POL-H: Kriminalstatistik 2013
Hannover (ots)
Kriminalstatistik 2013: Raub- und Körperverletzungsdelikte rückläufig, Wohnungseinbruchdiebstahl und Betrug steigend - Aufklärungsquote bleibt konstant
Die Polizeidirektion Hannover zieht Bilanz: Bei einem leichten Anstieg der Gesamtkriminalität haben sich die einzelnen Deliktsbereiche nicht gleichmäßig entwickelt. Während die sogenannten Rohheitsdelikte zurückgegangen sind, hat sich ein Anstieg bei Wohnungseinbruchdiebstahl (dem bundesweiten Trend folgend) und beim Betrug abgezeichnet. Diese unterschiedliche Entwicklung spiegelt sich auch in der Aufklärungsquote wider. Während die Gesamtaufklärungsquote im Vergleich zu den Vorjahren konstant geblieben ist, ist es gelungen, diese beim Raub und beim Wohnungseinbruch zu steigern. Polizeipräsident Volker Kluwe kommt insoweit zu einem positiven Resümee, sieht aber auch weiteren Handlungsbedarf für 2014, insbesondere bei der Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls.
Gesamtzahl der Straftaten Seit 2007 entwickelt sich die Gesamtzahl der in der Region Hannover registrierten Straftaten rückläufig. Sie ist von damals 125.812 auf erfreuliche 106.489 im Jahr 2011 gesunken - dem niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre. 2012 und 2013 waren dann leichte Steigerungen von zunächst 2,9 Prozentpunkten auf 109.580 und schließlich im vergangenen Jahr von 3,15 Prozentpunkten (plus 3.451) auf 113.031 Gesamtstraftaten festzustellen.
Die stärksten Fallzahlensteigerungen zeigen sich beim einfachen und schweren Diebstahl (plus 1.293 bzw. 959 Fälle), bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten mit einer Zunahme von 1.295 auf 27.155 sowie im Deliktsbereich der strafrechtlichen Nebengesetze (plus 719).
Aufklärungsquote Nachdem die Aufklärungsquote erstmals 2008 über 61 Prozent angestiegen war, blieb sie in den folgenden Jahren auf einem gleich bleibenden Niveau. 2013 wurden 69.418 Straftaten aufgeklärt, sodass die Aufklärungsquote einen Wert von 61,42 Prozent erreichte und damit in etwa dem Landesschnitt von 61,26 Prozent entspricht. In einem Langzeitvergleich wird die positive Entwicklung dieser Zahl deutlich. Vor zehn Jahren waren es 54,12 Prozent und vor 20 Jahren noch 38,55 Prozent. Polizeipräsident Volker Kluwe betonte, dass auch die "bereinigte Aufklärungsquote" - ohne Erschleichen von Leistungen und Ladendiebstahl (bei denen ein Tatverdächtiger gleich "mitgeliefert" wird) - mit der Entwicklung Schritt hält. Die bereinigte Quote lag im vergangenen Jahr bei dem sehr guten Großstadtwert von 55,86 Prozent. Kluwe wies aber auch auf den eingeschränkten Aussagewert einer Gesamtaufklärungsquote hin; vielmehr müsse man die Ergebnisse in den einzelnen Deliktsbereichen betrachten.
Tötungsdelikte 2013 hat sich die Zahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte (Mord und Totschlag) gegenüber dem Vorjahr leicht nach oben verändert auf 31 (2012: 27). Im Mehrjahresvergleich ist dies jedoch keine auffällige Entwicklung. 2012 flossen 23 versuchte und vier vollendete Tötungsdelikte in die Kriminalstatistik ein. Im vergangenen Jahr lagen die entsprechenden Zahlen bei 25 Versuchen (darunter acht Mordversuche) und sechs vollendeten Taten (darunter ein Mord). Letztes Jahr wurde der medienwirksame "Maschseemord" mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe abgeschlossen.
