POL-OLD: Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2023 der Polizeidirektion Oldenburg
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Oldenburg (ots)
Die Polizeidirektion Oldenburg stellt heute (13.03.2024) die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2023 vor.
+++ Kernpunkte der PKS 2023 +++
- Gesamtzahl der Straftaten leicht gestiegen; Aufklärungsquote stabil hoch - Erneuter Anstieg in den Bereichen Gewaltkriminalität und Kinderpornographie - Anhaltend viele Fälle von Gewalt gegen Polizei - Rückläufige Tendenz bei Sprengungen von Geldautomaten
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"Auch, wenn die Zahl der Straftaten diesmal insgesamt etwas zugenommen hat, befinden wir uns immer noch deutlich unter dem Niveau von etwa vor zehn Jahren. Das zeigt, dass viele unserer Maßnahmen in den Bereichen Prävention und Ermittlungen gegriffen haben", sagte Polizeivizepräsident Andreas Sagehorn, der am 01. April 2024 die Nachfolge von Johann Kühme als Präsident der Polizeidirektion Oldenburg antreten wird. "Zugleich liegen die Fakten auf dem Tisch. Die leicht gestiegenen Zahlen sind für uns gleichermaßen Ansporn wie Auftrag, in der Bekämpfung der Kriminalität keinen Deut nachzulassen und da wo es nötig ist - zum Beispiel im Bereich der Gewaltkriminalität - Nachschärfungen vorzunehmen", so Sagehorn weiter.
+++ Entwicklung der Gesamtkriminalität +++
Für das vergangene Jahr wurden im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Oldenburg insgesamt 98.934 Straftaten in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst. Im Vergleich zum Vorjahr (2022: 94.769) bedeutet dies einen Anstieg von 4,4 Prozent. Insbesondere wurden die Steigerungen im Bereich der Diebstahlsdelikte, Gewaltdelikte und der Verbreitung von (kinder)-pornographischer Schriften identifiziert.
Da die Gesamtfallzahl im Jahr 2014 noch um 7,5 Prozent (106.948 Fälle) höher lag, ist bei einer Zehn-Jahres-Betrachtung ein deutlicher Rückgang der Gesamtstraftaten festzustellen.
Die Aufklärungsquote betrug im vergangenen Jahr wie im Vorjahr 63,29 Prozent und blieb damit auf gleichbleibend hohem Niveau.
Die Häufigkeitszahl als Indikator für die Kriminalitätsbelastung einer Region, stieg mit 5.541 Straftaten pro 100.000 Einwohnern gegenüber 2022 leicht an (5.386/2,9 %), bleibt aber deutlich unter dem Wert von vor zehn Jahren (6.350 in 2014). "Somit ist und bleibt diese Region eine sichere Gegend für alle Menschen, die hier leben, arbeiten oder Urlaub machen", so Polizeivizepräsident Andreas Sagehorn.
+++ Blick auf einzelne Deliktsbereiche +++
Kinderpornographie:
Analog zu den Vorjahren war auch für das Jahr 2023 im Deliktsfeld "Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung von kinderpornographischem Material" ein erheblicher Anstieg zu verzeichnen. Mit 1.660 Taten erhöhte sich die Zahl um 44,60 Prozent und erreichte einen neuen Höchststand.
Die Ursachen für die starke Zunahme der Fallzahlen sind vielfältig: "So ermöglicht die fortschreitende Digitalisierung den zumeist männlichen Tätern einen einfachen und unkomplizierten Zugang zu kinderpornografischen Inhalten, die darüber hinaus von Jugendlichen oftmals leichtfertig über Messengerdienste verbreitet werden", sagte Polizeidirektor Hendrik Vieth, Leiter des Dezernates für Kriminalitätsbekämpfung. Zudem sind auch die durch verschiedene Internetprovider an das National Center for Missing & Exploited Children (NCMEC) übermittelten Verdachtsmeldungen im Jahr 2023 weiter angestiegen, so Vieth weiter.
