende Defizite seien bei jungen Menschen, die sich nicht mehr bewegen, erkennbar. Sport, insbesondere Ausdauertraining, Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit, gehören in jeden Dienstplan. Weiter sind Eignungs- und Vorsorgeuntersuchungen sowie ein engmaschiges medizinisches Coaching in alle Überlegungen mit einzubeziehen. Auch ältere Feuerwehrleute können ohne Risiko in der Feuerwehr Verwendung finden, wenn sie entsprechend einer Aufgaben-Fitness-Matrix eingesetzt werden.
Ein "Schreckensszenario" angesichts der ständig alternden Gesellschaft sah auch Uwe Rehfeld von der Deutschen Rentenversi¬cherung Bund aus Berlin nicht. Selbstverständlich steige die Lebenserwartung und verharre die Geburtenrate auf niedrigem Niveau. Dies müsse jedoch nicht zwangsläufig zur "Zwangsverrentung" von Feuerwehrleuten führen. Vielmehr seien Anpassungsstrategien auf allen Ebenen notwendig. Künftig wird es heißen: Länger lernen, länger arbeiten.
Weitere Informationen: Lutz Kettenbeil, Direktor der Hanseatischen Feuerwehr-Unfallkasse Nord, 0431/603-1747
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