Sexualstraftaten Die Zahl der angezeigten Sexualstraftaten stieg um 39 Taten oder 6,9 Prozentpunke auf 604. Es wurden 146 Vergewaltigungen (plus zehn) an die Staatsanwaltschaft abgegeben, 127 Fälle von Kindesmissbrauch (minus zehn), 104 Fälle von Exhibitionismus bzw. Erregung öffentlichen Ärgernisses (minus drei) und 127 Fälle von Verbreitung pornografischer Erzeugnisse (plus 48). Unter diesen 127 Fällen befinden sich 90 Fälle von Kinderpornografie. "Hinter jedem dieser abscheulichen Fotos verbirgt sich der Missbrauch eines Kindes und damit ein ganz persönliches Schicksal", sagte Volker Kluwe. "Der Polizei wird nur ein kleiner Teil bekannt, wenn es zum Beispiel um den Handel mit kinderpornografischem Material geht - es bleibt ein sehr großes Dunkelfeld." 2013 stiegen die Fälle von Kinderpornografie um 38,46 Prozentpunkte (plus 25) gegenüber dem Jahr 2012 an. In den überwiegenden Fällen erfolgt die
Verbreitung kinderpornografischen Materials über das Internet - 2013 wurden 77 Fälle registriert. Die Aufklärungsquote im Deliktsfeld Kinderpornografie beträgt 95,56 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden 105 Tatverdächtige - darunter zwölf Frauen - ermittelt.
Raub 801 Raubtaten gingen im Jahr 2013 in die Statistik ein. Dies bedeutet eine Senkung um 115 Taten im Vergleich zum Vorjahr (916) und damit einen Rückgang um 12,55 Prozent. Deutliche Rückgänge ergaben sich insbesondere beim Handtaschenraub (von 67 auf 44 Taten) und beim Straßenraub (von 373 auf 305 Taten). Hingegen ist bei Raubüberfällen auf Spielhallen eine Verdopplung der Fallzahl von 18 auf 36 feststellbar. Die Aufklärungsquote bei den Raubstraftaten liegt bei 60 Prozent, dies bedeutet im Vergleich zu 2012 eine Steigerung um 4,3 Prozentpunkte.
Körperverletzung Das seit 2002 relativ gleich bleibende Niveau wurde 2012 durch einen Fallzahlenanstieg auf 11.077 (plus 789) unterbrochen. 2013 gingen die Zahlen dann wieder um 3,39 Prozent auf 10.702 (minus 375 Taten) zurück. Ein differenzierter Blick ergibt, dass dies im Wesentlichen auf sinkende Fallzahlen bei der gefährlichen bzw. schweren Körperverletzung, bei der z.B. Waffen benutzt werden oder besonders brutal zugeschlagen / getreten wird (minus 218 Taten auf 2.719 Taten) und bei der vorsätzlichen leichten Körperverletzung (minus 137 auf 7.429 Taten) zurückzuführen ist.
Die Aufklärungsquote liegt in diesem Deliktsfeld bei 89,25 Prozent (2012: 89,7 Prozent). Kluwe betonte: "Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Präsenz insbesondere in der Innenstadt deutlich erhöht." Der Anstieg 2012, der mit der Einrichtung der Präsenzwache Marstall zu erklären ist, hat sich durch die rückläufigen Zahlen mittlerweile wieder auf ein bis dahin gleichbleibendes Niveau eingependelt. "Ziel war und ist es, durch zahlreiche Kontroll- und Präventionseinsätze mittel- und langfristig einen Rückgang der Zahlen und damit eine Erhöhung der Sicherheit zu erreichen - die Zahlen 2013 sprechen für sich", ergänzte der Polizeipräsident. Die Behörde setzt darüber hinaus weiterhin auf das seit Mai 2008 existierende "Konzept zur Eindämmung von Gewalt- und Aggressionsdelikten in der Landeshauptstadt".
