POL-MA: Wiesloch/Mannheim/Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis: "Love-Scamming" oder "Romance-Scamming"; Wieslocherin um rund 15.000.- Euro betrogen; Vorsicht vor "falschen" Internet-Flirts!!!
Wiesloch/Mannheim/Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis (ots)
Sie heißen Carl, wohnen in San Diego/USA und sind von Beruf Unternehmer, oder Maria, wohnen in Kapstadt/Südafrika und sind von Beruf Stewardess oder, wie im aktuellen Fall aus Wiesloch, Luiz-Francois, der in Paris wohnen und selbständiger, alleinerziehender Kfz-Händler sein will.
Trotz unterschiedlicher, interessanter Biographien haben aber alle eines gemeinsam. Sie sind sogenannte "Liebesbetrüger", die im Internet nicht nach der großen Liebe suchen, sondern nach dem großen Geld.
Auch wenn das Internet eine gute Möglichkeit bietet, andere Menschen kennenzulernen, steckt doch manchmal hinter dem netten Online-Flirt ein Betrüger oder eine Betrügerin.
Liebesbetrüger gehen im Netz, vor allem in den sozialen Netzwerken, besonders raffiniert vor, um ihre Opfer um den Finger zu wickeln.
Gefälschte Lebensläufe, gestohlene Bilder, falsche Namen und erfundene Familientragödien sind oft erst der Anfang verhängnisvoller Affären.
Über Wochen bemühen sich die Täter, das Vertrauen und die Herzen ihrer Opfer zu erobern. Wenn es soweit ist, kommen Geldforderungen oder die Bitte nach kleinen Gefallen. Dazu gehören Geldüberweisungen, Scheckannahmen oder Paketweiterleitungen.
In Polizeikreisen firmiert diese Art des Betruges unter den Bezeichnungen "Love-Scamming" oder Romance-Scamming".
Nach den Erfahrungen der Kriminalisten der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg agieren die "Liebesbetrüger" überwiegend aus dem afrikanischen, asiatischen oder südamerikanischen Raum. Oft merken die Opfer erst spät, dass sie es mit Betrügern zu tun haben.
Diese Erfahrung machte jetzt leider auch eine 49-jährige Frau aus Wiesloch. Über einen Zeitraum von rund vier Monaten überwies die Frau nahezu 15.000.- Euro an "Luiz-Francois aus Paris".
Die Kontaktaufnahme von Luiz-Francois erfolgte im Januar 2022 zunächst über Instagram. Nach rund einem Monat war man sich so vertraut, dass die 49-Jährige mit dem "neuen" Freund die Handy-Nummern tauschte, um per WhatsApp weiter, allerdings nur schriftlich zu kommunizieren.
Um das Vertrauen weiter zu untermauern, schickte der Franzose Bilder, die ihn mit seinem 10-jährigen Sohn zeigten. Direkte Anrufe oder Video-Chats wurden von "Luiz-Francois" allerdings unter fadenscheinigen Gründen blockiert.
Nach zwei Monaten intensiven Chattens sah sich die 49-Jährige Anfang März mit der ersten Geldforderung konfrontiert. Beim ersten Mal waren es die Lieferschwierigkeiten und Zollabwicklungsformalitäten, dann ein Krankenhausaufenthalt nach einem Verkehrsunfall, anschließend noch eine unverschuldete Konto-Sperrung.
Als "Luiz-Francois" am Samstag, den 7. Mai mit einem Koffer voller Bargeld, das er seiner "großen Liebe" persönlich zurückgeben wolle, nun an der französisch-deutschen Grenze aufgehalten werde und noch einmal 1.000.- Euro Kaution für seine Freilassung benötige, reichte es der 49-Jährigen.
Sie erkannte den lange unterschwellig gehegten Verdacht, betrogen worden zu sein und erstattete am 12. Mai Anzeige bei der Polizei.
Zwischenzeitlich hatten sich die Beträge auf fast 15.000.- Euro summiert. Besonders tragisch für die Frau ist der Umstand, dass sie extra einen Kredit bei ihrer Hausbank aufnahm und nun hochverschuldet ist.
Das Betrugsdezernats der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg hat die weiteren Ermittlungen übernommen und warnt eindringlich vor "Liebesbetrügern" im Internet.
Im vorliegenden Fall stammen die Bilder, die "Luiz-Francois" der 49-Jährigen zusandte, im Original von einem Instagram-Account eines amerikanischen "Infuencers", so die ersten Erkenntnisse der Fahnder.
Im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim registrierten die Ermittler im Jahr 2020 insgesamt 66 Fälle (Mannheim: 14; Heidelberg: 8; Rhein-Neckar-Kreis: 44). Der Schaden belief sich auf über 800.000.- Euro. Für 2021 wurden insgesamt 58 Fälle bearbeitet (Mannheim: 9; Heidelberg: 6; Rhein-Neckar-Kreis: 43). Der Schaden belief sich auf weit mehr als 500.000.- Euro. Allein 400.000.- Euro hatte eine Seniorin, auch aus Wiesloch, im Verlauf von zehn Jahren an gleich mehrere Liebesbetrüger überwiesen.
Insgesamt gehen die Ermittler von einer hohen Dunkelziffer aus.
"Love-Scamming" oder "Romance-Scamming" ist nicht nur ein lokales oder deutschlandweites Phänomen, sondern tritt weltweit auf. Doch wie schütze ich mich? Wie erkenne ich Betrüger?
So gehen "Liebesbetrüger", bzw. "Love-Scammer" oder "Romance-Scammer" vor:
- Die erste Kontaktaufnahme findet über Soziale Medien oder Dating-Plattformen statt.
- Die meisten Betrüger kommunizieren in gutem Englisch.
- Während männliche Liebesbetrüger (Scammer) auf Bildern oft Uniformen tragen, locken die weiblichen Scammer mit einem attraktiven Erscheinungsbild und leichter Bekleidung.
- Scammer überhäufen ihre Opfer bereits früh mit Komplimenten und überschwänglichen Liebesbekundungen.
Sie haben den Verdacht, bereits betrogen/gescammt worden zu sein? Das können Sie tun:
- IGNORIEREN: Gehen Sie nicht auf die Forderung ein und überweisen Sie auf keinen Fall Geld.
- SICHERN: Speichern Sie alle Mails und Chat-Texte als Beweis.
- HILFE HOLEN: Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
- BLOCKIEREN: Brechen Sie jeglichen Kontakt ab.
Für Opfer von "Love- oder Romance-Scamming" ist dies oftmals mit hohem emotionalen Stress verbunden. Sollten Sie dahingehend Hilfe oder psychologische Beratung benötigen, wenden Sie sich jederzeit an die Beratungsstelle BEKO Rhein-Neckar: https://www.beko-rn.de/
Für weitere Auskünfte stehen auch die Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen des Polizeipräsidiums Mannheim sowohl in Mannheim, Tel.: 0621/174-1212, als auch in Heidelberg, Tel.: 06221/99-1234, sowie jede andere Polizeidienststelle zur Verfügung.
Weitere Informationen zum Thema "Love-Scamming" oder "Romance-Scamming" finden Sie hier: https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/scamming/
Rückfragen bitte an:
Polizeipräsidium Mannheim
Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Norbert Schätzle
Telefon: 0621 174-1111
E-Mail: mannheim.pp.sts.oe@polizei.bwl.de
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