POL-DH: --- Die Polizeiinspektion Diepholz veröffentlicht ihre Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2023 ---
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Diepholz (ots)
Kernaussagen:
- Straftatenaufkommen auf Niveau des Vorjahres bei weiterhin hoher Aufklärungsquote - Straftaten im Kontext der Gewaltkriminalität - Höchststand im 10-Jahres-Vergleich - Zunahme Diebstahlsdelikte - diese machen den Hauptanteil am Gesamtstraftaten-aufkommen aus - Das Entdeckungsrisiko für Täterinnen und Täter steigt - mehr Tatverdächtige ermittelt
+++Kriminalitätsentwicklung/Aufklärungsquote/Häufigkeitszahl/Hauptdeliktsgruppen+++ Die Anzahl der polizeilich registrierten Straftaten hat sich im Bereich der PI Diepholz im Jahr 2023 auf 11.638 Fälle geringfügig gegenüber dem Vorjahr erhöht (2022: 11.523 Taten, + 1 %). Dieser Anstieg entspricht grundsätzlich den Entwicklungen auf Landesebene sowie in der Polizeidirektion Oldenburg. "Das vergangene Jahr hat uns vor einige Herausforderungen gestellt, sowohl bei der alltäglichen Kriminalität als auch bei herausragenden Fällen. Mit den Arbeitsergebnissen bin ich insgesamt sehr zufrieden. Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist ein Indiz dafür, dass unsere Bürgerinnen und Bürger auch in bewegten Zeiten sicher im Landkreis Diepholz leben können", erklärte Polizeidirektor Thomas Kues, Leiter der PI Diepholz. Ein objektiver Beleg hierfür ist die hohe Aufklärungsquote von 64,62 % sowie die Häufigkeitszahl (Straftaten pro 100.000 Einwohner). Mit einem Wert von 5.223 für den Landkreis Diepholz liegt diese weiterhin deutlich niedriger als im niedersächsischen Landesdurchschnitt (6.796). Der statistische Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit lag mit 36,34 % im Bereich der Diebstahlsdelikte (2022: 31,77 %), der Sonstigen Straftatbestände (18,53 %; 2022: 19,84%), der Vermögens-und Fälschungsdelikte (17,33 %; 2022: 19,44 %) sowie bei den Rohheitsdelikten (16,66 %; 2022: 15,76%). Innerhalb dieser Hauptgruppen lässt sich statistisch für das Jahr 2023 eine Verschiebung von den Vermögens-und Fälschungsdelikten hin zu den Diebstahlsdelikten erkennen. Eine Zunahme der Fallzahlen ist im Bereich der Gewaltkriminalität (hierunter fallen u.a. Tötungsdelikte, Raubstraftaten, Schwere und gefährliche Körperverletzungen) zu registrieren. 451 Straftaten stellen im 10-Jahres-Vergleich den bisherigen Höchstwert dar. Innerhalb der Rohheitsdelikte lässt sich insbesondere ein Anstieg bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen verzeichnen. Wurden im Jahr 2022 noch 286 dieser Taten registriert, waren es im vergangenen Jahr 332 angezeigte Straftaten. Ursächlich hierfür sind überwiegend Auseinandersetzungen auf öffentlichen Plätzen und Wegen. Bei der Tatausführung lässt sich eine zunehmende Gewaltbereitschaft durch den gezielten Einsatz von Messern feststellen. "Wir stellen insgesamt mehr Aggressionen und eine Verrohung der Sprache fest. Dieses Phänomen werden wir als Polizei alleine nicht ändern können. Aber wir nutzen die rechtlichen Möglichkeiten, um die Täter in die Schranken zu weisen. Dazu kann auch die verwaltungsrechtliche Prüfung gehören, besonders aggressiven Menschen die Fahrerlaubnis entziehen zu lassen, auch wenn es gar keinen Bezug zum Straßenverkehr gab. Außerdem arbeiten wir bereits mit Aufenthaltsverboten, um bekannten Schlägern den Zugang zu öffentlichen Veranstaltungen zu untersagen. Auch meine Kolleginnen und Kollegen sind diesen Aggressionen ausgesetzt. Fast 100 Angriffe im letzten Jahr sind nicht akzeptabel. Wir setzen immer mehr Bodycams ein, die uns bei der Beweisführung gut weiterhelfen. Und wir bringen konsequent jeden Fall zur Anzeige", so der Inspektionsleiter.
