POL-AK NI: Gewalt und (Rechts-) Extremistische Tendenzen im Fußball
Lüchow (ots)
Vom 18. Juni bis 20. Juni 2019 wurde die alljährliche Erhaltungsfortbildung für die Szenenkundigen Beamtinnen und Beamten (SKB) Fußball um einen spezifischen Thementag zum Thema "(Rechts-) Extremistische Tendenzen im Fußball" erweitert. An der gemeinsam von der Polizeiakademie, der Landesinformationsstelle Sporteinsätze (LIS) im Landespolizeipräsidium (LPP) und Alexander Jarling vom Sozialwissenschaftlichen Dienst (SWD) der Zentralen Polizeidirektion (ZPD) organisierten Veranstaltung nahmen 28 SKB aus den unterschiedlichen Standorten Niedersachsens teil. Zudem folgten einer Einladung Niedersachsens auch der sog. Nordverbund nach Lüchow und somit weitere 25 SKB und Angehörige der LISen aus den Ländern Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Auch Gäste aus Sachsen-Anhalt waren dabei.
Kennern der Fanszenen ist seit langem die zunehmende Differenzierung der Szenen bekannt, dabei ergeben sich in den unterschiedlichsten Bereichen auch Annäherungen an die Kampfsportszene, z.B. aus dem sogenannten "Mixed-Martial Arts"-Bereich und die Verquickung mit extremistischen Tendenzen, vorwiegend aus dem rechten Spektrum, jedoch in einigen Bereichen auch aus der linken Szene.
Eingeleitet wurde der Thementag durch einen Videobeitrag von Robert Claus, der die "Professionalisierung der Gewalt" und die Nähe zu (rechts-) extremistischen Tendenzen und Überschneidungen von Fan- zu bestimmter Kampfsportszene aufzeigte. Claus ist der Autor des Buches "Hooligans" und durch seine Recherchen zum Thema Experte für die Netzwerke, Verknüpfungen und populistischen bis extremistischen und gewalttätigen Tendenzen im Umfeld der Fanszenen.
Auf Grundlage dieses Intros stellten zahlreiche Experten aus Forschung, Wissenschaft und Sozialarbeit bzw. Fanbetreuung ihre Sicht der Dinge auf das Phänomen im Rahmen einer Podiumsdiskussion dar. Auf Einladung der Organisatoren diskutierten Olaf Zajonc von der Kompentenzgruppe Fankulturen & sportbezogene soziale Arbeit (KoFaS), Michael Gabriel von der Koordinierungsstelle Fanprojekte (KOS) bei der Deutschen Sportjugend, die Fanbeauftragten von Werder Bremen, Jermaine Greene und Eintracht Braunschweig, Erik Lieberknecht sowie Michel Anolke vom Fanprojekt Hannover, teils kontrovers die Verknüpfung von extremistischen Tendenzen mit dem Sport und den Umgang damit durch verschiedene Akteure, von Fanprojekten über Verbände bis zur Polizei. Unter der fachkundigen Moderation von Alexander Jarling wurde auch das Publikum mit einbezogen und zahlreiche SKB schalteten sich aktiv in den Diskurs ein.
Im Anschluss wurden Workshops zu Leitfragen durchgeführt, wie insbesondere die Polizei bzw. die SKB mit diesen Erkenntnissen umgehen könnten, Vorschläge und Lösungsansätze erarbeitet, z.B. ein verbesserter personenbezogener Austausch zwischen Staatsschutz und SKB. Zur Dokumentation und wissenschaftlichen Begleitung der Workshops war Franciska Wölki-Schumacher, ebenfalls von der KoFaS, vor Ort.
Die Ergebnisse werden jetzt ausgewertet, um polizeiliche Konzeptionen fortzuschreiben und ggf. zu erweitern.
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