POL-H: Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 der Polizeidirektion Hannover
Hannover (ots)
Im Jahr 2023 wurden insgesamt 116.462 Straftaten registriert. Bei der Betrachtung der Gesamtzahl der Straftaten ist ein Anstieg von 7,5 Prozent zum Vorjahr zu verzeichnen. Im Vergleich zum Jahr 2022 ist die Aufklärungsquote im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Hannover im Jahr 2023 von 60,6 Prozent auf 61,3 Prozent gestiegen.
Am 13.03.2024 stellte die Polizeipräsidentin der Polizeidirektion Hannover, Gwendolin von der Osten, im Rahmen einer Pressekonferenz die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 der Polizeidirektion Hannover vor. Dabei ging sie unter anderem auf die Kriminalitätsfelder Häusliche Gewalt, Sexualdelikte, Gewaltkriminalität, Messerangriffe und Jugendkriminalität ein.
Der allgemeine Anstieg der Gesamtfallzahlen steht auch im Zusammenhang mit einer erhöhten Mobilität, sprich einer zunehmenden Präsenz im öffentlichen Raum, aber auch mit wirtschaftlichen und sozialen Belastungen sowie Migrationsbewegungen.
Häusliche Gewalt
Ein wichtiges Thema bei der Betrachtung der Polizeilichen Kriminalstatistik ist die häusliche Gewalt. Hier ist ein Anstieg zum Vorjahr von 12 Prozent zu verzeichnen. Häusliche Gewalt umfasst alle Formen körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt und schließt Gewalt in Familie und Partnerschaft ein. Gerade bei häuslicher Gewalt ist mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen, da Betroffene aus Angst, Hilflosigkeit oder Scham keine Anzeige erstatten. Deshalb ist es der Polizeipräsidentin wichtig, das sensible Thema häusliche Gewalt in all seinen Facetten zu beleuchten. "Häusliche Gewalt ist keine Privatangelegenheit und hat schwerwiegende und langfristige Folgen für die Opfer, aber auch für die im Haushalt lebenden Kinder. Die Bekämpfung der häuslichen Gewalt hat daher in der Polizeidirektion Hannover einen hohen Stellenwert. Gerade weil die Dunkelziffer sehr hoch ist, darf bei häuslicher Gewalt nicht weggeschaut werden. In enger Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Jugendamt, dem Amtsgericht, der Beratungs- und Interventionsstelle (BISS) sowie sozialen Einrichtungen wie den Frauenhäusern versuchen wir, den Betroffenen zu helfen, damit sie einen Weg aus der Gewaltspirale finden", so die Polizeipräsidentin.
Sexualdelikte
Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist ein Anstieg um 27,7 Prozent zu verzeichnen. Um diesen Anstieg nachvollziehen zu können, muss dieser Deliktskomplex näher betrachtet werden. Zu den Sexualdelikten zählen Straftaten wie Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, aber auch die Verbreitung pornografischer Inhalte. 48 Prozent dieser Sexualdelikte sind die Verbreitung pornografischer Inhalte über das Internet, zum Beispiel über Social Media.
Der Anstieg der Fallzahlen ist insbesondere auf die Aktivitäten des BKA bei der Auswertung von Meldungen des US-amerikanischen National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) zurückzuführen. Ein häufiges Phänomen ist auch die unbedachte Verbreitung entsprechender, zum Teil selbst hergestellter Inhalte über Smartphones durch Kinder und Jugendliche. Die polizeilichen Präventionsmaßnahmen sind hierauf ausgerichtet.
Gewaltkriminalität und Messerangriffe
Unter dem Oberbegriff Gewaltkriminalität werden eine Vielzahl von Delikten wie sexuelle Nötigung, Raubdelikte, aber auch Kapitalverbrechen wie Mord und Totschlag zusammengefasst. In dieser Kategorie ist ein Anstieg von 14 Prozent zu verzeichnen. Unter Messerangriffen werden alle Straftaten zusammengefasst, bei denen ein Messer bereits zur Bedrohung eingesetzt wurde. Seit 2020 werden Messerangriffe gesondert ausgewertet. Von 2022 auf 2023 ist hier ein leichter Anstieg um 4,6 Prozent zu verzeichnen. Als Reaktion auf diese Entwicklungen erfolgte eine deutliche Präsenzerhöhung in der zweiten Jahreshälfte 2023 mit einem Schwerpunkt im innerstädtischen Bereich. Zur Reduzierung der Gewaltkriminalität sowie der Messerangriffe sind bereits verschiedene Projekte mit unterschiedlichen Netzwerkpartnern wie der Landeshauptstadt Hannover initiiert. Auf dem Raschplatz wurden u.a. Freizeitangebote (Basketballplatz und Winter-Open-Air) geschaffen. Die Polizeidirektion Hannover leistet insbesondere durch polizeiliche Kontroll- und Strafverfolgungsmaßnahmen sowie durch intensive Zusammenarbeit mit anderen Behörden wie der Landeshauptstadt Hannover, der Bundespolizei und sozialen Einrichtungen einen wesentlichen Beitrag zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit im innerstädtischen Bereich. Diese Maßnahmen haben sich verstetigt und werden umfassend fortgeführt. Zu einer möglichen örtlichen Erweiterung der eingerichteten Waffenverbotszone erfolgt ein enger Austausch mit der Landeshauptstadt Hannover.