+++Darstellung ausgewählter Deliktsbereiche+++ +++Straftaten gegen das Leben+++ Straftaten gegen das Leben machen mit zwar nur 0,07 % einen minimalen Anteil am Gesamtstraftatenaufkommen aus, erfordern allerdings eine intensive Ermittlungsarbeit. Im zurückliegenden Jahr wurden insgesamt 12 vorsätzliche Tötungsdelikte (Vorjahr 8 Taten) begangen. In 10 Fällen blieb es glücklicherweise bei einem Versuch. Acht dieser Tötungsdelikte konnten aufgeklärt werden. In besonderer Erinnerung geblieben sind die schrecklichen Ereignisse im September 2023. Innerhalb kürzester Zeit wurden in der Region Sulingen ein vollendetes Tötungsdelikt zum Nachteil eines 17-jährigen Mädchens, sowie ein weiteres versuchtes Tötungsdelikt (Opfer, weiblich, 30-Jahre) begangen. Im Rahmen der durch die Mordkommission geführten Ermittlungen konnte ein 43-jähriger Tatverdächtiger aus dem Landkreis Diepholz ermittelt werden, der sich in Untersuchungshaft befindet. Dem jetzt Angeklagten wird zudem vorgeworfen, ein weiteres versuchtes Tötungsdelikt in der Nähe von Burgwedel (Region Hannover) begangen zu haben. Bei dem Opfer handelt es sich um 18-jährige Frau.
+++Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung+++ Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind in den vergangenen Jahren in der PI Diepholz gestiegen. Für das Jahr 2023 lässt sich mit 365 angezeigten Straftaten zwar ein leichter Rückgang verzeichnen, gegenüber dem Jahr 2015 (91 Taten) haben sich die Fallzahlen allerdings vervierfacht. Den größten Anteil in diesem Deliktsbereich macht erneut die Verbreitung pornografischer Inhalte aus (2023: 251 Fälle, davon 230 Fälle Verbreitung kinder- und jugendpornografischer Schriften). "Trotz einer sehr hohen Aufklärungsquote von 99,6 % ist die Verhinderung dahinterliegender Missbrauchsfälle sowie die Aufhellung des Dunkelfeldes weiterhin ein erklärtes Ziel unserer polizeilichen Arbeit. Bereits seit drei Jahren arbeiten qualifizierte Ermittler*innen in einer ständigen Ermittlungsgruppe akribisch daran, mit den zur Verfügung stehenden technischen und personellen Mitteln pädophilen Täter*innen habhaft zu werden", erklärte Thorsten Strier die Anstrengungen in diesem besonderen Phänomenbereich.
+++Häusliche Gewalt+++ Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 612 Fälle Häuslicher Gewalt gemeldet (Vorjahr 565 Fälle). Dabei erlebten 613 Personen als Opfer Häusliche Gewalt und brachten diese zur Anzeige. In 199 Fällen erfuhren die Opfer Gewalt innerhalb der Familie, in 380 Fällen durch den Partner/Ex-Partner. In vier von zwölf ereigneten vorsätzlichen Tötungsdelikten war Häusliche Gewalt mitursächlich für die Taten. "Die Bekämpfung der Häuslichen Gewalt bleibt ein Schwerpunkt unserer polizeilichen Arbeit. Neben der Fortbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ging es im letzten Jahr vor allem auch um die Einrichtung eines dienststellenübergreifenden Kompetenzteams, um eine schnellstmögliche Hilfe für die Opfer anbieten zu können. Außerdem konnten wir über die bereits bestehenden vertrauensvollen Kontakte mit Behörden und Organisationen hinaus auf Landkreisebene das Netzwerk "Interventionskette Häusliche Gewalt" gründen, um bei Bedarf noch schneller zu kooperieren", so Polizeidirektor Thomas Kues.
+++Diebstahlsdelikte+++ Auch im Jahr 2023 lässt sich eine weitere Zunahme der Diebstahlsdelikte verzeichnen. Wurden im Jahr 2022 insgesamt 3.661 Fälle angezeigt, waren es im vergangenen Jahr 4.229 Diebstahlsdelikte. Dies entspricht einem Anstieg von 15,51 %. Innerhalb dieser Deliktsgruppe bilden Ladendiebstähle (941 Taten), Diebstähle aus Kraftfahrzeugen (577 Taten) und der Diebstahl von Fahrrädern (608 Taten) den Hauptanteil der Taten ab. In diesen Deliktsfeldern sind die nachfolgend dargestellten Anstiege der Taten zu verzeichnen (Ladendiebstahl (+ 28,73%), Diebstahl aus Kfz (+ 44,25%), Diebstahl von Fahrrädern (+10,55%), Diebstahl aus Firmen (+11,81%). Im Fokus der Täter stand auch die Komplettentwendung von Kraftfahrzeugen (2023: 70 Taten, 2022: 40 Taten) sowie der Diebstahl aus Banken/Postfilialen (2023: 20 Taten, 2022: 10 Taten). 39,75 % aller registrierten Eigentumsdelikte konnten aufgeklärt werden. Im 10-Jahres-Vergleich handelt es sich um den dritthöchsten Wert.