Diebstahl Seit 2007 werden in Hannover Jahr für Jahr weniger Diebstähle gemeldet. Allerdings zeichnet sich nun seit 2012 eine Trendwende ab, die sich auch im vergangenen Jahr fortsetzte. Erhöhte sich die Zahl der Diebstähle 2012 um 255 Taten auf 40.293 (0,63 Prozentpunkte), so war 2013 ein signifikanter Anstieg um 5,6 Prozent (plus 2.252) auf 42.545 Taten feststellbar - im Betrachtungszeitraum der letzten zehn Jahre wurde damit ein Höchststand erreicht. Der Anstieg der Fallzahlen korrespondiert mit einem sehr deutlichen Anstieg beim Wohnungseinbruchdiebstahl, "der in besonderer Weise das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung belastet", so der Vizepräsident Thomas Rochell.
Nach einem kontinuierlichen Rückgang seit 1994 (zirka 9.000 Taten) bis zum Jahr 2011 (1.976 Taten) stieg die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle in den letzten beiden Jahren deutlich an. Die Fallzahlenerhöhung in diesem Deliktsbereich zeigt sich als bundesweiter Trend. Im Jahr 2013 lag die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle in der Polizeidirektion Hannover bei 3.606. Dies bedeutet zum Vorjahr (2.782) eine Erhöhung um 824 Fälle (29,62 Prozent).
Die Aufklärungsquote liegt bei diesem schwer aufzuklärenden Delikt bei 22,68 Prozent (2012: 19,95 Prozent).
Die Polizeidirektion Hannover reagierte auf diese Entwicklung zunächst mit einer eigens für diesen Deliktsbereich eingerichteten Analyse- und Auswerteeinheit, dem Einsatz einzelner Ermittlungsgruppen und kräfteintensiver Schwerpunktaktionen. Seit Jahresbeginn 2014 hat die Polizeidirektion Hannover die Bearbeitung dieses Deliktsfeldes in der Landeshauptstadt (LH) Hannover aber auch im Umland deutlich zentralisiert. So gibt es z. B. inzwischen in der LH Hannover nur noch eine zentral arbeitende Ermittlungseinheit bei der Polizeiinspektion Ost. "Durch die zentrale Bearbeitung der Wohnungseinbruchskriminalität intensivieren wir den täterbezogenen Ermittlungsansatz. Davon versprechen wir uns ein schnelleres Erkennen von Tatzusammenhängen, die Aufdeckung von Täterstrukturen und letztlich mittelfristig eine Reduzierung der Fallzahlen", erklärte Thomas Rochell.
Darüber hinaus bietet die Technische Prävention der Polizeidirektion Hannover seit mehreren Jahren unentgeltliche verhaltensbezogene und technische Beratungen für Interessierte in der Region Hannover an. "Im vergangenen Jahr wurden 1.559 Einzelberatungen durchgeführt, dieses Angebot zum Schutz der Privatsphäre wollen wir weiter ausbauen" erklärte Rochell "ich empfehle allen Haus- und Wohnungseigentümern im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten in die technische Sicherung zu investieren." Zurück gegangen ist die Zahl der Autodiebstähle. 642 Kraftwagen wurden im abgelaufenen Jahr gestohlen, 58 weniger als im Jahr 2012. Um 3,53 Prozent angestiegen ist dagegen die Zahl der Autoaufbrüche (plus 166 auf 4.867).
Betrug Maßgeblich für den Anstieg der Fallzahlen im Bereich der Betrugsdelikte sind der Warenbetrug und das Erschleichen von Leistungen. Erschleichen von Leistungen macht nach wie vor einen großen Anteil von 7,6 Prozent an der Gesamtkriminalität aus. 8.573 "Schwarzfahrer" zeigte die Üstra im vergangenen Jahr bei der Polizei an, 546 mehr als 2012. Damit ist statistisch jede dreizehnte Straftat in Hannover ein Fall von "Schwarzfahren". Im Bereich Warenbetrug verzeichnete die Behörde eine Steigerung um 457 auf 2.305 Taten.
