POL-LWL: Polizeiliche Kriminalstatistik: Rückläufiges Gesamtstraftatenaufkommen im Pandemiejahr 2020
Ludwigslust-Parchim (ots)
Polizei registrierte deutlich weniger Straßenkriminalität aber eine Zunahme von häuslicher Gewalt
Das Straftatenaufkommen im Landkreis Ludwigslust- Parchim ist im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Wurden 2019 insgesamt 11.971 Delikte angezeigt und bearbeitet, waren es im Gesamtverlauf des Jahres 2020 insgesamt 11.014 bearbeitete Strafanzeigen. Das entspricht einem Rückgang von 8 Prozent. Hinzu kamen im Jahr 2020 weitere 208 Anzeigen (2019= 401) wegen Verstoßes gegen das Asylverfahrens,- Aufenthalts- und Freizügigkeitsgesetz, die im Zusammenhang mit den Fluchtumständen der hier zugewanderten Flüchtlinge stehen. Meist waren das Pass- und Visaverstöße, die keine direkten Auswirkungen auf die Allgemeinheit haben. Abgesehen von diesen in die Kriminalstatistik eingehenden Verstößen (sie fließen in diese Darstellung nicht weiter ein), betrug die Kriminalitätsbelastung im vergangenen Jahr 5.201 Straftaten pro 100.000 Einwohner (2019= 5630). Damit ist der Landkreis Ludwigslust- Parchim, gemessen an der Kriminalitätsbelastung, nach wie vor der zweitsicherste Landkreis in Mecklenburg- Vorpommern. Die Aufklärungsquote im Zuständigkeitsbereich blieb fast unverändert und betrug im vergangenen Jahr 61,9 Prozent (2019= 61,2 Prozent). "Der deutliche Rückgang von Straftaten, der sich nahezu auf alle Deliktsbereiche bezieht, ist zu einem beachtlichen Teil auf die pandemiebedingten Einschränkungen zurückzuführen.", resümiert der Leiter der Polizeiinspektion Ludwigslust, Polizeidirektor Ingo Renk, die Kriminalitätsentwicklung im vergangenen Jahr. Offensichtliche Gründe hierfür waren unter anderem: "Verstärkte polizeiliche Kontrollen zur Einhaltung der Corona- Regeln, die unter anderem zu einer flächendeckenden und sichtbaren Polizeipräsenz geführt haben. Zudem haben sich durch die teils sehr einschneidenden Einschränkungen auch weniger Tatgelegenheiten bzw. Tatmöglichkeiten ergeben.", ergänzt der Polizeidirektor. Unter anderem hat die Polizei zum Höhepunkt der Pandemie im vergangenen Frühjahr allein im Monat April 2020 landkreisweit insgesamt 83 Kontrollen bezüglich der seinerzeit geltenden pandemiebedingten Einreisebestimmungen nach der Corona- Landesverordnung durchgeführt. Dabei sind 1.284 Personen abgewiesen worden, die keinen triftigen Grund für eine Einreise nach Mecklenburg- Vorpommern vorweisen konnten.
Straßenkriminalität fast um ein Viertel gesunken
Besonders Delikte der Straßenkriminalität sind im vergangenen Jahr deutlich weniger angezeigt und kriminalpolizeilich bearbeitet worden. Um etwa 24 Prozent ist das Straftatenaufkommen diesbezüglich zurückgegangen. So wurden im vergangenen Jahr 1.294 Fälle angezeigt und bearbeitet. Im Jahr 2019 waren es 1.706 Delikte im Bereich der Straßenkriminalität. Allerdings sank die Aufklärungsquote um 3 Prozentpunkte und liegt jetzt bei 25,3 Prozent. Unter anderem wurden im Berichtszeitraum weniger Autos gestohlen. Wurden 2019 noch insgesamt 50 Autodiebstähle bearbeitet, so waren es im vergangenen Jahr 33 Delikte. Die Aufklärungsquote betrug 45,5 Prozent. Ebenso rückläufig gestaltet sich das Straftatenaufkommen bei den PKW- Einbrüchen (2020= 335, 2019= 429 bearbeitete Fälle), Auch gestohlene Krafträder bzw. Kleinkrafträder (2020= 15, 2019= 36) und Fahrräder (2020= 184, 2019= 284) wurden deutlich weniger angezeigt und bearbeitet. Besonders häufig hat die Polizei gefährliche und schwere Körperverletzungsdelikte auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen aufklären können. Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich der Straßenkriminalität lag bei 87,5 Prozent.
