BKA: Die Staatsanwaltschaft Leipzig und das Bundeskriminalamt teilen mit: Verdacht der Untreue - Durchsuchungen bei fünf ehemaligen Vorständen der vormaligen Landesbank Sachsen Girozentrale (Sachsen LB)
Wiesbaden (ots)
In einem seit Oktober 2007 durch das Bundeskriminalamt Wiesbaden auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft Leipzig bearbeiteten Ermittlungsverfahren finden am heutigen Tag mit Unterstützung des Landeskriminalamtes Sachsen und der örtlichen Polizeidienststellen Durchsuchungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Berlin und - auf Ersuchen deutscher Strafverfolger - auch durch die GARDA Bureau of Fraud Investigation in Dublin (Republik Irland) statt.
Insgesamt werden 28 Objekte, darunter Büros und Wohnungen der Beschuldigten, durchsucht. Die Auswertung der zu erwartenden Beweismittel, u.a. Geschäftsunterlagen, Korrespondenz, Computer und elektronische Datenträger, wird noch längere Zeit in Anspruch nehmen.
Gegen ehemalige Vorstandsmitglieder der Sachsen LB wird wegen des Verdachts der Untreue und Unrichtiger Darstellung in den Jahresabschlüssen ermittelt.
Die landeseigene Bank hatte sich in den Jahren 2006 und 2007 über die in Irland ansässigen Zweckgesellschaften Ormond Quay Funding plc und Georges Quay Funding I Ltd. an von der Sachsen LB Europe gemanagten Finanzgeschäften, die im zweiten Halbjahr 2007 ein Volumen von über 23 Milliarden Euro aufwiesen, beteiligt.
Es besteht der Verdacht, dass die ehemaligen Vorstände durch die von ihnen mitgetragene erhebliche Ausweitung der Geschäfte, für die die Landesbank letztlich die Mithaftung übernahm, unter Berücksichtigung der nur beschränkten Eigenkapitalausstattung die Existenz der Bank aufs Spiel setzten. Das im Rahmen der Engagements von den Managern eingesetzte fremde Vermögen stand zum eingegangenen Risiko und zum erstrebten Gewinn außer Verhältnis. Da sie zudem die aus den Geschäften naturgemäß resultierenden Marktrisiken und die in diesem Zusammenhang übernommene Haftung nicht offen in das Risikomanagement und die Jahresabschlüsse der Bank einstellten, verhinderten sie ein rechtzeitiges Eingreifen des Verwaltungsrates. Der Tatvorwurf steht in engem Zusammenhang mit den Auswirkungen der Immobilienkrise auf dem US-amerikanischen Markt. Die existenzgefährdende Liquiditätskrise, in die die Sachsen LB durch die Geschäfte geraten war, konnte nur durch die Gewährung einer Liquiditätshilfe von 17,1 Milliarden Euro durch den Sparkassen-Sicherungsfonds abgewendet werden.
Die zum 26. Oktober 2007 in die Landesbank Sachsen AG umgewandelte Sachsen LB wurde zum 01. April 2008 von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) übernommen. Sie firmiert nunmehr unter dem Namen "Sachsen Bank" als unselbstständige Anstalt der LBBW in Leipzig.
Der Vorstand der Sachsen Bank hat der Staatsanwaltschaft nach Bekanntgabe der beabsichtigten Maßnahmen die umfassende Unterstützung und Kooperation bei der Aufklärung des Sachverhalts zugesichert.
Weitergehende Auskünfte können derzeit nicht erteilt werden.
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