LKA-HE: Erneute länderübergreifende Fahndungs- und Kontrollaktion: Polizeibehörden gehen gemeinsam gegen Geldautomatensprengungen vor
Wiesbaden (ots)
Am gestrigen Tag (05.12.) endete die vierte länderübergreifende Kontrollaktion zur Bekämpfung von Geldautomatensprengungen. In diesem Jahr wurde der Einsatz wiederholt durch das Landeskriminalamt Niedersachsen koordiniert. An dem Einsatz beteiligte sich neben der Bundespolizei die Polizei Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Hessen. Darüber hinaus beteiligte sich die niederländische Polizei an den Kontrollmaßnahmen, die sich vorrangig auf das Grenzgebiet zwischen Deutschland und den Niederlanden konzentrierte. Start der diesjährigen "Joint Action Days" war Dienstag, der 03.12.2024. Die Einsatzmaßnahmen wurden von uniformierten und zivilen Kräften durchgeführt.
Länderübergreifende Interessensgemeinschaft gegen Geldautomatensprengungen (LIGA) Die Sprengung eines Geldautomaten birgt immense Gefahren für die Bürgerinnen und Bürger, weil die Täter zumeist festen Explosivstoff einsetzen und sowohl bei der Ausführung der Tat als auch bei der Flucht besonders skrupel- und rücksichtlos vorgehen. Aus diesem Grund haben sich im Dezember 2022 mehrere Bundesländer in einer Interessengemeinschaft (LIGA) zusammengeschlossen, um diesem Kriminalitätsphänomen entschlossen entgegenzutreten. Dabei verfolgt auch die hessische Polizei bei dieser Aktion das Ziel, durch starke Polizeipräsenz und zielgerichtete offene sowie verdeckte Maßnahmen potentielle Tätergruppen von einer möglichen Tatausführung abzuhalten.
"In Hessen konnte in diesem Jahr die Zahl an Geldautomatensprengungen bereits erheblich reduziert werden. Diese Entwicklung ist vor allem auf die Erhöhung der Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen zurückzuführen, die von Polizei, Justiz sowie der Banken- und Kreditwirtschaft erarbeitet und umgesetzt wurden. Um die organisierten Strukturen hinter diesem Kriminalitätsphänomen nachhaltig zu schwächen, halten wir den Druck hoch und an den gemeinsamen Kontrollaktionen fest. Dass die Maßnahmen wirken, zeigen auch die Zahlen: Für dieses Jahr erwarten wir in etwa eine Halbierung bei der Zahl der Geldautomatensprengungen. Nach 61 Sprengungen im Jahr 2023 hat es bislang im laufenden Jahr 24 Sprengungen gegeben. Ich möchte mich daher bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die bislang geleistete Arbeit bedanken. Ohne diesen Einsatz, wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen", sagt Innenminister Roman Poseck.
Einsatz- und Schwerpunktmaßnahmen in Hessen Die hessische Polizei führt regelmäßig Einsatz- und Kontrollmaßnahmen zur Verhinderung von Geldautomatensprengungen durch. Im Rahmen der diesjährigen "Joint Action Days" wurden in Hessen vorrangig verdeckte Maßnahmen durchgeführt und Geldautomaten, die zuvor einer Risikoanalyse unterzogen wurden, bestreift.
Insgesamt wurden mehr als 709 Fahrzeuge und über 853 Personen kontrolliert, eine Person wurde vorläufig wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis festgenommen. Darüber hinaus konnten unter anderem Verstöße gegen das Waffengesetz, wegen Trunkenheit im Verkehr und Urkundenfälschung festgestellt werden. Insgesamt wurden 17 Strafanzeigen gefertigt. An dem Einsatz waren 286 Kräfte der hessischen Polizei beteiligt.
Andreas Röhrig, Präsident Hessisches Landeskriminalamt: "Auch in Zukunft werden wir gemeinsam und entschlossen als eine Polizei gegen Geldautomatensprenger vorgehen. Dafür haben wir in Hessen eine Konzeption, die sowohl auf eine konsequente Strafverfolgung als auch präventive Elemente setzt. Diese werden fortlaufend überprüft und angepasst, um Geldautomatensprengungen möglichst effektiv zu begegnen."
Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnete deutschlandweit im Jahr 2023 insgesamt 461 Sprengungen. Dies entspricht einem Rückgang von 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, in dem mit 496 Fällen der bisherige Höchststand erreicht wurde. Die Täter gehen sowohl bei der Tatbegehung als auch bei der Flucht rücksichts- und skrupellos vor. In nahezu allen Fällen verwenden sie Festsprengstoff. Dadurch entstehen nicht nur hohe Sachschäden, vor allem sind auch Menschenleben gefährdet.
Hintergrundinformationen:
Den meist überörtlichen Tätern, die mit hochmotorisierten Fahrzeugen die Taten begehen, kommt es vordergründig darauf an, schnell und unkompliziert die Tatorte anzufahren und nach der Tat zu flüchten. Ein lokaler oder regionaler Schwerpunkt der Tatbegehungen innerhalb von Hessen lässt sich derzeit nicht ableiten. Von Geldautomatensprengungen waren in der Vergangenheit alle sieben hessischen Polizeipräsidien betroffen.
Im Jahr 2024 kam es in Hessen bislang zu 24 Geldautomatensprengungen, wobei in zwölf Fällen Bargeld entwendet werden konnte. Die Summe des Stehlguts beläuft sich auf rund 740.000 EUR. Die Höhe des Sachschadens beträgt rund 4,73 Millionen Euro (2023: rund 10,5 Millionen).
Um dem Phänomen aus polizeilicher Sicht adäquat zu begegnen, wurde in Hessen bereits 2019 eine eigens zur Bekämpfung von Geldautomatensprengungen eingerichtete Ermittlungsgruppe eingerichtet. Nach dem weiteren Anstieg von Sprengungen in Hessen, wurden die Bemühungen durch die Gründung einer sog. "Besonderen Aufbauorganisation (BAO effectus)" im HLKA mit sieben Regionalabschnitten in den hessischen Polizeipräsidien nochmals deutlich intensiviert. Darüber hinaus werden in Hessen Ermittlungsverfahren wegen Geldautomatensprengungen zentral bei der Generalstaatsanwaltschaft (GStA) Frankfurt am Main bearbeitet.
Durch intensive Ermittlungen ist es seither dem HLKA und den Polizeipräsidien gelungen, insgesamt mehr als 80 Tatverdächtige zu ermitteln. Über 30 Personen konnten bislang rechtskräftig verurteilt werden. Das vom HLKA entwickelte Analysetool "GLB-operativ" hat sich in der Praxis bewährt. Hiermit können Geldautomaten und Standorte bewertet und eine Wahrscheinlichkeitsprognose zu einer möglichen Sprengung abgegeben werden.
Im Mai 2022 wurde ergänzend die bundesweit einmalige Präventionsinitiative "ALLIANZ GELDAUTOMATEN" durch das Hessische Innenministerium und Banken gegründet, die in Wiesbaden mit einer Gründungsurkunde besiegelt wurde.
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