POL-GOE: «Kleine Füße kommen zur Schule»
Göttingen (ots)
(01) Pressemitteilung zum Schulanfang 2000
Am Samstag, 26.08.2000, beginnt für die Erstklässler auch in Niedersachsen der Ernst des Lebens. Es ist wieder so weit. Der erste Schultag läutet für die ABC-Schützen einen neuen Lebensabschnitt ein.
Kinder gehören zu den besonders gefährdeten Personen im Straßenverkehr. Nicht nur zum Schulanfang, sondern auch in der übrigen Zeit des Jahres bedarf es ihnen gegenüber einer besonderen Aufmerksamkeit.
Wir Erwachsene wissen, welch hohe Anforderungen der Straßenverkehr an jeden Einzelnen von uns stellt. Für uns ist es etwas alltägliches, wir haben gelernt, damit zu leben. Bei unseren Kindern sieht das aber ganz anders aus. Sie beginnen erst, sich mit dem Straßenverkehr zu beschäftigen und erste Erfahrungen zu sammeln.
Nach Angaben des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik verunglückten im Jahr 1999 in Niedersachsen 4938 Kinder im Alter von 0 - 15 Jahren, d.h., dass in Niedersachsen fast alle 2 Stunden ein Kind unter 15 Jahren im Straßenverkehr zu Schaden kommt!
Innerhalb der Polizeiinspektion Göttingen kamen 125 Kinder bei Verkehrsunfällen zu Schaden. Ein Kind wurde getötet, 111 Kinder wurden leicht verletzt und 13 Kinder derart schwer, dass ein stationärer Klinikaufenthalt die Folge war.
Für uns Erwachsene ist es wichtig, die Verhaltensweisen der Kinder zu kennen und sie zu berücksichtigen. Kinder können Geschwindigkeiten noch nicht richtig einschätzen und haben keine Vorstellungen vom Bremsweg, den ein Fahrzeug benötigt.
Durch die geringe Körpergröße und damit verbunden die niedrige Augenhöhe wird die Perspektive des kindlichen Sehens und damit auch die Wahrnehmung des Verkehrsgeschehens erheblich eingeschränkt.
Wir Erwachsenen sollten einmal in die Hocke gehen und die Welt aus dieser Höhe sehen! Der geparkte PKW versperrt plötzlich die Sicht auf die Straße, der Blumenkübel verdeckt eine Ausfahrt und Fahrradfahrer sind «meterhoch»!
Zusammen mit dem ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, der Landesverkehrswacht Niedersachsen und den Gemeindeunfallversicherungsverbänden Hannover, Braunschweig und Oldenburg haben die beteiligten Ministerien ( MW, MK und MI ) beschlossen, durch verschiedene Aktionen die potentiellen Gefahren des Schulweges zu verringern. Wie auch schon 1999 wird die Polizei im Bereich der Polizeiinspektion Göttingen unter dem Motto « Kleine Füße kommen zur Schule» mit präventiven und repressiven Maßnahmen versuchen, die Sicherheit unserer Erstklässler im Straßenverkehr zu erhöhen.
Neben präventiven Geschwindigkeitskontrollen in unmittelbarer räumlicher Nähe von Schulen wird ein Schwerpunkt die Überwachung der Sicherungspflicht im Fahrzeug (Anlegen des Sicherheitsgurtes) einnehmen. Wie die statistischen Zahlen zeigen, sind Kinder dem größten Risiko, im Straßenverkehr getötet oder verletzt zu werden, als Pkw-Insassen ausgesetzt.
Der Grund hierfür liegt eindeutig an der verbreiteten Missachtung der Vorschrift zur Sicherung von Kindern. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen deutlich, dass präventive Gespräche und Maßnahmen allein nicht ausreichen. Die Erhöhung der Bußgelder zeigt ebenfalls nicht die gewünschte Wirkung.
Aus diesem Grunde werden in der Polizeiinspektion Göttingen seit Februar diesen Jahres verstärkt Kontrollen hinsichtlich des Anlegens von Rückhaltesystemen durchgeführt. In dem Zeitraum von Februar bis Juni wurden 4475 Fahrzeuge kontrolliert, 6288 Insassen überprüft, gegen 60 Personen Anzeigen gefertigt und 572 Verwarnungen ausgesprochen. Diese unbefriedigende Entwicklung gilt trotz der Verschärfung der Vorschriften zur Sicherung von Kindern im Auto. Auffallend und umso unverständlicher ist die Tatsache, dass ungesicherte Kinder in der Mehrzahl neben angeschnallten Erwachsenen, neben angeschnallten ELTERN sitzen!
Erwachsene dürfen sich ihrer eigenen Verantwortung bei der Verkehrserziehung ihrer Kinder nicht nur bewusst sein, sondern sie müssen auch danach handeln. Möglichkeiten, die Eltern hierauf vorzubereiten und zu ermuntern, bieten Elternabende, Veranstaltungen mit dem Verkehrssicherheitsberater der Polizei und den Lehrkräften der Schulen.
Die Polizei empfiehlt allen betroffenen Eltern folgende Punkte zu beachten:
Þ Der künftige Weg zur Schule oder auch zur Haltestelle des Schulbusses sollte schon lange vor dem ersten Schultag besprochen und praktisch geübt werden. Þ Seien Sie sich Ihrer Rolle als Vorbild bewusst und gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Þ Sparen Sie nicht mit Lob und Anerkennung. Þ Angstmachen vor den Gefahren des Straßenverkehrs bringt nichts. Þ Nicht immer muss der kürzeste Weg auch der sicherste sein; kleine Umwege bringen oft einen Sicherheitsgewinn. Þ Begleiten Sie Ihr Kind auch noch längere Zeit nach dem ersten Schultag. Þ Von Zeit zu Zeit sollten unbemerkte Kontrollen erfolgen. Þ Überprüfen Sie ab und zu, ob nicht auf dem Schulweg, z. B. durch Baustellen, neue Gefahrenpunkte entstanden sind.
Þ Kinder sollten so spät wie möglich mit dem Fahrrad am Straßenverkehr teilnehmen. Þ Tragen Sie dafür Sorge, dass Ihr Kind grundsätzlich nur mit Helm Fahrrad fährt.
Þ Achten Sie darauf, dass Ihr Kind im Auto immer mit dem vorgeschriebenen Rückhaltesystem gesichert ist. Þ Das gilt auch für die Mitnahme fremder Kinder.
Þ Kleiden Sie Ihr Kind bei schlechten Sichtverhältnissen hell und versehen es zusätzlich mit reflektierenden Anhängern. Auch der Schulranzen sollte unter diesem Aspekt gekauft werden. Þ Lassen Sie sich als Eltern, Großeltern oder Erwachsene zum Elternlotsen ausbilden! Þ Schicken Sie Ihr Kind rechtzeitig ins Bett Þ Wecken Sie es früh genug, damit es langsam «zugig kommen» kann. Ein ausgeschlafenes Kind, das ausgiebig frühstückt, ist dann auch entsprechend konzentriert.
Abschließend möchten wir alle Verkehrsteilnehmer darauf hinweisen, dass nach Abschluss der Aktionen zum Schulbeginn im weiteren Verlauf repressive Verkehrs- und Geschwindigkeits- überwachungsmaßnahmen vor den Schulen stattfinden werden!
Für Rückfragen und weitere Informationen steht Ihnen der Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Göttingen, PHK Peter Schliep, Tel.: 0551/4911059, zur Verfügung. (Ga.)
Rückfragen bitte an:
Pressestelle Polizei Göttingen
Telefon: 0551-491 1034
Fax: 0551-56395
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