Eigentumsdelikte erneut rückläufig
Ermittlungsschwerpunkte bildeten im vergangenen Jahr auch die 2.449 bearbeiteten Eigentumsdelikte. Im Jahr 2019 wurden durch die Polizei hierzu noch 3.130 Fälle erfasst. Innerhalb eines Jahres sank die Anzahl der gemeldeten Eigentumsdelikte um knapp 22 Prozent.
Weniger Wohnungseinbrüche
Tendenziell weiterhin rückläufig stellt sich die Entwicklung der Wohnungseinbrüche im Landkreis dar, die einen Schwerpunkt der polizeilichen Ermittlungsarbeit bilden. Wurden im Jahr 2015 insgesamt noch 226 Wohnungseinbrüche kriminalpolizeilich bearbeitet, so waren es im vergangenen Jahr 107 Delikte. "Damit sind die Wohnungseinbrüche seit 2015 um über 50 Prozent zurückgegangen.", so Ingo Renk. Örtliche Schwerpunkte im letzten Jahr waren die Stadt Parchim (14) die Region Wittenburg (11) sowie die Städte Hagenow (10) und Boizenburg (10).
Gewaltstraftaten: weniger Körperverletzungen und leichter Rückgang bei den Raubstraftaten - häusliche Gewalt nahm zu
Nach einem Anstieg der Körperverletzungsdelikte im Jahr 2019 mit insgesamt 1.270 Fällen, sind die Delikte im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen: 2020= 1.204. Auch die Anzahl der bearbeiteten Raubstraftaten hat sich von 50 auf 46 im vergangenen Jahr verringert. Einen Anstieg verzeichnete die Polizei im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Wurden im Jahr 2019 insgesamt 260 registriert, so waren es im Berichtszeitraum 326. Vielfach wurde den betroffenen Opfern nach den Vorfällen Hilfe angeboten und die zuständigen Interventionsstellen informiert. Gegen die Tatverdächtigen ist in vielen Fällen eine sogenannte Wegweisung ausgesprochen und verfügt worden.
Vermögens- und Fälschungsdelikte weiterhin auf hohem Niveau
Betrügereien, Veruntreuungen, Unterschlagungen und Urkundenfälschungen machen weiterhin einen erheblichen Anteil in der Kriminalitätsbelastung aus. Im letzten Jahr ermittelte die Kriminalpolizei hierzu in insgesamt 2.288 Fällen (2019= 2.446). Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsspektrum lag im vergangenen Jahr bei über 55 Prozent. Insbesondere Betrugsstraftaten via Internet und Telefon sowie durch missbräuchliche Benutzung von Geld- und Kreditkarten trugen zu dieser Entwicklung bei. Obwohl der Onlinehandel im Pandemiejahr einen kräftigen Aufschwung erlebte, konnte im vergangenen Jahr keine Erhöhung der Betrugsstraftaten in diesem Deliktsfeld (Waren- und Kreditbetrug) festgestellt werden. Im Gegenteil: Die Fallzahlen sanken von 782 im Jahr 2019 auf 706 im vergangenen Jahr. Zunehmend wurden ältere Menschen Opfer von Telefonbetrügern. 290 Fälle von Enkeltrick- und Gewinnspielbetrügereien oder falschen Polizisten sind der Polizeiinspektion Ludwigslust im vergangenen Jahr gemeldet worden (2019= 245). Zwar blieben diese Taten meist im Versuch stecken, jedoch kam es in Einzelfällen zu Geldübergaben an die Täter und damit teilweise zu erheblichen finanziellen Schäden. Erneut rückläufige Zahlen zeichneten sich beim so genannten Tankbetrug ab. Wurden 2019 insgesamt 277 Taten angezeigt und bearbeitet, waren es im vergangenen Jahr 222. Knapp 61 Prozent der Fälle konnten durch die Polizei aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote ist insbesondere auf zentral geführte Ermittlungen dieser Fälle zurückzuführen. Sie werden für den gesamten Landkreis zentral im Autobahn- und Verkehrspolizeirevier Stolpe durch Beamte der Kripo Parchim bearbeitet.
