Polizeipräsidium Mittelfranken
POL-MFR: (2129) Gemeinsame Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Bielefeld, des Polizeipräsidium Nürnberg und der Landespolizeidirektion Saarland
Saarbrücken/Bielefeld/Nürnberg (ots)
Angeblicher "Hochwaldmörder" enttarnt 34-jähriger Mann aus Weiskirchen als Briefeschreiber ermittelt
Nach umfangreichen, intensiven Ermittlungen und einer in den letzten sieben Monaten groß angelegten Öffentlichkeitsfahndung gelang es den Ermittlern von Saarlouis, Bielefeld und Nürnberg in enger Zusammenarbeit gestern (18.11.2008), den anonymen Briefeschreiber von Weiskirchen zu ermitteln.
Den entscheidenden Hinweis gab ein Postbote, der die in den Medien veröffentlichte Schrift im Adressfeld einer von ihm zugestellten Postkarte erkannte.
Bei dem Autor von insgesamt sieben Briefen, die er seit dem Jahr 2005 an verschiedene Polizeidienststellen im Bundesgebiet versandte, handelt es sich um einen 34-Jährigen aus Weiskirchen.
In den von ihm verfassten Briefen bezichtigte er sich selbst der Morde an Lydia Schürmann (1962), Heiderose Berchner (1970) sowie weiterer elf Morde im Zeitraum von 1961 bis 1992. Gutachter kamen bei der Auswertung der Briefe zu dem Ergebnis, dass es sich bei dem Verfasser durchaus um den Täter der beschriebenen Morde handeln könnte. Dies hatte zur Folge, dass bei den Polizeien in Nordrhein-Westfalen, Bayern und dem Saarland Ermittlungskommissionen mit zeitweise bis zu 30 Beamten eingerichtet wurden. Schlussendlich konzentrierten sich die Ermittlungen auf den Bereich "Hochwald", insbesondere Weiskirchen im Saarland.
Es folgten öffentlichkeitswirksame Pressekonferenzen und Fahndungsmaßnahmen, in denen der Mann als unauffälliger 65-jähriger Rentner bezeichnet wurde. Insbesondere wurde seine Schrift in den Medien und öffentlich ausgehängten Plakaten präsentiert. Da es bis dahin galt, möglicher Weise mehrere Tötungsdelikte aufklären zu können, wurde neben vielen anderen Maßnahmen letztlich sogar über das Amtsgericht Detmold ein Reihen-DNA-Beschluss für über 5000 Männer erwirkt, mit dessen Umsetzung vor zwei Wochen in Weiskirchen begonnen wurde.
Der Hinweis eines Postboten, der die Schrift des Briefeschreibers auf einer von ihm in Weiskirchen zugestellten Postkarte zu erkennen glaubte, führte zur Sicherstellung der Karte. Ein Schriftsachverständiger des LKA Saarland bestätigte die Übereinstimmung der Schrift mit der der Bekennerbriefe.
Im Rahmen einer Durchsuchung der Wohnung des Verfassers fand die Polizei ein umfangreiches Medienarchiv, u.a. Aufzeichnungen von XY-Sendungen bis zurück in die 60er Jahre, aus denen er offensichtlich sein Detailwissen über die von ihm geschilderten Taten erlangte.
Der Aufenthalt des Mannes konnte gestern lokalisiert werden. Er befindet sich seit Anfang November freiwillig stationär in einer psychiatrischen Klinik außerhalb des Saarlandes.
In der Zwischenzeit wurde der psychisch kranke 34-Jährige vernommen. Er räumt in vollem Umfang ein, sämtliche Briefe geschrieben zu haben. Sein Motiv könnte nach Ansicht der behandelnden Ärzte in dem Wunsch nach Aufmerksamkeit liegen. Als Täter der vorgenannten nicht geklärten Tötungsdelikte bzw. Vermisstenfälle scheidet der Mann aus.
Gegen ihn wird wegen der Bedrohung zum Nachteil des Sängers DJ Ötzi, wegen versuchter Strafvereitelung sowie dem Vortäuschen einer Straftat ermittelt.
Aufgrund des Ermittlungserfolges der Polizei kann auf die weiteren Entnahmen von mehreren Tausend DNA-Proben verzichtet werden.
In wie weit dem Beschuldigten die Kosten des Verfahrens auferlegt werden, obliegt der Entscheidung der Staatsanwaltschaft.
Die Ermittlungen zu den vor beschriebenen Tötungsdelikten bzw. Vermisstenfällen dauern an.
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