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POL-AK NI: Podiumsdiskussion der Polizeiakademie Niedersachsen: "Die Lehren aus dem NSU-Komplex für die Polizei" - Stefan Aust zu Gast

POL-AK NI: Podiumsdiskussion der Polizeiakademie Niedersachsen: "Die Lehren aus dem NSU-Komplex für die Polizei" - Stefan Aust zu Gast
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Nienburg (ots)

Nienburg - Am 25. Mai veranstaltete die Polizeiakademie Niedersachsen die Podiumsdiskussion "Die Lehren aus dem NSU-Komplex für die Polizei", die im Livestream für die Angehörigen der Polizei Niedersachsen sowie deren Gäste übertragen und von einem mindestens mittleren dreistelligen Bereich an Zuschauer*innen verfolgt wurde. Bemerkenswert ist hier, dass die Veranstaltung in alle Bundesländer übertragen wurde. Mehrere Zuschauer*innen diverser Landtage, Innenministerien, LKA und des BKA sowie der Hochschulen der Polizeien der Länder und des Bundes folgten der Podiumsdiskussion. Nach der Eröffnung durch den Direktor der Polizeiakademie, Carsten Rose, richtete die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, ein digitales Grußwort in die Veranstaltung und unterstrich die Bedeutung des Themas. "Die Versäumnisse im Kontext der NSU-Verbrechen und der Ermittlungen der Sicherheitsbehörden sind uns ein mahnendes Beispiel. Wir nehmen das sehr ernst! Nie wieder dürfen Vorurteile und Stereotypisierungstendenzen unvoreingenommene und professionelle Ermittlungen behindern und verhindern. Für die Niedersächsische Polizei steht fest: Sie ist die erste Verteidigerin der Demokratie, der freien Gesellschaft und unserer gemeinsamen Werte. Die Stärkung von demokratischen Strukturen und die Abwehr von extremistischen, demokratiefeindlichen und menschenverachtenden Bestrebungen ist zentral für alle Angehörigen der Polizei zwischen Bad Bentheim und Cuxhaven." Der Akademiedirektor Herr Rose führte im Hinblick auf die fatalen Ermittlungsfehler sowie fälschlichen Beschuldigungen und einer damit einhergehenden Viktimisierung der Hinterbliebenen an: "Zwar können wir die Trauer den Angehörigen nicht nehmen, jedoch können wir uns als Polizei Niedersachsen mit den Fehlern offen auseinandersetzen, um uns weiterzuentwickeln und so eine erfolgreiche Fehlerkultur in unserer Organisation zu leben. Weiter betonte er, dass "die Reflexion der eigenen Arbeit und der Umgang mit Fehlern Gegenstand der polizeilichen Aus- und Fortbildung ist. Diese Selbstreflexion ist aber kein Selbstläufer. Sie muss durch jede Person gelernt und auch im Dienst gelebt werden. Hierzu fordern wir bereits die Studierenden aktiv auf und befassen uns in Seminaren wie z. B. zur sozialen Kognition mit der Entstehung eigener Vorurteile." Die Runde war hochkarätig besetzt. Es nahmen der Journalist und Autor Stefan Aust, der als Herausgeber "Der Welt" und ehemaliger Chefredakteur des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" bekannt ist, die Extremismusforscherin Dr. Vanessa Salzmann von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) in Nordrhein-Westfalen, die Leiterin der bundesweit beachteten Wanderausstellung "Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen", Birgit Mair, und der Landespolizeidirektor der Polizei Niedersachsen, Ralf Leopold, teil. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Dr. Richard Lemke (Dozent im Bereich Sozialwissenschaften/Führung an der Polizeiakademie Niedersachen). Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die (polizeilichen) Lehren aus dem NSU-Komplex langfristige und stetige gesellschaftliche Auseinandersetzungen und Lernprozesse bedürfen. Der Umgang staatlicher Einrichtungen, wie der Polizei, der Medien und der Gesellschaft insgesamt mit den Verbrechen des NSU und seinen Opfern, bedarf auch weiterhin kritischer Aufklärungsarbeit, um damit entsprechende Veränderungen zu bewirken. Vanessa Salzmann führte aus, dass rechte Gewalt weiterhin unterschätzt werde. Die damaligen Analyseraster hätten dazu beigetragen, die Taten im Verborgenen zu belassen. Sie wies darauf hin, dass für breite Teile der Gesellschaft eine Empathielosigkeit gegenüber den Opfern des NSU geherrscht habe. Stefan Aust gibt der Fall heute immer noch zu denken. Er ist nach wie vor der Meinung, dass der Fall bis heute nicht wirklich aufgeklärt sei. Birgit Mair wies darauf hin, dass die extreme Rechte sich alle fünf bis zehn Jahre wandele, daher gelte es hier am Ball zu bleiben. Ziel des rechtsextremen Terrors sei es, Botschaften in die betroffenen Communities zu senden und Verängstigungen hervorzurufen. Ralf Leopold führte aus, dass bei Ermittlungen heute eine Vielzahl von Expertisen eingebunden werde. Durch Qualitätsmonitoring, verbesserten Austausch mit anderen Behörden und eine diversere Zusammensetzung bei Ermittlungsführungen sei es heute wahrscheinlicher, Ermittlungsansätze kritisch zu reflektieren.

Rückfragen bitte an:

Polizeiakademie Niedersachsen
Dez. 01 - Pressestelle
Julia Lange
Telefon: 05021 844-1042
E-Mail: julia.lange1@polizei.niedersachsen.de
http://www.pa.polizei-nds.de

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