POL-H: Kriminalstatistik 2010: Aufklärungsquote auf historischem Höchststand
Hannover (ots)
Die Polizeidirektion Hannover hat 2010 bei der Kriminalitätsbekämpfung so erfolgreich gearbeitet wie niemals zuvor. Die Aufklärungsquote ist auf 63,56 Prozent angestiegen, das ist der beste jemals erreichte Wert - er liegt fast zwei Prozentpunkte über dem Ergebnis des Vorjahres. Polizeipräsident Uwe Binias sprach von einem "herausragenden Ergebnis, das einen Beweis für die erstklassige Polizeiarbeit in Hannover darstellt". Der Behördenleiter freute sich besonders, dass auf der anderen Seite die Zahl der Straftaten jetzt schon im vierten Jahr in Folge gesunken ist. 113.696 Taten wurden 2010 in der Polizeidirektion Hannover bearbeitet, 1,42 Prozent weniger als im Jahr zuvor.
Gesamtzahl der Straftaten
Schon seit 2007 entwickelt sich die Gesamtzahl der im Raum Hannover angezeigten Straftaten rückläufig. Sie ist von damals 125.812 auf im vergangenen Jahr 113.696 gesunken. Uwe Binias dazu: "Wir haben also binnen weniger Jahre einen Rückgang um rund 12.000 Fälle oder rund zehn Prozent erreicht. Das ist mehr als erfreulich, Hannover ist sicherer geworden."
Aufklärungsquote
Eine Ursache für die zurückgehende Kriminalität in Hannover liegt nach Einschätzung des Polizeipräsidenten in dem inzwischen sehr hohen Entdeckungsrisiko. "Der Satz ,Verbrechen lohnt sich nicht' gilt ganz besonders für den Raum Hannover", erklärte Binias. Wie die jetzt erreichte Aufklärungsquote von 63,56 Prozent einzuordnen ist, zeigt sich für Binias besonders in einem Langzeitvergleich. Vor fünf Jahren klärten die hannoverschen Ermittler noch 58,87 Prozent aller Taten auf, vor zehn Jahren waren es 52,38 Prozent und vor 20 Jahren 41,47 Prozent. Binias betonte, dass auch die so genannte "bereinigte Aufklärungsquote" (ohne die "100-Prozent-Delikte" Erschleichen von Leistungen und Ladendiebstahl) mit der Entwicklung Schritt hält. Die bereinigte Quote lag im vergangenen Jahr bei dem sehr guten Großstadtwert von 56,41 Prozent und damit ebenfalls auf einem historischen Höchststand.
Schwarzfahrer
Nach wie vor macht das Delikt "Erschleichen von Leistungen" (Schwarzfahren) einen großen Prozentsatz an der Gesamtkriminalität in Hannover aus. 12.645 Schwarzfahrer zeigte die Üstra im vergangenen Jahr bei der Polizei an, das bedeutet einen Rückgang von 8,65 Prozent. Damit ist statistisch aber immer noch jede zehnte Straftat in Hannover "nur" ein Fall von Schwarzfahren.
Tötungsdelikte
Leicht nach oben verändert hat sich die Zahl der Tötungsdelikte. 2009 waren 23 versuchte und sieben vollendete Tötungsdelikte festzustellen, im vergangenen Jahr lagen die entsprechenden Zahlen bei 26 bzw. acht. Insgesamt ist allerdings in den vergangenen Jahren seit 2006 der Trend immer noch positiv. Die hannoverschen Ermittler haben im vergangenen Jahr fast alle Tötungsverbrechen aufgeklärt, es wurden 43 Tatverdächtige ermittelt. Auffällig ist hier der hohe Anteil von nichtdeutschen Beschuldigten. Er liegt bei 37,21 Prozent - bei einem Bevölkerungsanteil der Nichtdeutschen von zehn Prozent. Es ist darauf hinzuweisen, dass sich auch unter den ermittelten Tatverdächtigen mit deutscher Staatsangehörigkeit noch Menschen mit Migrationshintergrund befinden. Bei der Gewaltkriminalität insgesamt liegt der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen bei 25,56 Prozent.
Sexualstraftaten
Die Zahl der angezeigten Sexualstraftaten ist abermals zurückgegangen, sie sank um 22 Taten oder 3,34 Prozentpunkte auf noch 619 angezeigte Taten. Es wurden 159 Vergewaltigungen (plus sechs Fälle) bearbeitet, 143 Fälle von Kindesmissbrauch (minus eins), 106 Fälle von Exhibitionismus bzw. Erregung öffentlichen Ärgernisses (minus zwölf) und 112 Fälle von Verbreitung pornografischer Erzeugnisse (minus zwölf).
Raub
Nach einem Anstieg im Jahr 2009 wurden 2010 erfreulicherweise wieder weniger Raubstraftaten gemeldet. Die Zahl reduzierte sich um gut sieben Prozent auf 988. Deutliche Rückgänge ergaben sich insbesondere bei Raubüberfällen auf Spielhallen (von 41 auf 27 Taten) und beim Handtaschenraub (von 91 auf 60 Taten). Besorgnis erregend ist im Deliktfeld "Raub" allerdings die Entwicklung bei den "Raubüberfällen in Wohnungen". Hier musste die Polizei einen drastischen Anstieg von 51 auf 89 Taten feststellen. Aufsehen erregend war nicht zuletzt eine Tatserie, die im Dezember 2009 begonnen hatte. Die hier beteiligten Täter gaben sich gegenüber ihren Opfern, die zumeist im Seniorenalter waren, oft zunächst als Polizeibeamte aus, ehe sie dann mit massiver Gewalt drohten, um die Verstecke von Geld und Wertgegenständen zu erfahren. Der Hauptbeschuldigte und acht Mittäter konnten ermittelt werden, ihnen wurden sieben Raubüberfälle in Wohnungen und eine ganze Reihe anderer Straftaten nachgewiesen. Binias spricht in diesem Zusammenhang von einem "sehr wichtigen Ermittlungserfolg".
