POL-LWL: Polizeiliche Kriminalstatistik 2022: Anzahl der Straftaten nach Pandemie gestiegen
Ludwigslust-Parchim (ots)
Nach zwei Pandemiejahren mit sinkenden Fallzahlen hat sich das Straftatenaufkommen im Landkreis Ludwigslust- Parchim im Jahr 2022 erstmals wieder erhöht. Im vergangenen Jahr bearbeitete die Polizeiinspektion Ludwigslust landkreisweit insgesamt 12.295 Delikte. Das sind 1.420 Straftaten mehr als im Jahr zuvor (2021= 10.875). "Damit hat das Straftatenaufkommen in etwa wieder das Niveau von 2019 erreicht, als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie 12.372 Straftaten registriert wurden", so der Leiter der Polizeiinspektion Ludwigslust, Ingo Renk. Der Polizeidirektor führte den Rückgang der Delikte in den Jahren 2020 und 2021 insbesondere auch auf pandemiebedingte Einschränkungen zurück, wodurch sich weniger Tatmöglichkeiten bzw. Tatgelegenheiten ergaben. Aufgrund des Anstiegs der Fallzahlen hat sich auch die Kriminalitätsbelastung erhöht. Diese betrug im Landkreis Ludwigslust-Parchim im vergangenen Jahr 5.802 Straftaten pro 100.000 Einwohner (2021= 5.133). Die Aufklärungsquote im Zuständigkeitsbereich blieb im Vergleich zum Vorjahr unverändert und beträgt 61,7 Prozent.
Straßenkriminalität gestiegen
Nach einem Rückgang der Straßenkriminalität in den Pandemiejahren 2020 und 2021 stiegen die Fallzahlen in diesem Deliktsbereich wieder an. So wurden im vergangenen Jahr 1.499 Delikte der Straßenkriminalität bearbeitet. Im Jahr zuvor waren es 1.319 (2020=1.294). Die Aufklärungsquote betrug im vergangenen Jahr 21,8 Prozent. Unter anderem wurden im Berichtszeitraum 29 Autos gestohlen. Im Jahr zuvor sind 42 Autodiebstähle kriminalpolizeilich bearbeitet worden. Die Aufklärungsquote bei den PKW-Diebstählen betrug im letzten Jahr 51,7 Prozent. Hingegen war eine Zunahme bei den PKW- Einbrüchen zu erkennen (2022= 375, 2021= 319). Gestiegen ist auch die Anzahl der gestohlenen Fahrräder. (2022= 239, 2021= 177). Darunter 40 Elektrofahrräder, die im vergangenen Jahr als gestohlen gemeldet wurden. Besonders häufig hat die Polizei gefährliche und schwere Körperverletzungsdelikte auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen aufklären können. Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich der Straßenkriminalität lag bei 89,2 Prozent.
Mehr Eigentumsdelikte registriert
Ermittlungsschwerpunkte bildeten im vergangenen Jahr auch die 3.005 bearbeiteten Eigentumsdelikte. Im Gegensatz zu den Jahren 2020 und 2021, hat sich die Anzahl der Eigentumsdelikte im Jahr 2022 erhöht. Im Jahr 2021 wurden durch die Polizei hierzu 2.318 Fälle erfasst. Im Jahr 2020 waren es 2.449 registrierte Eigentumsdelikte.
Erneut weniger Wohnungseinbrüche
Seit Jahren tendenziell rückläufig stellt sich die Entwicklung der Wohnungseinbrüche im Landkreis dar, die einen Schwerpunkt der polizeilichen Ermittlungsarbeit bilden. Wurden im Jahr 2016 insgesamt noch 176 Wohnungseinbrüche kriminalpolizeilich bearbeitet, so waren es im vergangenen Jahr 97 Delikte (2021= 100). "Wir stellen seit 7 Jahren einen kontinuierlichen Rückgang der Wohnungseinbrüche fest.", so Ingo Renk. Örtliche Schwerpunkte im letzten Jahr waren die Stadt Parchim (16) sowie die Regionen Crivitz (13) und Sternberg (9).
Vorsicht vor Taschendieben
Meist sorgloser und leichtfertiger Umgang mit Handtaschen und Portmonees in Geschäften hat im vergangenen Jahr zu 138 Taschendiebstählen geführt. Oft wurden Handtaschen in Einkaufswagen abgelegt oder dort angehängt. Taschendiebe griffen dann in unbeobachteten Momenten meist unentdeckt zu. Die Diebstähle wurden oftmals erst später an der Kasse beim Bezahlvorgang bemerkt. Zum Schutz vor solchen Straftaten rät die Polizei, Handtaschen prinzipiell vor dem Körper, sprich im Sichtbereich zu tragen. Portmonees und Smartphones sollten immer in den Innentaschen der Oberbekleidung mitgeführt werden.
Gewaltstraftaten: Mehr Körperverletzungen und Steigerung der Fallzahlen bei den Raubstraftaten und häuslicher Gewalt
Mit 1.383 bearbeiteten Körperverletzungsdelikten im vergangenen Jahr hat die Polizei einen erheblichen Anstieg in diesem Deliktsbereich registrieren müssen. Im Jahr zuvor waren es 1.063 Delikte. Die Aufklärungsquote lag im vergangenen Jahr bei 92 Prozent. Auch die Anzahl der bearbeiteten Raubstraftaten hat sich von 25 im Jahr 2021 auf 47 im vergangenen Jahr erhöht. Die Aufklärungsquote betrug im vergangenen Jahr 66 Prozent. Einen erheblichen Anstieg der Fallzahlen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr. Wurden 2021 insgesamt 261 Fälle bearbeitet, so waren es im vergangenen Jahr 422. Vielfach wurde den betroffenen Opfern nach den Vorfällen Hilfe angeboten und die zuständigen Interventionsstellen informiert. Gegen die Tatverdächtigen ist in vielen Fällen eine sogenannte Wegweisung ausgesprochen und verfügt worden.
