POL-DU: Duisburg: Einsatzjahresbericht 2020 - Mehr Polizeieinsätze trotz Corona-Lockdown
Duisburg (ots)
Die Polizei Duisburg hat mit 183.264 Einsätzen im Jahr 2020 trotz Corona-Lockdown mehr zu tun gehabt als im Vorjahr. Um genau zu sein sind die Polizisten 3.285 Mal (+1,8%) häufiger ausgerückt.
Neben Einsatzlagen, wie beispielweise Streitigkeiten, Unfallaufnahmen oder der Suche nach Personen standen Ereignisse mit Pandemiebezug im vergangenen Jahr für die 761 Beamtinnen und Beamten der Direktion Gefahrenabwehr und Einsatz auf der Tagesordnung: Rund 4.900 Einsätze standen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Ob Quarantäne-Überwachungen, das Auflösen von Partys oder Maskenkontrollen - die Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens waren vielfältig.
"Leider mussten wir nach der jährlichen Kräftezuweisung in allen Direktionen mit weniger Polizisten auskommen als vorher. Trotzdem ist die Polizei mit unermüdlichem Engagement jeden Tag rund um die Uhr für die Bürgerinnen und Bürger Duisburgs da. Zu den ohnehin schon oftmals gefährlichen Situationen standen die Einsatzkräfte mit der Pandemie vor neuen Herausforderungen", so die Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels. "In manchen Lagen ist es schlichtweg unmöglich Distanz zu halten. Damit steigt das Risiko, sich selbst, seine Arbeitskollegen und Familien anzustecken. Da bekommt die "Eigensicherung" noch mal eine ganz neue Bedeutung."
Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte:
Mit solchen Lagen sind Situationen gemeint, bei denen die Beamten beispielsweise auf körperlichen Widerstand treffen oder direkt angegriffen werden. Da ist es nicht möglich Abstand zu halten und auch Masken können bei dynamischen Einsatzlagen verrutschen.
Bei 403 Einsätzen unter dem Stichwort "Gewalt gegen Polizisten" verletzten sich im vergangenen Jahr 109 Polizisten leicht und drei schwer (2019: insgesamt 80). Rechnerisch hat sich im Duisburger Stadtgebiet jeden dritten Tag eine Beamtin oder ein Beamter im Dienst verletzt.
Notruf 110:
Im Schnitt gingen pro Tag 420 Anrufe über die Notrufnummer 110 bei der Leitstelle in Duisburg ein. Mit einer Gesamtzahl von 153.386 sind das 2.223 Notrufe mehr als im Jahr 2019. Daraus ergaben sich 60.733 außenveranlasste Einsätze.
"Wir sind dankbar für aufmerksame Bürgerinnen und Bürger, die sich mit Feststellungen an uns wenden. In vielen Fällen informieren uns über den Notruf 110 natürlich mehrere Hinweisgeber. Das geschieht insbesondere bei Unfällen oder Auseinandersetzungen mit vielen Beteiligten. Das hilft uns, denn je mehr Informationen wird bekommen, umso besser lassen sich solche Fälle klären", so Polizeidirektor Ulrich Heuke, stellvertretender Leiter der Direktion Gefahrenabwehr und Einsatz.
Zu den Notrufen kommen noch 96.452 Anrufe (2019: 97.097), die die Leitstelle über die Vermittlung oder das Hinweistelefon für Bürgerinnen und Bürger erreichten.
Vielfalt der Einsatzanlässe:
Das Spektrum der Einsätze für die Polizistinnen und Polizisten der Direktion Gefahrenabwehr und Einsatz ist sehr vielfältig: Raubdelikte, Einbrüche, Verkehrsunfallaufnahmen, Hilfeersuchen, Familienstreitigkeiten, Demonstrationen, Alarmauslösungen oder auch die Suche nach Vermissten... Die Liste ist lang und nicht abschließend und in den meisten Fällen sind die Streifenwagenbesatzungen als erstes vor Ort und treffen Maßnahmen.