Die Polizeidirektion Oldenburg begegnet den fortlaufend wachsenden Fallzahlen und Datenmengen im Bereich Kinderpornografie schon seit Längerem mit einer Vielzahl verschiedener Maßnahmen. Mit Beginn dieses Jahres nahm das "Zentrallabor Forensik" seine Arbeit auf, in welchem digitale Beweismittel von Kinderpornographie-Verfahren im Zuständigkeitsbereich der PD Oldenburg von IT-Experten gesichert und aufbereitet werden sollen.
"Die Bekämpfung von Kinder- und Jugendpornographie bleibt ein absoluter Schwerpunkt unserer polizeilichen Arbeit", sagte Hendrik Vieth. Mit dem Zentrallabor schaffen wir eine weitere Möglichkeit, die stetig steigenden digitalen Beweismittel zügig auswerten zu können, um so die Missbrauchsdarstellungen zu identifizieren, deren Löschung im Netz zu veranlassen und gegebenenfalls andauernde oder bevorstehende Missbräuche zu verhindern, so Vieth weiter.
Diebstahl und Wohnungseinbrüche:
Den Hauptanteil der polizeilichen Ermittlungsverfahren bilden nach wie vor die Diebstahlsdelikte. Mit 34.406 Fällen entfiel über ein Drittel (34,8 %) aller im Jahr 2023 registrierten Straftaten auf diesen Bereich. Nachdem die Zahl der Diebstahlsdelikte mehrere Jahre lang rückläufig gewesen war, stieg der Wert nun zum zweiten Mal in Folge - im Vergleich zu 2022 (30.864) um 11,48 Prozent -, blieb aber weiterhin noch deutlich unter dem Niveau von 2014. Vor zehn Jahren hatte es mit 42.868 Fällen noch 19,74 Prozent mehr Diebstahldelikte gegeben.
Im Bereich der Wohnungseinbrüche ist ein leichter Anstieg zu registrieren, der Wert liegt jedoch weiterhin unterhalb von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Insgesamt bestätigen die aktuellen Zahlen den über einen längeren Zeitraum deutlich erkennbaren Abwärtstrend: So hat sich die Zahl der Wohnungsbeinbrüche in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert (2023: 1.659; 2014: 3.512). Diese positive Entwicklung dürfte auf den Einsatz von dauerhaften oder temporären Ermittlungsgruppen in den Inspektionen sowie der kontinuierlichen polizeilichen Beratung zu einem besseren Einbruchsschutz zurückzuführen sein.
Gewaltkriminalität:
In der Polizeilichen Kriminalstatistik werden unter "Gewaltkriminalität" Delikte wie gefährliche und schwere Körperverletzung, Raub, Geiselnahme, Vergewaltigung oder Mord subsummiert. Mit 3.853 Fällen hat die Zahl der polizeilich registrierten Gewaltdelikte in der PD Oldenburg im vergangenen Jahr den höchsten Stand seit zehn Jahren erreicht. Gegenüber 2022 ist eine Zunahme von 11,20 Prozent festzustellen. Wie bereits im Vorjahr weisen die Deliktsbereiche Raub und gefährliche/schwere Körperverletzung die größten Steigerungsraten auf.
Zwar werden die meisten Taten von erwachsenen Personen begangen, allerdings ist bei den 14- bis 18-Jährigen (Jugendliche) eine erneute Steigerung von 8,39 Prozent festzustellen (2022: 477 Taten; 2023: 517). Die Anzahl der jugendlichen Täter im Jahr 2023 ergibt einen Anteil von 16,16 Prozent, womit diese Altersgruppe mit Blick auf ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung (ca. 4 Prozent) überproportional vertreten ist.
Im Bereich der Gewaltkriminalität lässt sich auch eine zunehmende Tendenz zum Tatmittel Messer feststellen. Im Vergleich zum Jahr 2022 (475) sind die Fälle um 20,63 Prozent auf nunmehr 573 angestiegen.
