POL-DO: Polizeipräsident Gregor Lange: "Wir müssen Bürgern, Besuchern und Handel eine sichere Perspektive geben"
Dortmund (ots)
Lfd. Nr.: 0848
"Wir senden heute ein Signal: Mit langem Atem, vereinten Kräften und enger Zusammenarbeit zwischen Stadt und Polizei werden wir bei ganzheitlicher Betrachtung an der Lösung eines drängenden Problems arbeiten" - mit diesen Worten unterzeichnete Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange am Dienstag (5.9.) mit Oberbürgermeister Thomas Westphal eine Kooperationsvereinbarung zur Ordnungspartnerschaft beider Behörden. Anlass dafür sind die aktuellen Entwicklungen in der City, wo u. a. der Konsum von Drogen zu Beschwerden führt. Für die Zusammenarbeit richtet die Stadt Dortmund einen Sonderstab ein.
Seit Anfang Juli 2023 erhöht die Dortmunder Polizei mit deutlich mehr Personal im Zentrum und in der Nordstadt den Strafverfolgungsdruck, um einen spürbaren Anstieg der Straßen- und der Rauschgiftkriminalität zu stoppen. Mit der neuen Kooperationsvereinbarung fokussieren das Polizeipräsidium und die Stadt Dortmund die seit 25 Jahren bestehende Ordnungspartnerschaft neu.
"Einzelhandel, Anwohner und Besucher der City fordern zurecht verlässliche Perspektiven ein. Sie wollen sich wohl und sicher fühlen. Ich sehe neben der zwingend notwendigen suchtpräventiven Arbeit die Sicherheits- und Ordnungsbehörden in der Pflicht, diese Perspektiven zu schaffen", sagte Polizeipräsident Gregor Lange in der gemeinsamen Sitzung der Koordinierungsstellen von Stadt und Polizei.
Der Polizeipräsident über den Part der Polizei: "Straftaten, aggressives Betteln, der Rauschgifthandel und -konsum und der seit 2018 festzustellende deutliche Anstieg der Rauschgifttoten erfordern eine Bündelung aller Kräfte. Mir ist bewusst, dass Repressionen und andere Maßnahmen der Polizei die Suchtprobleme von Abhängigen nicht lösen können. Aber wir müssen und können mit der richtigen Balance auf die Begleiterscheinungen einwirken, damit das Wohnen und das Leben in der Westfalenmetropole angenehm und sicher sind. Kurzfristige Etappenerfolge helfen dabei nicht weiter. Nur eine dauerhaft hohe Aufenthaltsqualität kann unser Ziel sein. Damit bringen wir uns als Polizei in die neue Kooperation und in den Sonderstab der Stadt ein", erläuterte der Polizeipräsident.
Für den verstärkten Einsatz mit dem Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) ist die Polizei seit Anfang Juli 2023 gut aufgestellt. "Mehr als 8900 Personalstunden der Polizei führten in den vergangenen acht Wochen zu fast 1000 Platzverweisen. Wir haben in diesem Zeitraum 18 Waffen und 50.000 Euro Bargeld sichergestellt und mit fast 440 Straf- und Ordnungswidrigkeiten erste Ergebnisse geliefert - und wir lassen nicht nach. Im Gegenteil, wir erhöhen weiter mit starkem Engagement und unübersehbarer Präsenz den Strafverfolgungsdruck", kündigte der Polizeipräsident an.
Die Problemlage in der Innenstadt ist vielschichtig. Das aggressive Betteln von Süchtigen, die Rauschgiftkriminalität, der Drogenkonsum und der Anstieg von Straftaten waren seit dem 7. Juli 2023 Auslöser für mehr als 800 Gespräche zwischen Bürgerinnen und Bürgern und der Polizei. "Diese Gespräche werden wir aktiv fortsetzen, weil wir darin wichtige Hinweise und Impulse für unsere Arbeit erhalten. Diese Gespräche zeigen uns, dass die Bürger ihrer Polizei vertrauen", so Gregor Lange.
Die Polizei und der Kommunale Ordnungsdienst werden die "Doppelstreifen" verstärken und damit einen Beitrag zur langfristigen Lösung der Probleme leisten. Mit mehr Kontrollen ist zu erwarten, dass die Zahl der erkannten Straftaten und Ordnungswidrigkeiten weiter steigt - "mit dem Ziel, dass ab einem bestimmten Punkt deutlich weniger Straftaten begangenen werden und die Zahlen wieder zurückgehen", sagte Polizeipräsident Gregor Lange über den Fokus.
"Fokus" - so heißt das Präsenzkonzept des Polizeipräsidiums, das unter diesem Namen nunmehr vier Arbeitsschwerpunkte zusammenfasst: Die Präsenzkonzepte "Nord", "City" und das Einsatzkonzept "Verbotene Kraftfahrzeugrennen" verbindet die Polizei zusätzlich mit der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität, dessen "Markt" auch Süchtige aus umliegenden Städten anzieht. Die Dortmunder Polizei bat das Land NRW um Unterstützung und erhielt die Zusage, verstärkt auch nordrhein-westfälische Bereitschaftspolizei einsetzen zu können.
Die Dortmunder Polizei ist in der Folge auf lange Sicht mit deutlich mehr Personal im Einsatz - sichtbar und verdeckt. Strategische Fahndungen und auch Videobeobachtungen ausgewählter Orte (Keuningpark, Münsterstraße, Brückstraßenviertel) unterstützen dabei. Personell arbeitet die Polizei Dortmund mit Einsatzkräften aus dem Schwerpunktdienst, dem Bezirksdienst, der Diensthunde-, Fahrrad- und Kradstaffel, dem Verkehrsdienst, der Kriminalpolizei, der Bereitschaftspolizei, einer mobilen Wache und weiteren zivilen Einsatzkräften an der Lösung der akutellen Probleme.
Weitestgehend verdeckt laufen die Ermittlungen und Kontrollen des Kommissariats zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität mit dem Ziel, im Hintergrund weiter die Strukturen zu erhellen und so den Drogenhandel einzudämmen. Polizeipräsident Lange: "2018 sind acht Suchtkranke an den Folgen des Drogenkonsums verstorben. 2022 waren es 31 Tote - diese Zahlen zeigen unserer Gesellschaft nicht nur die ganze menschliche Tragik von Abhängigkeit und Sucht, sondern auch, wer davon profitiert: Es sind Kriminelle, die mit dem Elend der Suchtkranken viel Geld verdienen. Ob der Handel auf offener Straße oder digitale Vertriebswege: Wir gehen repressiv gegen diese menschenverachtenden Strukturen vor."
Drogentote in Dortmund 2018 - 2023:
2018 8 2019 20 2020 19 2021 20 2022 31 2023 13
Rauschgiftkriminalität:
Durch stärkere Kontrollen auf offener Straße stellte die Polizei bei den Rauschgiftdelikten mehr Straftaten fest. Von Januar bis Juli 2023 stieg die Zahl der Delikte im Vergleichszeitraum 2022 von 2132 auf 2495 Taten an (= +17,03 Prozent). Rund 20 Prozent der Tatverdächtigen sind jünger als 21.
Gewaltkriminalität:
Bei der Gewaltkriminalität ist die Zahl der erfassten Fälle um 24 Prozent von 1683 auf 2103 angestiegen (Januar bis Juli 2022 / 2023). Dabei fällt auf, dass Jugendliche im Jahr 2023 bei der Tat häufiger ein Messer verwendeten (2022: 17 / 2023: 33).
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