+++Wohnungseinbruchsdiebstahl+++ Im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls befinden sich die Fälle im Jahr 2023 auf dem Niveau des Vorjahres (2023: 244 Taten, 2022: 237 Taten). Unter Ausblendung des Corona-Ausnahme-Jahres 2021 ist eine Stagnation der Fallzahlen zu verzeichnen (Vergleich 2015: 539 Wohnungseinbrüche). In 37,30 % der Taten blieb es einem Versuch. "Jeder Wohnungseinbruchdiebstahl beeinträchtigt das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung erheblich. Ein wirksamer Schutz kann durch individuell abgestimmte technische und verhaltensorientierte Sicherungsmaßnahmen erreicht werden. Unser Präventionsteam bietet ihnen diesbezüglich gerne kostenlose Beratungen an. Nehmen Sie dieses Angebot gerne in Anspruch" appelliert Polizeioberrat Strier an die Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreises Diepholz". Die Beratungsangebote gelten auch für Firmen, Geschäftsräume und öffentliche Einrichtungen".
+++Vermögens- und Fälschungsdelikte+++ Mit 2.017 statistisch erfassten Straftaten belegen die Vermögens- und Betrugsdelikten den dritten Platz unter den Hauptdeliktsgruppen. Trotz eines leichten Rückganges des Fallaufkommens (- 223) erfordern die zu bearbeitenden Straftaten zunehmend intensive (internationale) Ermittlungen. Die Schadenssummen sind teils sehr hoch. So sind bei Betrugsdelikten zum Nachteil älterer Menschen im Jahr 2023, trotz einer Halbierung der angezeigten Fälle, ca. 455.000 Euro durch die Täter erlangt worden.
+++ Betäubungsmitteldelikte +++ Die Zahl der Betäubungsmittelkriminalität ist im vergangenen Jahr inspektionsweit um 142 Taten auf 709 Taten gesunken. Die Aufklärungsquote liegt bei 97,60 %. Der Großteil der Straftaten fällt auf den Umgang und Handel mit Cannabis. Die Entwicklungen bleiben angesichts der beabsichtigten Einführung des Gesetzes zur Cannabis-Legalisierung abzuwarten.
+++Entwicklung der Tatverdächtigen+++ Durch die Dienststellen der PI Diepholz konnten im zurückliegenden Jahr insgesamt 5.674 Tatverdächtige (TV) ermittelt werden. Dies sind 95 Personen bzw. 1,70 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Langzeitvergleich der letzten 10 Jahre stellt dieses Ergebnis den Höchstwert dar. Die Geschlechterverteilung unterlag keine relevanten Veränderungen. (2023: 76,03 % männlich / 23,97 % weiblich, 2022: 76,79 % männlich / 23,21 % weiblich). Bei Betrachtung des Alters der TV bildet weiterhin die Gruppe der Erwachsenen mit 77,65% den größten Anteil ab. Die weiteren TV verteilen sich auf die Altersgruppen der Kinder (Anteil: 5,06%), der Jugendlichen (9,27%) sowie der Heranwachsenden (8,02%). Trotz des geringen Anteils minderjähriger TV an den Gesamttatverdächtigen wurde mit 955 Fällen der Höchststand im 10-Jahres-Vergleich erzielt. Nachdem bereits für das Berichtsjahr 2022 eine Zunahme von ermittelten Kindern als TV registriert wurde, lässt sich auch für 2023 ein weiterer leichter Anstieg zu verzeichnen (2022: 257 TV; 2023: 287 TV). Diese Entwicklungen entsprechen grundsätzlich den Ergebnissen auf Landesebene. In der Altersgruppe der Minderjährigen (bis unter 18 Jahre) fällt für das vergangene Jahr eine verstärkte Gewaltbereitschaft auf. Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die Persönliche Freiheit begangen durch Kinder wurden in 85 Fällen angezeigt (Vorjahr 47 Fälle), bei den Jugendlichen waren es insgesamt 180 Taten (Vorjahr 135 Taten). Diese Momentaufnahme lässt sich auch auf vergleichbare begangene Straftaten im Schulkontext übertragen (2022: 43 Straftaten, 2023: 75 Straftaten). "Wir vermuten mehrere Ursachen für diese Entwicklung. Eine abnehmende Frustrationstoleranz, übermäßige isolierende Mediennutzung, fehlende soziale Kompetenzen, mangelnde Konfliktlösungsstrategien sowie nicht zuletzt gruppendynamische Prozesse können als Auslöser für Aggressionsdelikte angesehen werden. Wir wollen weiterhin so früh wie möglich intervenieren. Prävention durch Intervention mit anderen Behörden und Institutionen bleibt für uns ein wichtiges zentrales Anliegen", erklärte Thorsten Strier. Unter den 5.674 ermittelten Tatverdächtigen befanden sich 1.921 Bürger*innen, welche eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit aufwiesen. Dies entspricht einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 247 Tatverdächtigen.
+++Fazit und Ausblick+++ "Wir werden auch 2024 eine professionelle und zuverlässige Kriminalitätsbekämpfung im Landkreis Diepholz gewährleisten können. Aber wir benötigen auch weiterhin die Unterstützung aus der Bevölkerung und von unseren Netzwerkpartnern" resümierte abschließend der Inspektionsleiter Thomas Kues.
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