Vermögens- und Fälschungsdelikte weiterhin auf hohem Niveau - Polizei warnt vor Trickbetrügern am Telefon
Betrügereien, Veruntreuungen, Unterschlagungen und Urkundenfälschungen machen weiterhin einen erheblichen Anteil in der Kriminalitätsbelastung aus. Zwar sind derartige Delikte im Jahresvergleich gesunken, dennoch wurden im letzten Jahr hierzu insgesamt 2.081 Fälle erfasst (2021=2.338). Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsspektrum lag im vergangenen Jahr bei knapp 59 Prozent. Insbesondere Betrugsstraftaten via Internet (häufig im Onlinehandel) und am Telefon sowie die missbräuchliche Benutzung von Geld- und Kreditkarten trugen zu dieser Entwicklung bei. Zunehmend wurden ältere Menschen Opfer von Telefonbetrügern. 389 Fälle von WhatsApp- und Gewinnspielbetrügereien, falschen Polizisten am Telefon oder auch Schockanrufe sind der Polizeiinspektion Ludwigslust im vergangenen Jahr gemeldet worden (2021= 308). Damit hat sich die Anzahl der registrierten Fälle in den vergangenen 5 Jahren mehr als verdoppelt. Zudem ist von einer hohen Dunkelziffer nicht angezeigter Straftaten auszugehen. Zwar blieben diese Taten meist im Versuch stecken, jedoch kam es in 71 Fällen (2021= 18) zu Geldübergaben bzw. zur Überweisungen von Bargeld an die Täter. Dabei ist ein Gesamtschaden in Höhe von rund 177.000 Euro (2021= 118.000 Euro) entstanden. Steigende Fallzahlen wurden auch beim sogenannten Tankbetrug festgestellt. Wurden 2021 insgesamt 229 Taten angezeigt und bearbeitet, so waren es im vergangenen Jahr 255. Gut die Hälfte der Taten kann durch die Polizei unmittelbar oder im Nachgang aufgeklärt werden (54,1 Prozent). Vielfach sind Tankstellen an Autobahnen von diesen Delikten betroffen, die meist von durchreisenden Tätern verübt werden.
Polizei deckt mehr Drogendelikte auf
Im vergangenen Jahr hat die Polizei landkreisweit in 863 Rauschgiftdelikten ermittelt (2021= 772). Dabei handelt es sich um sogenannte Kontrolldelikte, die im Zuge polizeilicher Kontrollen (häufig im Umfeld von Großveranstaltungen und Musikevents) oder im Zuge kriminalpolizeilicher Ermittlungen aufgedeckt und dann verfolgt wurden. Die Aufklärungsquote lag im vergangenen Jahr mit knapp 90 Prozent entsprechend hoch. In dieser Statistik sind auch Strafanzeigen wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz erfasst, die gegen Kraftfahrer nach Fahrten unter Drogeneinfluss erstattet wurden.
Erneut mehr Angriffe gegen Polizeibeamte registriert
Nach einem Rückgang der Widerstandsdelikte gegen Polizeibeamte im Jahr 2020, sind die Fallzahlen in den Jahren 2021 und 2022 sukzessiv gestiegen. Im vergangenen Jahr kam es im Landkreis zu 73 Widerstandshandlungen gegen Polizeibeamte, die als Straftaten bearbeitet wurden (2021= 66). Örtlicher Schwerpunkt war im vergangenen Jahr die Stadt Parchim mit 9 Delikten.
5.405 Tatverdächtige ermittelt
Gemessen an den steigenden Fallzahlen, wurden im vergangenen Jahr entsprechend auch mehr Tatverdächtige ermittelt. Im Berichtszeitraum hat die Polizei insgesamt 5.405 Tatverdächtige (2021= 4.642) ermittelt, darunter 1.185 Nichtdeutsche (2021= 852). In Deliktsbereiche unterteilt, wurden bei Diebstählen im vergangenen Jahr gegen 771 (davon 188 Nichtdeutsche), bei Körperverletzungen gegen 1.164 (davon 243 Nichtdeutsche) und bei der Rauschgiftkriminalität gegen 703 (davon 116 Nichtdeutsche) Beschuldigte Ermittlungen geführt.
Leichter Rückgang in der Altersgruppe bis 21 Jahren
Der Anteil der ermittelten Tatverdächtigen in der Altersstruktur bis 21 Jahren hat sich im Berichtszeitraum leicht verringert und liegt derzeit bei 17,6 Prozent (2021= 18,3 Prozent). Den größten Anteil bei den ermittelten Tatverdächtigen nimmt die Altersgruppe der Erwachsenen zwischen 30 und 40 Jahren mit 25 Prozent ein. Die Anteil der über 60-jährigen Tatverdächtigen betrug im Berichtszeitraum 11,6 Prozent.
Präventive Maßnahmen
Im Rahmen der eigenen Kriminalitätsprävention haben vornehmlich die Präventionsberater der Polizeiinspektion Ludwigslust im vergangenen Jahr 781 Veranstaltungen und Aktionen - meist im Umfeld von Kindertagesstätten, Schulen und Senioreneinrichtungen - mit knapp 16.800 Teilnehmern durchgeführt. Durch den Mitarbeiter der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle wurden 23 Vor-Ort-Beratungen zum Schutz vor Einbrüchen in Wohngebäuden und Gärten durchgeführt.
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