Zahlreiche Drogendelikte trotz nicht stattgefundener Großveranstaltungen aufgedeckt
Trotz pandemiebedingt abgesagter Großveranstaltungen, insbesondere Goa- Partys, hat die Polizei im vergangenen Jahr landkreisweit in 782 Rauschgiftdelikten ermittelt (2019= 811). Dabei handelt es sich um sogenannte Kontrolldelikte, die im Zuge polizeilicher Kontrollen bzw. Ermittlungen aufgedeckt und dann verfolgt werden. Die Aufklärungsquote lag mit 95,4 Prozent entsprechend hoch. In dieser Statistik sind auch Strafanzeigen wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz erfasst, die gegen Kraftfahrer nach Fahrten unter Drogeneinfluss erstattet wurden.
Weniger Angriffe gegen Polizeibeamte
Nach einem kontinuierlichen Anstieg der Widerstandsdelikte gegen Polizeibeamte in den letzten fünf Jahren, sind die Fallzahlen erstmalig wieder zurückgegangen. Im vergangenen Jahr kam es im Landkreis zu 57 Widerstandshandlungen gegen Polizeibeamte, die als Straftaten bearbeitet wurden (2019= 74, 2018= 66) Örtliche Schwerpunkte waren im vergangenen Jahr die Städte Parchim (9) und Hagenow (7).
4.864 Tatverdächtige ermittelt
Gemessen an den sinkenden Fallzahlen, wurden im vergangenen Jahr entsprechend weniger Tatverdächtige ermittelt. Im Berichtszeitraum hat die Polizei insgesamt 4.864 Tatverdächtige (2019= 5.262) ermittelt, darunter 818 Nichtdeutsche (2019= 902). In Deliktsbereiche unterteilt, wurden bei Diebstählen im vergangenen Jahr gegen 795 (darunter 239 Nichtdeutsche), bei Körperverletzungen gegen 880 (darunter 165 Nichtdeutsche) und bei der Rauschgiftkriminalität gegen 569 (darunter 92 Nichtdeutsche) Beschuldigte Ermittlungen geführt.
Leichter Rückgang in der Altersgruppe bis 21 Jahren
Der Anteil der ermittelten Tatverdächtigen in der Altersstruktur bis 21 Jahren ist im Berichtszeitraum um etwa zwei Prozentpunkte zurückgegangen und beträgt derzeit 17,4 Prozent (2019=19,5 Prozent). Den größten Anteil bei den ermittelten Tatverdächtigen nimmt die Altersgruppe der Erwachsenen zwischen 30 und 40 Jahren mit 26,7 Prozent ein. Die Anteil der über 60-jährigen Tatverdächtigen betrug im Berichtszeitraum 10,8 Prozent.
Präventive Maßnahmen
Im Rahmen der eigenen Kriminalitätsprävention haben vornehmlich die Präventionsberater der Polizeiinspektion Ludwigslust trotz pandemiebedingter Einschränkungen im vergangenen Jahr 216 Veranstaltungen und Aktionen - meist im Umfeld von Kindertagesstätten und Schulen- mit mehr als 4.200 Teilnehmern durchgeführt. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer waren demzufolge Kinder und Jugendliche. Durch den Mitarbeiter der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle wurden 25 vor- Ort- Beratungen zum Schutz vor Einbrüchen in Wohngebäuden und Gärten durchgeführt.
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