POL-RT: Verkehrsunfallbilanz des Polizeipräsidiums Reutlingen für das Jahr 2024
Reutlingen (ots)
Landkreise Reutlingen/Esslingen/Tübingen und Zollernalbkreis:
- Zahl der Verkehrsunfälle leicht gestiegen - Weniger Schwerverletzte, aber deutlich mehr Verkehrstote - Unfälle unter Drogeneinfluss erheblich gestiegen - Pedelec- und E-Scooter-Unfälle weiter steigend
Die Zahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen ist im Jahr 2024 leicht um 1,9 Prozent auf 33.967 gestiegen. Diese Steigerungsrate betrifft die Sachschadensunfälle und Unfälle, bei denen Personen zu Schaden kamen, in gleichem Maße.
Unfallfolgen:
Nachdem im Jahr 2022 mit 26 Verkehrstoten der tiefste Stand seit 20 Jahren verzeichnet worden war, ist diese Zahl nach 2023 (32 Todesopfer) noch einmal angestiegen. Im vergangenen Jahr verloren bei 36 Unfällen 40 Menschen ihr Leben. Unter den tödlich Verunglückten waren acht Autofahrer (sechs Männer und zwei Frauen), fünf Beifahrer (zwei Männer und drei Frauen), acht Motorradfahrer, acht Fußgänger (zwei Kinder und sechs Frauen), zehn Radfahrer, darunter sieben Pedelecfahrer, sowie ein Traktorfahrer.
Mit einem Anstieg von fünf auf 17 hat sich die Zahl der tödlich Verunglückten im Landkreis Esslingen gegenüber 2023 mehr als verdreifacht. Allein sieben der insgesamt acht im Präsidiumsbereich getöteten Fußgänger verloren im Landkreis Esslingen ihr Leben, dazu kommen zwei Autofahrer und eine Beifahrerin, drei Motorradfahrer und jeweils zwei Rad- und Pedelecfahrer. Im Landkreis Reutlingen hat sich die Zahl der Todesopfer von 13 auf neun verringert. Darunter befanden sich ein Autofahrer und zwei Beifahrer (eine Frau und ein Mann), drei Motorradfahrer, zwei Pedelecfahrer und ein Traktorfahrer. Von fünf auf sieben ist die Anzahl der Verkehrstoten im Landkreis Tübingen gestiegen, darunter zwei Pkw-Lenker und eine Mitfahrerin, ein Rad- und zwei Pedelecfahrer, sowie ein Motorradfahrer. Auf den Straßen des Zollernalbkreises starben sieben Menschen, zwei weniger als im Jahr 2023. Bei den Verunglückten handelt es sich um drei Autofahrer (zwei Frauen und ein Mann) und eine Beifahrerin, eine Fußgängerin, einen Pedelecfahrer und einen Motorradfahrer.
Bei den Schwerverletzten ist im Vergleich zum Vorjahr ein weiterer Rückgang um 33 (minus 5,4 Prozent) auf 579 und damit den zweitniedrigsten Wert seit über zehn Jahren zu verzeichnen. Nur im Corona-Jahr 2021 waren angesichts der monatelangen Beschränkungen des öffentlichen Lebens und des geringeren Verkehrsaufkommens weniger Schwerverletzte verzeichnet worden. Beträchtlich fallen die Rückgänge im Landkreis Esslingen (minus 16,1 Prozent) und im Landkreis Tübingen (minus 7,1 Prozent) aus. Um zwei Prozent sank die Zahl im Zollernalbkreis. Im Landkreis Reutlingen wurde hingegen ein Anstieg der Schwerverletzten (plus 9,6 Prozent) registriert.
Die Zahl der Leichtverletzten blieb mit einem marginalen Zuwachs um 0,4 Prozent auf 3.500 annähernd auf dem Vorjahresniveau (Lkrs. Esslingen minus 5,2 Prozent, Lkrs. Tübingen minus 4,0 Prozent, Zollernalbkreis minus 6,2 Prozent, Lkrs. Reutlingen plus 16,7 Prozent).
