POL-LB: Staatsanwaltschaft Stuttgart, Polizeipräsidium Ludwigsburg und Zollfahndungsamt Stuttgart: Koordinierte Aktion gegen Autoschmugglerbande im Großraum Stuttgart und Berlin
Ludwigsburg (ots)
Basierend auf initiativen Ermittlungen des Verkehrsdienstes Esslingen des Polizeipräsidiums Reutlingen gipfelten umfangreiche mehrmonatige und zum Teil verdeckt geführte Ermittlungen einer gemeinsamen Ermittlungsgruppe der Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Ludwigsburg und des Zollfahndungsamts Stuttgart am 24. Juni in überregionalen Durchsuchungsmaßnahmen. Die Ermittlungsgruppe "Sayara" hatte im November 2019 die Ermittlungen gegen eine vorwiegend deutsch-libanesische Tätergruppierung aufgenommen, die im Verdacht steht, hochwertige gebrauchte Kraftfahrzeuge überwiegend aus dem arabischen Raum in Deutschland gewinnbringend in Umlauf gebracht zu haben, obwohl diese in Europa nicht zulassungsfähig waren.
Das illegale Geschäftsmodell bestand nach den bisherigen Erkenntnissen darin, dass die beiden 46 und 27 Jahre alten Drahtzieher die Fahrzeuge überwiegend in den Arabischen Emiraten ankauften und auf dem Seeweg über Rotterdam nach Deutschland einführten, wo sie zunächst auf Abstellplätzen von Komplizen in Leonberg und Geislingen an der Steige zwischengelagert wurden. Um Einfuhrzölle und Steuern zu sparen, legten die Tatverdächtigen dabei Rechnungen mit deutlich geringeren Kaufpreisen vor.
Da die nicht für den deutschen Markt produzierten Fahrzeuge aufgrund ihrer Ausführung hier nicht ohne weiteres zulassungsfähig waren, wären kostenintensive Vollgutachten erforderlich gewesen. Diese umgingen die Tatverdächtigen durch Bestechung von Prüfingenieuren aus dem Großraum Stuttgart, die dann für die Fahrzeuge die notwendigen Papiere ausstellten. Dies geschah den bisherigen Ermittlungen zufolge in mehreren Fällen sogar schon zu einem Zeitpunkt, als sich die Fahrzeuge noch auf dem Seeweg befanden.
Über eine Mitarbeiterin bei der KFZ-Zulassungsstelle des Landratsamtes Böblingen wurden die Fahrzeuge anschließend kurzzeitig auf Strohmänner zugelassen. Dadurch mit deutschen Zulassungsbescheinigungen ausgestattet wurden die Fahrzeuge anschließend über einen Privatverkauf an wohl gutgläubige Kunden veräußert. Zuvor waren besonders augenscheinliche Ausstattungsabweichungen durch von den Tatverdächtigen beauftragte Fachkräfte korrigiert worden. Dazu zählte etwa die Umprogrammierung arabischer Bordcomputer oder Navigationsgeräte, aber auch die Korrektur der angezeigten Laufleistung. Den bisherigen Ermittlungen zufolge brachte die Gruppierung auf diese Art und Weise etwa 500 dieser hochwertigen Gebrauchtfahrzeuge in Umlauf.
Am 24. Juni schlugen die Ermittler dann in einer koordinierten Aktion zu und durchsuchten 19 Wohn- und Geschäftsräume bei insgesamt neun Tatverdächtigen in den Landkreisen Böblingen, Ludwigsburg, Stuttgart, Reutlingen, Rems-Murr-Kreis und Göppingen. Hierzu wurden die Beamten des Polizeipräsidiums Ludwigsburg und des Zollfahndungsamts Stuttgart durch Einsatzkräfte des Spezialeinsatzkommandos Baden-Württemberg und der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit des Polizeipräsidiums Einsatz, sowie des Landeskriminalamts Baden-Württemberg und des Polizeipräsidiums Reutlingen unterstützt.
"Durch das professionelle Zusammenwirken von Polizei und Zoll ist es gelungen, ein international agierendes kriminelles Netzwerk zu zerschlagen. Gewinnbringend war dabei auch die gute Zusammenarbeit des Landratsamts Böblingen mit den Ermittlern.", sagt Leitender Kriminaldirektor Mathias Bölle, Leiter der Kriminalpolizeidirektion Böblingen. "Hier wurde unkompliziert und konstruktiv kooperiert, so dass wir jetzt auf ein gutes vorläufiges Ergebnis der Ermittlungen schauen können."
Nach dem bisherigen Stand fanden die Ermittler bei den Durchsuchungen etwa 50.000 Euro Bargeld , sowie verschiedene Datenträger und Unterlagen. Bei einem Tatverdächtigen stieß man auf zwei Sturmgewehre russischer Bauart, Munition, zwei Handgranaten und einem Kleinkalibergewehr. Die Überprüfung der Waffen und Sprengmittel dauern noch an. Eine der Tatverdächtigen, die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, wurde gegen Mittag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart einem Haftrichter vorgeführt. Dieser setzte den bereits zuvor erlassenen Haftbefehl in Vollzug. Sie wurde durch Kriminalbeamte in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.
Zeitgleich zu den Durchsuchungsmaßnahmen in Baden-Württemberg schlugen Ermittler des Zollfahndungsamt Berlin in der Hauptstadt zu. Dort hatte sich ebenfalls eine deutsch-libanesische Gruppierung gebildet, die Bezüge zu der Gruppe in Baden-Württemberg hatte und dabei vor allem deren Beziehungen bei der Beschaffung von Zulassungspapieren und Sachverständigengutachten ausnutzte. In Berlin durchsuchten die Beamten insgesamt 15 Objekte und vollstreckten drei Haftbefehle.
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