Suche nach Vermissten:
Statistisch suchte die Polizei 2020 nach etwa vier Vermissten pro Tag. Im Vergleich zum Vorjahr ist bei der Gesamtzahl von 1547 Fällen ein Rückgang von 485 zu verzeichnen. Unter den Vermissten waren Kinder, die nicht pünktlich nach Hause kamen, Menschen, die von einem Alten- oder Pflegeheim vermisst gemeldet wurden oder auch Personen, die ihren Suizid angekündigt hatten. Bei der Suche setzen die Einsatzkräfte oftmals Personenspürhunde ein. Mit ihren feinen Nasen können sie die Spuren von Gesuchten verfolgen. So fahndeten Polizisten Ende November 2020 im Bereich des Hafenbeckens in Walsum nach einem Mann, der bei einer Bekannten seinen Suizid angedroht hatte. Diensthund Flynn schnupperte an einem zur Verfügung gestellten Schuh des Vermissten und nahm die Witterung auf. Der Schäferhund führte die Beamten zu einer eingezäunten Grünfläche. Am Ufer des Hafenbeckens fand der sechs Jahre alte Rüde den unversehrten Gesuchten.
Diensthunde:
Insgesamt leisteten die Diensthundeführerinnen und -führer im vergangenen Jahr etwa 20.000 Einsatzstunden und damit rund 1.000 mehr als im Vorjahr. Nicht nur bei der Personensuche kommen die 15 Diensthunde zum Zuge. Aufgrund ihrer Ausbildung als Schutzhund und des herausragenden Geruchssinns ist ihr Aufgabengebiet sehr umfangreich. Ob bei Demonstrationen, Fußballspielen oder im täglichen Dienst als Unterstützung für ihre menschlichen Kolleginnen und Kollegen - der Einsatzwert eines Diensthundes hat für die Polizei eine große Bedeutung. Die Duisburger Vierbeiner können zudem Banknoten, Drogen oder Sprengstoff aufspüren; auch bei Einsätzen zur Bekämpfung der Clankriminalität nutzt die Polizei die Vielseitigkeit der Hunde.
Bekämpfung der Clankriminalität:
Seit 2015 geht die Duisburger Polizei gezielt gegen Clankriminalität vor. Coronabedingt ist die Zahl der Schwerpunkteinsätze 2020 von 153 auf 64 gesunken.
"Die Geschäftslokale, die wir sonst im Visier hatten, waren natürlich zeitweise wegen der Lockdowns geschlossen. Wir haben uns trotzdem auf das Klientel konzentriert und zahlreiche Überprüfungen durchgeführt. Ob Corona oder nicht - wir setzen unsere Null-Toleranz-Strategie fort", sagt Dr. Elke Bartels und verweist auf den Großeinsatz eines konzertierten Maßnahmenkonzepts im August 2020. Mehrere Hundert Polizeibeamte, die Staatsanwaltschaft Duisburg, das Hauptzollamt, die Steuerfahndung Essen sowie die Vollstreckungsbehörde und das Ordnungsamt der Stadt Duisburg kontrollierten an insgesamt 25 Örtlichkeiten unterschiedliche Betriebe. NRW-Innenminister Herbert Reul und Duisburgs Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels machten sich bei der Durchsuchung eines Wettbüros auf der Weseler Straße in Marxloh selbst ein Bild und waren sich einig: " [...] Wir überlassen den kriminellen Mitgliedern so genannter Familienclans nicht eine Handbreit rechtsfreien Raum [...]!"
An diesem Tag wurden Bargeld in Höhe von über 34.000 Euro, 19 Spielautomaten sowie drei Kilogramm Shisha-Tabak sichergestellt. Am Ende gab es 13 Strafanzeigen, unter anderem wegen illegalem Glücksspiel und Steuerhinterziehung. Wegen Verstößen gegen die Corona-Schutzverordnung, das Waffengesetz oder auch ordnungsbehördlichen Auflagen kamen 38 Ordnungswidrigkeitenanzeigen hinzu. Elf Ladenlokale wurden geschlossen. (https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/50510/4680227)
Tumultlagen:
Charakteristisch für Tumultlagen sind Situationen, in denen die eingesetzten Kräfte durch größere Personengruppen bedrängt oder umringt werden, um auf polizeiliche Maßnahmen einzuwirken. Oft werden Videos und Fotos angefertigt, die in sozialen Medien verbreitet werden.