Unfallursachen:
Die detaillierte Auswertung der 13.067 über die reinen Kleinstunfälle hinausgehenden Unfälle ergab als Hauptunfallursachen 4.139 Mal Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren, gefolgt von 2.023 Vorfahrtsverstößen, 807 Fällen der überhöhten oder nicht angepassten Geschwindigkeit und 729 Abstandsverstößen. Mangelnde Verkehrstüchtigkeit (Alkohol/Drogen/Medikamente, medizinische Ursachen, Übermüdung) schlug 675 Mal zu Buche. Am häufigsten, nämlich in mehr als zwei Drittel dieser Fälle, war es Alkoholeinfluss, der die Fahrtüchtigkeit so beeinträchtigte, dass es zu einem Unfall kam. 329 Mal wurden Fehler beim Überholen als Ursache registriert, in 83 Fällen war Ablenkung die Ursache.
Nach wie vor spielen die überhöhte und insbesondere die nicht angepasste Geschwindigkeit bei den Unfällen eine bedeutende Rolle. So gehen ein Viertel der Unfälle mit schwerwiegenden Folgen (Tote oder Schwerverletzte) auf das Konto dieser Unfallursache, bei den 36 Unfällen mit tödlichen Folgen war in neun Fällen Geschwindigkeit ursächlich oder mitursächlich. Bei ihren Geschwindigkeitskontrollen registrierte die Polizei 2024 rund 62.170 Verstöße. Für über 1.500 Verkehrsteilnehmer hatten die Verstöße ein- oder mehrmonatige Fahrverbote zur Folge. Außerdem deckten die Beamten bei ihren anhaltend über das gesamte Jahr hinweg durchgeführten Gurtkontrollen 9.860 Verstöße auf. In über 1.000 Fällen waren Kinder nicht oder nicht richtig gesichert. Zusätzlich wurden rund 11.000 Handyverstöße zur Anzeige gebracht.
Unfälle unter Alkohol- oder Drogeneinfluss:
Nach dem Rückgang der alkoholbedingten Unfälle um 5,6 Prozent im Jahr 2023 sind diese 2024 wieder um 4,8 Prozent auf 462 gestiegen. Fast 43 Prozent der alkoholbedingten Unfälle ging mit Personenschäden einher, in einem Fall war sogar ein Todesopfer zu beklagen. Während die Zahl der Schwerverletzten von 56 auf 48 zurückging, stieg die Zahl der Leichtverletzten von 135 auf 184.
Ein erheblicher Anstieg um 52,2 Prozent auf 102 ist bei den unter Drogeneinfluss verursachten Unfällen zu verzeichnen. Dies macht sich auch bei den Unfallfolgen bemerkbar: Drei Personen starben (2023: null). Neun Menschen (2023: acht) wurden schwer, 43 und damit 15 mehr als 2023 leicht verletzt.
Im vergangenen Jahr wurden im Rahmen der polizeilichen Verkehrsüberwachung fast 1.800 Fahrzeugführer zur Anzeige gebracht, weil sie alkoholisiert unterwegs gewesen waren, und rund 890, weil sie Drogen genommen hatten. 715 und damit 80 Prozent der zuletzt Genannten standen unter dem Einfluss von Cannabis.
Zweiradunfälle:
Die Zahl der Zweiradunfälle (alle motorisierten Zweiräder - vom Mofa bis zum schweren Motorrad) liegt bei einem leichten Anstieg um 1,8 Prozent bei 683 und damit auf einem Höchststand im Fünfjahresvergleich. Acht Zweiradfahrer, alles Motorradfahrer, starben. Im Vorjahr waren es sieben gewesen. Die Zahl der schwer verletzten Zweiradnutzer ging nur geringfügig um zwei auf 122 zurück. 398 Personen, zehn mehr als im Jahr 2023, wurden leicht verletzt.