"Bei denjenigen Personen, die Gewalt anwenden und dabei ein Messer mitführen ist die Gefahr auch sehr hoch, dass sie es einsetzen. Davor haben die Menschen Angst und fühlen sich unsicher. Wir werden daher in der Polizeidirektion Oldenburg im Dialog mit den Kommunen überall dort wo es Sinn macht, neben möglicher Waffenverbotszonen auch andere flankierende Maßnahmen prüfen. Für die Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt/Ammerland ist dieses Problembewusstsein bereits im Fokus", sagte Andreas Sagehorn.
Die Aufklärungsquote im Bereich der Fälle mit der Tatwaffe Messer bewegt sich mit 90,40 Prozent auf einem sehr hohen Niveau - das heißt, in neun von zehn Fällen konnte der Täter zur Verantwortung gezogen werden.
Mit Blick auf die Altersstruktur hat die Gruppe der jugendlichen Tatverdächtigen prozentual am stärksten zugenommen (von 62 auf 85: 37,10 %). Erwachsene Personen allerdings stellen den überwiegenden Anteil unter den Tatverdächtigen, mit einer Zunahme von 275 auf 327 stieg ihr Anteil im Vergleich zu 2022 um 18,91 Prozent.
Häusliche Gewalt:
Die seit 2021 vorliegende bundesweite Definition für das Phänomen der Häuslichen Gewalt ermöglicht eine einheitliche statistische Erfassung der Fallzahlen in diesem Deliktsfeld. Nach dieser Definition werden in diesem Bereich neben Gewalttaten in Partnerschaften und Ex-Partnerschaften zusätzlich auch diejenigen einbezogen, die im weiteren familiären Umfeld stattgefunden haben. Im vergangenen Jahr wurden im Bereich der PD Oldenburg 5.321 und damit 11,20 Prozent mehr Fälle Häuslicher Gewalt als im Jahr 2022 (4.785) registriert, womit sich die bereits seit Jahren ansteigende Tendenz in diesem Phänomenbereich fortsetzt. Der Schwerpunkt liegt hierbei weiterhin auf Taten im partnerschaftlichen Umfeld, wobei die Tatverdächtigen vorwiegend männlich, die Opfer vor allem weiblich sind.
Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamtinnen -und beamte:
Die Zahl der erfassten Straftaten, bei denen Polizeivollzugsbeamtinnen oder -beamte Opfer von körperlicher oder verbaler Gewalt worden sind, lag im Jahr 2023 bei 617. Wenngleich dies einen leichten Rückgang zum Vorjahr darstellt (642; - 4,67 %), befindet sich dieser Wert noch immer deutlich über den Zahlen der vorangegangenen Jahre. Verglichen mit dem Stand vor zehn Jahren sind die Fallzahlen von 463 um ein Drittel (33,26 Prozent) gestiegen. Die Zahl der Opfer von Gewalt stieg in diesem Zusammenhang um 5,26 Prozent auf 1.601 Beamtinnen und Beamte - nie zuvor lag dieser Wert in den vergangenen zehn Jahren höher. Statistisch gesehen ist damit im vergangenen Jahr jede zweite Polizistin bzw. jeder zweite Polizist in der PD Oldenburg von gewalttätigen Angriffen betroffen gewesen.
"Die anhaltend hohe Gewaltbereitschaft gegenüber Einsatzkräften - auch aus Feuerwehr und Rettungsdienst - betrachte ich mit Sorge. Insbesondere wenn diese Entwicklung von einzelnen Wissenschaftlern auch noch relativiert wird, ist das für mich schlichtweg unerträglich - es ist ein Schlag ins Gesicht gegenüber all den Menschen, die sich rund um die Uhr für andere einsetzen und helfend zur Seite stehen. Wir sollten alles tun, diesen Frauen und Männern genau den Respekt und den Schutz zu gewähren, den sie verdienen. Die Polizei wird diese Taten deshalb weiter mit aller Konsequenz verfolgen", sagte Andreas Sagehorn.
