POL-AK NI: Studierende der Polizeiakademie Niedersachsen unterstützen ermittelnde Polizeidienststellen im Rahmen international angelegter Analyseprojekte
Nienburg (ots)
Nienburg. Seit 2014 unterstützen Studierende der Polizeiakademie Niedersachsen im Rahmen ihres Bachelorstudiums mit ihrem Nationalen und Internationalen Cold Case Analyse Projekt (NCCAP und ICCAP) niedersächsische Polizeidienststellen in der Analyse von ungeklärten Tötungsdelikten und Vermisstenfällen. Im letzten Jahr wurde über dieses weltweit einmalige Projekt im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt an einem bislang unbekannten Leichnam aus der Nordsee aus dem Jahr 1994 für die Polizei Wilhelmshaven berichtet. Neben den bereits in Medien thematisierten Cold Cases Gitta Schnieder für die Cold Case Unit Lüneburg und Brigitte Graba für die Polizei Lingen sind aktuell auch Fälle für die Polizei Cloppenburg sowie die Polizei Cuxhaven von Studierenden noch einmal analysiert worden. Im Focus stehen dabei der Vermisstenfall Nancy Köhn aus dem Jahr 2009 sowie das Tötungsdelikt an einem neugeborenen Baby aus 2014. Die Ermittlungsarbeiten zu den beiden Fällen wurden von einem TV-Team begleitet und sind Teil einer Dokumentation für das ZDF im Rahmen des Sendeformats "plan b" (Ausstrahlung am Samstag, 18.02.23, 17.35 - 18.05 Uhr). In dem Beitrag kommen sowohl Studierende als auch die verantwortlichen Ermittler in den Fällen zu Wort. Nancy Köhn verschwand damals unter bis heute ungeklärten Umständen aus ihrer häuslichen Wohnumgebung im Landkreis Cuxhaven und gilt seitdem als vermisst. Mit diesem Fall befassten sich 38 Studierende von sieben Hochschulen aus vier Ländern. Der spektakuläre Fall eines getöteten Babys spielte sich 2014 in einer Toilettenanlage auf einem Rastplatz an der A1 in Bakum ab. Das unbekannte männliche Kind erhielt den Namen Johannes Gethsemane mit Bezug zu örtlichen Kirchengemeinden und wurde auf dem naheliegenden Friedhof bestattet. Dieser Fall war einer von vier Tötungsdelikten an Babies, sogenannten Neonatiziden, die von insgesamt 31 Studierenden von elf Hochschulen aus vier Ländern analysiert und in einem Bericht zusammengefasst worden. Zielrichtung war es, so Kursleiter Kriminaldirektor Karsten Bettels, der als Dozent im Bereich Kriminalwissenschaften seit vielen Jahren an der Polizeiakademie unterrichtet, "die Fälle auf Möglichkeiten aktueller forensischer und kriminaltaktischer Ermittlungsmethoden zu überprüfen und Ideen zu entwickeln, was in vergleichbaren Fällen heute beachtet werden könnte. Hierzu zählt auch die Idee der Erstellung einer Gesichtsrekonstruktion des Babys durch einen beteiligten schottischen Experten, die in dem Beitrag gezeigt wird, um die leibliche Mutter und ihr Umfeld persönlich anzusprechen." Die Einbettung eines Kurses mit echter Ermittlungsarbeit in den Bachelorstudiengang an der Polizeiakademie zeigt die besondere Bedeutung der Verknüpfung von Theorie und Praxis in der Ausbildung des polizeilichen Nachwuchses in Niedersachsen sowie die Bedeutung des authentischen Lernens in einem weltweit einmaligen und sowohl national als auch international ausgelegten Netzwerk.
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