Polizeiinspektion Nienburg / Schaumburg
POL-NI: Fahren ohne Helm: Immer mehr lebensgefährliche Unfälle bei Fahrrad, E-Bike und E-Scooter
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Nienburg (ots)
Krankenhaus, Polizei und Verkehrswacht warnen: Radfahren, E-Bike- oder E-Scooter-Fahren ohne Helm birgt lebensgefährliche Risiken. Joachim Seiler erlitt schwere Kopfverletzungen bei einem Unfall, weil er auf den Helm verzichtet hatte. Besonders Pedelec-Fahrer unterschätzen oft die Gefahr. Die Zahl der Unfälle steigt, schwere Verletzungen häufen sich. Ihr Appell: Schützen Sie Ihren Kopf, ein Helm kann den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
Eigentlich sollte hinlänglich bekannt sein, wie wichtig das Tragen eines Helms beim Radfahren ist. Doch leider sind es immer wieder schwere Verkehrsunfälle, die es wieder in Erinnerung rufen. Das Tückische: Auch bei scheinbar harmlosen Fahrradstrecken kann es passieren - niemand ist davor gefeit. So auch Joachim Seiler. Der 76-Jährige ist ein erfahrener Rennradfahrer. "Ich trainiere seit Jahren zwei bis dreimal die Woche und fahre auch Rennen, natürlich immer mit Helm. Nur bei den normalen Stadtfahrten mit dem normalen Fahrrad war ich bislang ohne Helm unterwegs - bis zu einem Mal mit dramatischen Folgen."
Ein unverschuldeter Unfall mit schwerwiegenden Konsequenzen: Seiler erlitt bei einem Unfall an einer Kreuzung in Nienburg schwerwiegende Verletzungen. Ein Transporter, der unerlaubt und somit unvorhersehbar die Spur wechselte, erfasste sein Fahrrad. Der Aufprall war heftig: Seiler wurde über den Lenker geschleudert und prallte mit dem Kopf auf. Von der Notaufnahme der Helios Kliniken Mittelweser ging es direkt auf die Intensivstation. Die Diagnose: Hirnblutung, ein Schädel-Hirn-Trauma, eine offene Nasenbeinfraktur sowie weitere Verletzungen im Gesicht, an der Schulter sowie der rechten Hand.
Dr. Michael Stalp, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie, warnt: "Eine Hirnblutung kann sich nach einem Trauma weiter ausdehnen und potenziell tödlich enden oder bleibende Schäden verursachen." Seiler hatte Glück: Nach zwei Tagen auf der Intensivstation und weiterer stationärer Überwachung erholte er sich weitgehend. "Trotzdem habe ich noch Wochen nach dem Unfall gerade morgens unter Schwindel gelitten", erläutert er.
Steigende Unfallzahlen belegen das Risiko: Bernd Ritz von der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg hat die Unfallzahlen der letzten vier Jahre analysiert: "Wir haben 1.435 Unfälle mit Fahrrädern und 271 mit Pedelecs in den Landkreisen Nienburg und Schaumburg verzeichnet. Die Unfälle mit schweren Verletzungen waren deutlich häufiger, wenn kein Helm getragen wurde. Besonders drastisch zeigte sich dies bei Pedelec-Fahrern" Dies geht schon in der vergleichsweisen geringen Anzahl an Unfällen hervor, bei denen klar dokumentiert war, dass kein Helm getragen wurde. "Wir haben erst in der jüngsten Vergangenheit damit angefangen, in den Unfallberichten aufzuführen, ob ein Helm getragen wurde - doch schon in diesem vergleichsweisen kurzen Zeitraum ist die Tendenz klar erkennbar. Die echte Ziffer der Schwerverletzten ohne Helm wird deutlich höher liegen", ergänzt Stefan Schara, Leiter der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg.
Stalp bestätigt diesen Trend: "Wir haben im vergangenen Jahr eine steigende Anzahl der Schwerverletzten mit Schädel-Hirn-Traumata durch Unfälle ohne Helm bei uns beobachtet." Und dabei ist es so einfach, sich zu schützen. Sein Appell: "Schützen Sie Ihren Kopf - das, was wir den Kindern beibringen, sollten wir selbst befolgen."
Unerfahrenheit auf Pedelecs als große Gefahr: Werner Müller, Vorsitzender der Verkehrswacht Nienburg, warnt besonders vor den Risiken für unerfahrene Pedelec-Nutzer: "Pedelecs erreichen höhere Geschwindigkeiten als herkömmliche Fahrräder. Viele Fahrer sind sich dessen nicht bewusst und können auf plötzliche Bremsmanöver oder unerwartete Hindernisse nicht angemessen reagieren. Ohne Helm besteht ein hohes Risiko für schwere Kopfverletzungen." Daher bietet die Verkehrswacht regelmäßige Fahrtrainings für Pedelecs an. Termine und weitere Informationen unter: www.verkehrswacht-nienburg.de
Immer mehr E-Scooter auf den Straßen:
Doch noch ein weiteres Fahrzeug wird zu einer immer größeren Gefahr. "Das Fahren mit dem E-Scooter hat sich insgesamt vervielfacht. Wurde in 2020 noch kaum gefahren, ist Zahl der E-Scooter im Straßenverkehr deutlich gestiegen. Das zeigt sich auch an den Unfallzahlen: Die Zahl der Unfälle mit E-Scootern stieg von nur 7 im Jahr 2020 auf 62 Unfälle im Jahr 2024", erläutert Ritz. Auch hier ist das Tragen eines Helmes wichtig - denn selbst bei Stürzen mit geringer Geschwindigkeit kann es zu schwersten Kopfverletzungen kommen.
Joachim Seiler: "Ein Helm ist wie der Sicherheitsgurt im Auto": Seiler hat aus seinem Unfall gelernt: "Ich werde nun auch bei Stadtfahrten immer einen Helm tragen. Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn ich mit einem E-Bike unterwegs gewesen wäre." Er vergleicht das Helmtragen mit der Anschnallpflicht im Auto: "Anfangs war es ungewohnt, heute ist es selbstverständlich. Genauso sollte es auch beim Radfahren, E-Bike- oder E-Scooter-Fahren sein."
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Nina Thieme
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