Gewalt gegen Einsatz- und Rettungskräfte
Die Fallzahlen der Gewalt gegen Polizeibeamte und -beamtinnen steigen um 3,1 % und bleiben auf hohem Niveau. Die Fallzahlen von Gewalt gegen Rettungskräfte bewegen sich auf dem Niveau des Vorjahres. Insbesondere vor dem Hintergrund der Ereignisse in der vergangenen Silvesternacht zeigt sich, wie wichtig die Präventionsarbeit und die Fortführung entsprechender Kampagnen in diesem Bereich sind.
Jugendkriminalität
Die Zahl der jugendlichen Tatverdächtigen ist im Vergleich zum Vorjahr um 16,4 Prozent gestiegen. Mit der Zunahme der Straftaten stieg auch die Zahl der Tatverdächtigen. Ein Erklärungsansatz sind die Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Die Einschränkungen durch die Pandemie haben die Lebensbedingungen der Jugendlichen unsicherer gemacht und sie über einen längeren Zeitraum isoliert. Dadurch wurde das Erlernen von Konfliktlösungskompetenzen erschwert und kriminelles Verhalten als weniger schlimm interpretiert. Zudem haben wirtschaftliche und soziale Belastungen Einfluss auf die Zahl der Gewaltdelikte. "Der Polizei kommt bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität eine wichtige Rolle zu. Für unsere polizeiliche Arbeit bedeutet dies, die Prävention von delinquentem Verhalten als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrzunehmen und bei Verstößen Werte und Normen entsprechend dem persönlichen Entwicklungstand zu verdeutlichen", sagt Markus Häckl, Leiter des Dezernats für Kriminalitätsbekämpfung und Kriminalprävention der Polizeidirektion Hannover. Nur ein geringer Teil der Jugendlichen trete intensiv kriminell in Erscheinung, ergänzt er. "Gerade hier ist eine Intervention durch umfassende und konsequente Maßnahmen erforderlich. Sowohl bei der Prävention als auch bei der Bewältigung von Jugendkriminalität arbeiten wir eng und vertrauensvoll mit verschiedenen etablierten Netzwerken zusammen, unter anderem mit der Landeshauptstadt, den Schulen, den Gerichten, der Staatsanwaltschaft und den Jugendhilfeträgern".
Wohnungseinbruchdiebstahl
Bei den Wohnungseinbrüchen ist im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr zwar ein Anstieg um 11,7 Prozent zu verzeichnen, die Fallzahlen bewegen sich jedoch im langjährigen Vergleich weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Die rückläufigen Zahlen sind unter anderem auf die langjährige Aufklärungs- und Präventionsarbeit der Polizei zurückzuführen. Insbesondere durch die Technische Prävention, die Kontaktbeamten, und die Präventionsteams der Polizeiinspektionen werden Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern angeboten, um Gefahren zu erkennen und konkrete Möglichkeiten für technische Präventionsmaßnahmen zu treffen.
In der Vergangenheit hat die Polizei Veranstaltungen wie "Coffee with a cop" gestartet, um mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Auch in diesem Jahr wird die Polizei dieses Konzept fortführen, um die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren. /san, dd
Weitere Informationen zur Polizeilichen Kriminalstatistik 2023 finden Sie unter folgendem Link:
https://www.pd-h.polizei-nds.de/kriminalitaet/polizeiliche-kriminalstatistik-2022-116731.html
Rückfragen bitte an:
Polizeidirektion Hannover
Pratheepan Santhiralingam
Telefon: 0511 109-1040
E-Mail: pressestelle@pd-h.polizei.niedersachsen.de
https://www.pd-h.polizei-nds.de
Original-Content von: Polizeidirektion Hannover, übermittelt durch news aktuell