Im Mai hatte eine Streifenwagenbesatzung am Pollmannkreuz in Marxloh einen Mann erkannt, gegen den ein Haftbefehl wegen des Verdachts der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung bestand. Der 18-Jährige flüchtete in ein Haus an der Kaiser-Friedrich-Straße. Dort konnte er jedoch von den Beamten festgehalten werden. In kurzer Zeit versammelten sich rund 30 Angehörige des Verdächtigen im Hausflur und auf der Straße, schrien lautstark, filmten die Einsatzmaßnahmen und versuchten, die Festnahme zu verhindern. Mit alarmierten Unterstützungskräften gelang es, die Menschen in Richtung Pollmannkreuzung abzudrängen, sie dort in Schach zu halten und die Festnahme konsequent durchzusetzen.
Zwei Tage später führte die Vollstreckung eines Haftbefehls auf der Kaiser-Wilhelm-Straße erneut zu einem Großeinsatz der Polizei. Auch hier sammelten sich etwa 200 Menschen auf der Straße vor einem Haus. Nur mit Unterstützung zahlreicher Kräfte und der Androhung von Pfefferspray konnte der Festgenommene zum Streifenwagen gebracht werden.
(https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/50510/4599795 , https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/50510/4602225 )
Demonstrationen/Versammlungen:
Trotz der pandemiebedingten Einschränkungen hat die Polizei zehn Prozent mehr Anmeldungen für Versammlungen unter freien Himmel erhalten als im Vorjahr. Insgesamt waren 307 (2019: 282) solcher Veranstaltungen zu bewältigen. Themenschwerpunkte der Versammlungen waren im vergangenen Jahr die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, aber auch Klimawandel, Themen mit lokaler Bedeutung oder auch kriegerische Auseinandersetzungen im Ausland. Herausforderungen gab es für die Duisburger Polizei und die Stadt bei den Einsatzplanungen für die Kundgebungen von PEGIDA im September und November. Diese riefen zahlreiche Gegenproteste hervor. Neben der Sicherstellung eines friedlichen Verlaufs galt und gilt es nach wie vor, das Infektionsgeschehen einzudämmen.
Solche Einsatzplanungen werden wegen der hohen Komplexität in besonderen Organisationsstrukturen abgewickelt, der sogenannten "Besonderen Aufbauorganisation" (BAO). Eine derartige BAO wurde auch ad hoc eingerichtet, als im August anlässlich eines Fußballturniers rund 80 Anhänger von Feyenoord Rotterdam in der Innenstadt randalierten.
Bereitschaftspolizeihundertschaft (BPH):
Bereitschaftspolizeihundertschaften werden insbesondere bei groß angelegten Einsätzen eingesetzt. Sie schützen Demonstrationen oder Fußballspiele und treffen Maßnahmen bei Razzien. Aber auch bei behördlichen Projekten sind die Polizistinnen und Polizisten der BPH zu sehen.
Der Anteil der Stunden, die die Einsatzkräfte der Duisburger BPH innerhalb der Stadt leisteten, ist im Vergleich zum Vorjahr von 72.510 auf 20.000 gesunken. Die Einsatzzeiten außerhalb Duisburgs sanken von 73.000 auf 64.000 Personalstunden. Ausgebliebene Fußballspiele bzw. Zuschauerverbote und ausgefallene Großveranstaltungen führten in der Hauptsache zu diesen Rückgängen.
Neben Versammlungen und Fußballveranstaltungen oder Maßnahmen zur Bekämpfung der Clankriminalität waren die Hundertschaftskräfte im Jahr 2020 landes- und bundesweit häufig zur Überwachung der Regelungen zur Pandemie im Einsatz.
Beschwerden:
Für den Bereich der Direktion Gefahrenabwehr und Einsatz sind 2020 insgesamt 51 Dienstaufsichtsbeschwerden eingegangen. Das entspricht etwa einer Beschwerde auf je 3.600 Einsätze und damit einem Rückgang um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Polizei nimmt Kritik sehr ernst und bearbeitet sie in der Sachrate des Beschwerdemanagements.
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