Sprengung von Geldautomaten:
Nachdem im Jahr 2022 mit 14 Sprengungen von Geldautomaten ein Höchstwert erreicht worden war, wurden im vergangenen Jahr noch 10 derartige Taten im Zuständigkeitsbereich der PD Oldenburg registriert. Damit ist nach Jahren von steigenden Fallzahlen erstmals wieder eine leichte Abnahme von Geldautomatensprengungen zu konstatieren, gleichwohl ereigneten sich in 2023 im Verantwortungsbereich der PD Oldenburg landesweit die meisten dieser Taten.
"Die sinkenden Zahlen sowie insgesamt zehn Festnahmen in 2023 weisen darauf hin, dass wir im Kampf gegen die Geldautomatensprenger an den richtigen Stellschrauben gedreht haben. Garanten für die positive Entwicklung waren unsere angepasste und verstärkte Fahndungs- und Ermittlungsarbeit sowie die Fortschritte im Bereich der Prävention. Die Banken haben durch technische und organisatorische Maßnahmen die Tatgelegenheiten deutlich erschwert und damit auch reduziert. Wir werden uns auf diesen kleinen Erfolg jedoch nicht ausruhen. Diese Tätergruppierungen müssen merken, dass es für sie hier nichts mehr zu holen gibt - erst dann sind wir am Ziel", sagte der künftige Polizeipräsident Andreas Sagehorn.
+++ Tatverdächtige +++
Die Anzahl der Tatverdächtigen erhöhte sich insgesamt von 41.816 im Jahr 2022 auf 43.741 und somit um 4,6 Prozent. Bei 29,4 Prozent der Tatverdächtigen handelte es sich um nichtdeutsche Personen. Die Gesamtzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen (12.852) stieg von 2022 (11.390) auf 2023 um 12,8 Prozent, die der Tatverdächtigen mit Aufenthaltsstatus (2.712) um 15,45 Prozent und die der deutschen Tatverdächtigen (30.889) um 1,5 Prozent.
Die Entwicklungen sind vor dem Hintergrund der starken Migrationsbewegungen der vergangenen Jahre (Flüchtlingssituation 2015/16; Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine 2022) in der gesamten Bundesrepublik zu betrachten, in deren Folge sich auch im Bereich der PD Oldenburg der Bevölkerungsanteil von Nicht-Deutschen erhöht hat. Zu berücksichtigen sind in diesem Zusammenhang auch die oftmals prekären sozioökonomischen Rahmenbedingungen von Migrantinnen und Migranten nach ihrer Ankunft, die als Risikofaktoren die Begehung von kriminellen Taten wirken können.
+++ Kinder- und Jugendkriminalität +++
Analog zur Gesamtanzahl ist die Zahl der Tatverdächtigen in allen Altersgruppen gestiegen. Mehr als drei Viertel (76,98 Prozent) aller tatverdächtigen Personen waren 21 Jahre und älter (33.673). Daneben nahmen die Fallzahlen im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität erneut zu.
Der mit knapp 42 Prozent zuletzt sehr starke Anstieg derjenigen Tatverdächtigen, die jünger als 14 Jahre waren, setzte sich in dieser Form jedoch nicht fort. 2.106 tatverdächtige Kinder (0 bis 14 Jahre) im Jahr 2023 im Vergleich zu 1.951 im Vorjahr bedeuten eine Zunahme von 7,9 Prozent. Insgesamt betrug der Anteil von Mädchen und Jungen unter 14 an allen Tatverdächtigen im vergangenen Jahr 4,81 Prozent (2022: 4,67 %). An dieser Stelle wird darauf hingewiesen, dass Personen unter 14 Jahren nicht strafmündig sind.
Die Zahl der tatverdächtigen Jugendlichen (14 bis 18 Jahre) wuchs von 4.172 auf 4.460 und somit um 6,9 Prozent. Der Anteil dieser Altersgruppe an aufgeklärten Fällen, in denen tatverdächtige Personen ermittelt werden konnten, betrug im Jahr 2023 insgesamt 10,2 Prozent.
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