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POL-BM: Bundesweite Durchsuchungen in der "Hacker-Szene" Rhein-Erft-Kreis

Rhein-Erft-Kreis (ots)

Staatsanwaltschaft und Polizei geben
bekannt:
Wegen des Verdachts der Computersabotage, der Datenveränderung und
anderer Straftaten wurden am 16.3.2004 in 15 Bundesländern insgesamt
132 Durchsuchungsbeschlüsse gegen Mitglieder des Internetforums
"Liquid FXP" vollstreckt.
Am 18.3.2004 wurden weitere 337 Durchsuchungsbeschlüsse bei
geschädigten Firmen und Institutionen im Rahmen der Beweissicherung
vollstreckt.
Die Maßnahmen standen unter der Leitung des ermittlungsführenden
Kriminalkommissariats 21 der Kreispolizeibehörde des Rhein-Erft-
Kreises, der Staatsanwaltschaft Köln und wurden durch das
Bundeskriminalamt ( BKA ) unterstützt.
Ursprung des Verfahrens:
Am 05.09.2003 wurde das BKA durch den US Secret Service (in den
USA zusammen mit dem US Postal Service unter anderem zuständig für
die Bearbeitung von Kreditkartendelikten) darüber informiert, dass
bei Ermittlungen auf Zypern auf dem PC eines dort lebenden Deutschen
eine Datei mit insgesamt 5 000 Kreditkartendaten eines amerikanischen
Kreditkarten-Unternehmens gefunden wurde. Die Person hatte diese
Daten per Internet von einem 19-jährigen Bewohner des
Rhein-Erft-Kreises erhalten.
Nachdem das BKA diese Information an die Kreispolizeibehörde des
Rhein-Erft-Kreises weitergeleitet hatte, wurde in Absprache mit der
Staatsanwaltschaft Köln ein Ermittlungsverfahren gegen den hier
wohnhaften Tatverdächtigen wegen des Verdachts der Beihilfe zur
Fälschung von Zahlungskarten eingeleitet. Am 19.09.2003 konnte die
Wohnung des Verdächtigen gemeinsam mit Beamten des BKA durchsucht und
diverses Beweismaterial sichergestellt werden.
Wesentliche Erkenntnisse aus den Ermittlungen:
In seiner Vernehmung gab der Tatverdächtige an, mehr aus Neugier
hinsichtlich des "hackens", als aus kriminellem Gewinnstreben die
ursprünglich zur Frage stehenden Kundendaten des
Kreditkartenunternehmens heruntergeladen zu haben. Darüber hinaus war
er auch in die Netzwerke anderer ausländischer Firmen und staatlicher
Organisationen eingedrungen. Dort richtete er sogenannte „backdoors"
ein, um auch im Falle des Schließens der Sicherheitslücken weiter
Zugriff auf diese Systeme zu haben. Eine punktuelle Datenauswertung
bestätigte diese Angaben. Zu den betroffenen Firmen zählen u.a. zwei
amerikanische Waffenfirmen, Zulieferfirmen sowie die NASA. Die
erlangten Daten werden allerdings nicht als „top secret"
eingeschätzt.
Darüber hinaus machte er Angaben zu einem ‚verdeckt' operierenden
Internet-Forum (auch "Hackerboard" genannt) mit dem Namen „Liquid
FXP", in dem er als Mitbegründer mitwirke.
Das Board war eingeweihten Personen nur über Passwörter
zugänglich. Diese Gruppe betrieb über das Internet eine Tauschbörse,
über die Raubkopien aktuellster Software, Spiele, Filme und Musik im
Internet zum Download bereitgestellt wurden.
Dazu verschaffen sich einzelne Mitglieder des Forums illegal
Zugang zu Servern, richteten dort - von den Eigentümern unbemerkt -
sogenannte FTP-Server ein und gestatten anderen Mitgliedern des
Boards, dort urheberrechtlich geschützte Dateien abzulegen, die von
allen Mitgliedern heruntergeladen werden konnten. Hierzu wurden w e l
t w e i t bevorzugt Server angegriffen, die nicht oder nur
unzureichend gegen Fremdzugriffe gesichert sind. Vielfach handelte es
sich um Rechner von Universitäten.
Aufgrund der eingehenden Kenntnisse des Tatverdächtigen konnten
die Inhalte und Datenbewegungen dieses Forums so lange beobachtet und
ausgewertet werden, dass die ca. 500 Mitglieder des Forums im In-und
Ausland ermittelt und die Standorte sowie Zugangsdaten von insgesamt
etwa 35 000 weltweit eingerichteten FTP-Servern festgestellt werden
konnten.
Vorläufiges Ergebnis der Ermittlungen:
In 33 Staaten wurden 476 Mitglieder des Forums ermittelt. Davon
sind in Deutschland 126 Verdächtige wohnhaft, hiervon 28 in NRW.
In 83 Staaten wurden 11.820 Server mit Sicherheitslücken und
darauf installierten FTP-Servern festgestellt. In Deutschland waren
es 619 Server bei 344 Firmen und Institutionen.
Davon in Nordrhein-Westfalen 84 Server in folgenden Städten:
Aachen, Altena, Arnsberg, Bad Oeynhausen, Bergisch Gladbach,
Bielefeld, Bochum, Bonn, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen,
Gelsenkirchen, Grevenbroich, Gronau, Hamm, Herford, Herzogenrath,
Hürth, Kerpen, Köln, Krefeld, Leverkusen, Münster, Mülheim/Ruhr,
Oberhausen, Paderborn, Rheinberg, Sassenberg, Siegen, Verl,
Waldbroel, Wesel und Wuppertal.
Über das BKA erhielten die ebenfalls involvierten Staaten
Erkenntnismitteilungen, um selbst gegen bei ihnen wohnhafte
Verdächtige vorgehen zu können.
Durchsuchungen:
Nach Abschluss der wesentlichen Vorermittlungen wurden durch die
Staatsanwaltschaft Köln 126 Durchsuchungsbeschlüsse gegen die in
Deutschland wohnhaften Tatverdächtigen beantragt und am 16.03.2004
zeitgleich bundesweit vollstreckt. Die Maßnahmen wurden durch Beamte
der "EG Server" genannten Ermittlungsgruppe koordiniert. Am
18.03.2004 erfolgte bei den geschädigten Firmen und Institutionen die
Sicherung der Serverdaten.
Vorläufiges Ergebnis:
Bei den Tatverdächtigen wurden mehr als 200 PC und ca. 40 000
Datenträger (CD-Rom, DVD, Disketten, externe Festplatten, Streamer-
Bänder etc.) sichergestellt, die noch auszuwerten sind. Weiterhin
wurden Erkenntnisse über andere oder zwischenzeitlich neu
eingerichtete illegale Internet-Boards erlangt.
ots-Originaltext: Polizeipressestelle Bergheim
Digitale Pressemappe:
http://www.polizeipresse.de/p_story.htx?firmaid=10374

Rückfragen bitte an:

Polizeipressestelle Bergheim

Dezernat VL2/ Medienkontakte VL21
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Telefon: 02233/ 52-4211
Fax: 02233/ 52-4209

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