POL-GOE: (1340/2008) Polizeipräsident Hans Wargel eröffnet Ausstellung "Gegen Gewalt in Paarbeziehungen"
Göttingen (ots)
Hildesheim/Göttingen Montag, 27. Oktober 2008
"Wir brauchen eine Kultur des Hinschauens. Die Bekämpfung der häuslichen Gewalt ist nicht nur eine herausragende Aufgabe für die Polizei, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung," sagte Polizeipräsident Hans Wargel anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Gegen Gewalt in Paarbeziehungen" heute in Hildesheim.
Die Ausstellung ist bis 21. November 2008 im Kreishaus Hildesheim zu sehen. Fünf Stationen informieren mit Filmen, Schautafeln und Vorträge mit Berichten von Betroffenen häuslicher Gewalt, um Wege und Hilfsangebote aufzuzeigen. Das Besondere an dieser gemeinsamen Ausstellung des Landkreises und der Polizei Hildesheim ist, dass sie mit ihren Bildern an die emotionale Schmerzgrenze geht. Es gilt, das öffentliche Bewusstsein für die Opfer zu schaffen.
"Diese Ausstellung leistet hierzu einen hervorragenden Beitrag. Sie arbeitet auf, sie sensibilisiert und sie fordert, erkennbare Gewalteskalationen in Familien rechtzeitig zu stoppen. Sie stellt die Opfer in den Mittelpunkt. Durch diese Ausstellung wird den Opfern gezeigt, dass sie nicht allein sind", so der Polizeipräsident.
Nach einer Studie des Bundesfamilienministeriums erlebt jede vierte Frau in Deutschland in ihrem Leben mindestens einmal Gewalt durch einen Lebenspartner. Gewalt gegen Frauen kommt in allen gesellschaftlichen Schichten vor. Sie kann als psychische, sexuelle oder andere körperliche Gewalt ausgeübt werden.
Im Jahr 2007 wurden allein in Niedersachsen 11.921 Fälle "Häuslicher Gewalt" polizeilich registriert. Von den rund 8 Millionen Einwohnern in Niedersachsen leben 1,3 Millionen im Bereich der Polizeidirektion Göttingen. Mit den rund 1.900 Fällen "Häuslicher Gewalt" registrierte die Polizei etwa ein Sechstel aller Fälle im Bereich der Polizeidirektion Göttingen, davon 554 in Stadt und Landkreis Hildesheim. Fast 70 % hiervon sind Körperverletzungen.
Daneben wurden Beleidigungen, Bedrohungen, Nötigungen und Sexualstraftaten begangen. In den Jahren 2006 und 2007 wurde in Hildesheim jeweils auch ein Tötungsdelikt begangen.
Gewalt im häuslichen Bereich findet sehr häufig in den "eigenen vier Wänden" statt. "Wir haben es meist mit einer Spirale aus zunehmender Gewalt zu tun. Hier sind wir als Polizei besonders gefordert. Gewalt ist keine Privatsache", so der Polizeipräsident.
Zu 95% waren Frauen Opfer von männlicher Gewalt; rund 97 % aller Opfer waren mit dem Täter verwandt oder bekannt. Allein 96 Stalking-Fälle registrierte die Polizeiinspektion Hildesheim in diesem Jahr, von denen 40 % (38 Fälle) häusliche Gewalt waren, es also eine Vorbeziehung zum Täter gab.
Auch 1.232 Kinder und Jugendliche erlebten in Niedersachsen im vergangenen Jahr Gewalt in ihren Familien. "Wir müssen dafür Sorge tragen, dass im familiären Umfeld gelernte Opfer- und Täterrollen nicht sozial weitervererbt werden," so Wargel weiter mit dem Hinweis, dass in Stadt und Landkreis Hildesheim auch 70 Kinder und Jugendliche betroffen waren.
Wargel wies zudem auf die Bedeutung des Alkohols hin. Rund 45% aller Straftaten im Rahmen "Häuslicher Gewalt" wurden im Jahr 2007 im Bereich der Polizeiinspektion Hildesheim unter dem Einfluss von Alkohol verübt.
Mit dem seit November 2001 in Kraft getretenen Gewaltschutzgesetz haben Opfer "Häuslicher Gewalt" einen Anspruch auf Wohnungsüberlassung. In der Praxis hat sich hieraus der Grundsatz "Wer schlägt muss gehen" entwickelt. Diese "Formel" macht deutlich, dass der Opferschutz eindeutig im Vordergrund steht.
Zudem haben alle 2.300 Polizeibeamtinnen und -beamte eine spezielle Handreichung bekommen und sind besonders geschult, um auf die schwierigen Einsätze und konfliktbeladenen Situationen vorbereitet zu sein. Wargel unterstrich, dass alles getan werde, um Opfer zu schützen und betonte die gute Zusammenarbeit mit den Hilfs- und Beratungseinrichtungen, die flächendeckend zu Verfügung stehen.
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