Körperverletzung
Körperverletzung ist eines der wenigen Deliktfelder, bei dem kontinuierlich steigende Zahlen zu verzeichnen sind. 10.252 Fälle von Körperverletzung wurden 2010 aufgenommen und bearbeitet, 53 Taten mehr als im Jahr zuvor. Allerdings ergibt sich bei genauem Hinsehen ein differenzierteres Bild, das Hoffnung macht. Denn der Anstieg ergibt sich nur aus der einfachen Körperverletzung (von 6.603 auf 6.804), dagegen sanken die Zahlen bei gefährlicher bzw. schwerer Körperverletzung um 171 auf 2.860 Taten. Binias führt diese gegenläufige Entwicklung auf die zahlreichen Kontroll- und Präventionseinsätze der Polizei zurück, wie es sie auch auch am vergangenen Wochenende wieder in Hannovers Innenstadt gab. "Bei diesen Einsätzen greifen die Beamten sehr niedrigschwellig ein, unterbinden Auseineindersetzungen sehr frühzeitig, trennen Streithähne und leiten eben auch viele Strafverfahren wegen einfacher Körperverletzung ein", erläuterte der Polizeipräsident. Diese intensiven Bemühungen belasten laut Binias zwar im ersten Moment die Statistik. "Ich bin aber überzeugt, dass durch die Polizeieinsätze mittel- und langfristig die Sicherheit erhöht wird und dann auch die Zahlen zurückgehen." Bei der gefährlichen bzw. schweren Körperverletzung, bei denen z.B. Waffen benutzt werden oder besonders brutal zugeschlagen oder getreten wird, könnte nach Einschätzung des Behördenleiters die Trendwende schon erreicht sein.
Diebstahl
Schon seit 2007 werden in Hannover Jahr für Jahr weniger Diebstähle gemeldet. Der Stand 2010 liegt bei 40.522 Taten (minus 3,83 Prozent). Erfreulicherweise ergab sich ein Rückgang auch wieder beim Wohnungseinbruchdiebstahl, der wie kaum ein anderes Delikt das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung beeinflusst. Für den Polizeichef ist es auch ein Erfolg der intensiven Präventionsarbeit, dass vergangenes Jahr ein Absinken um 8,22 Prozent auf noch 2.411 Einbrüche registriert werden konnte. Besonders erfreulich: Auch bei diesem außerordentlich schwer aufzuklärenden Delikt konnte die Aufklärungsquote gesteigert werden: um 2,57 Prozentpunkte auf jetzt 20,74 Prozent. "Die Polizeidirektion unternimmt alle Anstrengungen, um hier noch mehr Täter zu fassen", erklärte Binias. Der beste Einbruch sei jedoch der, der von vornherein verhindert werden könne: "Ich kann alle Haus- und Wohnungsbesitzer nur auffordern, in die technische Sicherung zu investieren. In diesem Zusammenhang erinnere ich an das noch recht junge Netzwerk ,Zu Hause sicher', in dem jeder Interessierte Hilfe bekommt." Zurückgegangen ist auch die Zahl der Autodiebstähle. 761 Fahrzeuge wurden im abgelaufenen Jahr gestohlen, 118 weniger als im Jahr 2009. Um 6,28 Prozent angestiegen ist dagegen die Zahl der Autoaufbrüche. Aussagekräftiger ist auf diesem Feld jedoch die Entwicklung seit 2007. Damals verzeichnete die Polizei noch 6.606 Fälle, vergangenes Jahr waren es 3.351.
Rauschgiftkriminalität
Hannover dürfte auch 2010 im bundesweiten Vergleich der Großstädte seinen zweifelhaften Spitzenplatz bei der Rauschgiftkriminalität nicht verloren haben. Die Zahl der registrierten Taten ist sogar noch gestiegen: um 136 oder 2,36 Prozent auf 5.904. Der Polizeipräsident betonte allerdings, dass das hohe Niveau nicht zuletzt auf die intensiven Anstrengungen der Ermittler zurückzuführen sei: "Es handelt sich um ein klassisches Kontrolldelikt. Je intensiver wir es bekämpfen, desto höher steigen die Zahlen." 2010 waren 16 Drogentote zu beklagen, nach 19 im Jahr 2009 und 25 im Jahr 2008.
Alkoholmissbrauch
Nach wie vor unternimmt die Polizeidirektion Hannover große Anstrengungen, um den Alkoholmissbrauch gerade junger Menschen zu bekämpfen. Der Grund hierfür liegt vor allem in der Entwicklung der Kriminalität, denn es werden immer mehr Straftaten unter Alkoholeinfluss begangen. 9.535 waren es im vergangenen Jahr, festzustellen ist hier abermals ein Anstieg. Inzwischen liegt der prozentuale Anteil der "Straftaten unter Alkohol" bei 8,39 Prozent am Gesamtstraftatenaufkommen. Dieser Anteil steigt auch entsprechend bei den ermittelten minderjährigen Tatverdächtigen. Werden Deliktsbereiche wie Körperverletzung oder "Häusliche Gewalt" herausgegriffen, so liegt der Anteil der alkoholisierten Tatverdächtigen bei über 30 Prozent. "Wir werden nicht nachlassen", unterstrich Binias. "Der Zusammenhang zwischen Alkoholmissbrauch und Gewaltbereitschaft ist offenkundig." sw
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