Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis
POL-MK: Betrug unter Tränen
Lüdenscheid/Märkischer Kreis (ots)
Telefon-Betrüger haben am Mittwoch und Donnerstag erneut Lüdenscheider Senioren angewählt. In mindestens einem Fall kassierten sie ab. In einem weiteren Fall scheiterten die Täter an aufmerksamen Bank-Mitarbeitern.
Am Donnerstagmittag klingelte das Telefon bei einer über 80-jährigen Lüdenscheiderin. Es meldete sich eine weinende und schluchzende Frau und erklärte: "Ich habe eine Frau totgefahren." Die Stimme klang wie die der Tochter. Eine angebliche "Staatsanwältin" übernahm den Hörer und forderte von der Seniorin eine Kaution. Sonst bleibe die Tochter im Gefängnis. Die Mutter hatte nicht so viel Geld. Doch die "Staatsanwältin" gab sich gnädig und ließ mit sich verhandeln. Eine Stunde später stand ein "Kurier der Staatskasse" an der Wohnungstür, kassierte eine hohe Geldsumme und verschwand. Erst dann beendete die angebliche Justiz-Bedienstete das Telefonat. "Jetzt ist alles erledigt."
Die Seniorin rief sofort ihre Tochter an, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Die Tochter war völlig überrascht. Sie hatte keine Frau tot gefahren und saß auch nicht im Gefängnis.
Am Donnerstag gingen neben dem Fall der über 80-Jährigen acht weitere Anzeigen wegen falscher Polizeibeamter oder Enkeltrickbetrügern bei der Polizei in Lüdenscheid ein. Mehrmals wurde eine Lügengeschichte über eine angebliche Covid-Erkrankung erzählt. In einem Fall verhinderten aufmerksame Bank-Mitarbeiter Geld-Abhebung und Übergabe an die Betrüger. Am Mittwoch zählte die Polizei Lüdenscheid elf Anzeigen. Die Zahl der tatsächlich erfolgten Anrufe dürfte um ein mehrfaches höher sein. Weitere Anrufe gab es in Plettenberg, Kierspe, Iserlohn und Schalksmühle. Es ist nicht auszuschließen, dass weitere Opfer Geld gezahlt haben. Die Polizei rät unbedingt, Anzeige zu erstatten.
Vor allem ältere Menschen sollten die Gefahr solcher Anrufe nicht unterschätzen. Die Betrüger setzen sehr geschickt auf Angst und Panik und setzen ihre Opfer massiv unter Zeitdruck. Die Gespräche können sich über Stunden oder Tage ziehen. Immer wieder fallen Senioren auf solche Anrufer herein, obwohl sie sich informiert glaubten über die Maschen der Betrüger. Die Polizei bittet deshalb insbesondere Angehörige, ihre älteren Familienmitglieder immer wieder auf das Problem hinzuweisen. Solche Kautionen, wie sie die falsche Staatsanwältin forderte, gibt es in Deutschland überhaupt nicht. Die Polizei nimmt kein Geld "in Verwahrung". Polizei oder Staatsanwaltschaft schicken keine Geld-Abholer los. Die echte Polizei rät: "Lassen Sie nicht zu, dass Sie Anrufer aus der Ruhe bringen!" Deshalb besser auflegen, in Ruhe bis 3 zählen (damit der Anruf definitiv beendet ist) und dann die echte Polizei anrufen unter der 110! (cris)
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