Rauschgiftkriminalität Die Zahl der Taten ist 2013 mit 5.917 um 5,41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (plus 304) und schlägt sich in erster Linie bei den allgemeinen Verstößen (plus 244) nieder. Polizeipräsident Volker Kluwe betonte allerdings, dass das hohe Niveau nicht zuletzt auf die intensiven Anstrengungen der Ermittler zurückzuführen ist: "Es handelt sich um ein klassisches Kontrolldelikt. Je intensiver wir es bekämpfen, desto höher steigen die Zahlen." 2013 waren 13 Drogentote zu beklagen, nach vier im Jahr 2012 und neun im Jahr 2011.
Cybercrime - Tatmittel "Internet" Trotz rückläufiger Fallzahlen - 453 Taten im Jahr 2013 (minus 19 zu 2012) - hat das Deliktsfeld Cybercrime, das sich unter anderem mit Computerbetrug und dem Ausspähen bzw. Abfangen von Daten beschäftigt, landes- und bundesweit hohe Beachtung und bleibt eine Herausforderung. Die Gründe liegen auf der Hand: Mit diesem Deliktsbereich sind ein großes Dunkelfeld und ständig spezialisierte Technologien verknüpft. "Die Bedrohung durch die Cyberkriminalität dauert an und wird an Dynamik noch zunehmen. Um eine dauerhafte Chance zur nachhaltigen Bekämpfung dieses Kriminalitätsphänomens zu haben, müssen Kompetenzen ressortübergreifend gebündelt werden," so der Polizeipräsident Volker Kluwe.
Die Kurve im Diagramm "Tatmittel Internet", das sich durch alle Deliktsbereiche zieht und ausschließlich darüber Auskunft gibt, dass bei Tatbegehung das Internet eine Rolle gespielt hat, erlebte 2013 einen rasanten Anstieg um knapp 16 Prozent (plus 765) auf 5.574 Taten. Eine Häufung der kriminellen Internetnutzung ist insbesondere in dem Deliktsbereich Betrug und hier beim Warenbetrug (2013: 2.076 Fälle) festzustellen.
Polizeibeamte als Opfer einer Straftat Die Erfassung der Opfereigenschaft von Polizeibeamten erfolgt erst seit 2010 und lässt seitdem einen kontinuierlichen Anstieg erkennen. Im vergangenen Jahr war in 785 Fällen mindestens ein Opfer Polizeibeamter. Dies entspricht knapp 12,8 Prozentpunkten oder einem Plus von 89 gegenüber 2012.
Die Fälle verteilen sich nahezu gleichmäßig auf Widerstands- und Körperverletzungsdelikte zum Nachteil von Polizeibeamten.
Alkoholmissbrauch Nach wie vor unternimmt die Polizeidirektion Hannover große Anstrengungen, um den Alkoholmissbrauch gerade junger Menschen zu bekämpfen. Der Grund hierfür liegt vor allem in der Entwicklung der Kriminalität, denn es werden häufig Straftaten unter Alkoholeinfluss begangen.
Der Anteil der Straftaten unter Alkoholeinfluss, gemessen an der Anzahl der Gesamtstraftaten (113.031), war in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und erreichte 2012 mit 9,21 Prozent (10.093) seinen Höhepunkt.
Mit einem Rückgang um 597 auf 9.496 im vergangenen Jahr, wurde dieser Trend unterbrochen. Der prozentuale Anteil der "Straftaten unter Alkohol" liegt damit 2013 bei 8,4 Prozent am Gesamtstraftatenaufkommen.
Besonders erfreulich ist, dass dieser Anteil auch entsprechend bei den ermittelten minderjährigen Tatverdächtigen sank. Von 4.844 minderjährigen Tatverdächtigen standen "nur" noch 458 unter Alkoholeinfluss. Im Vergleich zu 2012: Hier wurden 5.110 Minderjährige als Tatverdächtige ermittelt - darunter 745, die unter dem Einfluss von Alkohol standen.
Werden Deliktsbereiche wie Körperverletzung oder "Häusliche Gewalt" herausgegriffen, so lag der Anteil der alkoholisierten Tatverdächtigen bei über 30 Prozent.
"Wir werden in unseren Bemühungen nicht nachlassen", unterstrich Kluwe. "Der Zusammenhang zwischen Alkoholmissbrauch und Gewaltbereitschaft ist offenkundig".
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