Betrachtet man im Bereich der Zweiradunfälle explizit die in den Zweiradunfällen enthaltenen Unfälle mit Motorrädern (ab 125 ccm), so wurden mit 496 annähernd so viele Fälle registriert wie im Jahr zuvor (501). Acht Motorradfahrer (2023: sieben) kamen ums Leben (jeweils drei in den Lkrs. Esslingen und Reutlingen, je einer im Lkrs. Tübingen und im Zollernalbkreis). Mit 106 waren im gesamten Präsidiumsbereich ebenso viele schwer verletzte Motorradfahrer zu beklagen wie im Jahr 2023. Die Zahl der leicht verletzten Motorradfahrer stieg um neun auf 289. 298 Unfälle wurden von den Motorradfahrern verursacht, in 161 dieser Unfälle waren die Motorradfahrer allein beteiligt. Die Unfallursachen Geschwindigkeit (104 Fälle) und Überholen (32 Fälle), die als besondere Risikofaktoren gelten, nehmen hierbei zusammengerechnet mit rund 45 Prozent den Hauptanteil bei den von Motorradfahrern verursachten Unfällen ein.
Allein bei den zielgruppenorientierten Kontrollaktionen auf den beliebten Bikerstrecken wurden in der Motorradsaison rund 1.080 Biker kontrolliert. Dabei traten 460 Verstöße zu Tage, 98 davon wegen überhöhter Geschwindigkeit. 142 Mal wurden technische Mängel festgestellt.
Fahrradunfälle:
Um 3,4 Prozent auf 1.318 sank die Anzahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Fahrradfahrern. Fast zwei Drittel dieser Unfälle wurden von Radfahrern verursacht. Bei 462 der 860 von Radfahrern verursachten Unfällen verunglückten diese ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer. Zehn Radfahrer, und damit doppelt so viel wie im Jahr 2023, darunter sieben Pedelecfahrer (2023: zwei), starben. 196 Radfahrer - zwölf weniger als im Vorjahr (minus 5,8 Prozent) - wurden schwer verletzt. Fast die Hälfte davon, nämlich 96 (2023: 88), waren mit einem Pedelec unterwegs. Die Zahl der Leichtverletzten stieg um 1,2 Prozent auf 955 - darunter 385 Pedelecfahrer. Das sind 26 mehr als im Vorjahr. Die wachsende Beliebtheit der Pedelecs schlägt sich bereits seit vielen Jahren mit linearen Steigerungen in der Unfallbilanz nieder. Auch im Jahr 2024 stiegen die Unfälle mit Pedelecs nochmals um 9,1 Prozent.
Unfälle mit E-Scootern:
Seit 2020 werden in der Unfallbilanz auch die Unfälle mit E-Scootern erfasst. Seither hat sich die Zahl auf 136 mehr als versechsfacht. 2023 waren es noch 107 Unfälle gewesen, was einen Zuwachs innerhalb des vergangenen Jahres um 27,1 Prozent bedeutet. Auch hier spielt die wachsende Beliebtheit dieses Verkehrsmittels eine entscheidende Rolle. Der Schwerpunkt des Unfallgeschehens liegt naturgemäß im Bereich größerer Städte, wo zum Teil auch aufgrund vorhandener Leihangebote deutlich mehr Personen mit Elektrorollern unterwegs sind als auf dem Land.
Bei 115 dieser Unfälle kamen Personen zu Schaden. 13 E-Scooter-Nutzer wurden schwer und 94 leicht verletzt. 2023 waren es sechs Schwer- und 73 Leichtverletzte gewesen. Annähernd drei Viertel der Unfälle (100) wurden von den E-Scooter-Fahrern verursacht, über die Hälfte (53) war allein beteiligt.
21 Elektrorollerfahrer standen bei dem Unfall unter dem Einfluss berauschender Mittel - 18 davon unter Alkohol.
Fußgängerunfälle:
Die Fußgängerunfälle gingen im Jahr 2024 um fünf (1,4 Prozent) auf 359 zurück. 120 davon wurden von den Fußgängern verursacht. Mit tödlichem Ausgang wurden fünf Unfälle verzeichnet, die alle von Pkw-Fahrern verursacht wurden und bei denen insgesamt acht Fußgänger (2023: vier) starben. Bei zwei besonders folgenschweren Unfällen waren jeweils mehrere Todesopfer zu beklagen: So starben im Juni 2024 in Nürtingen zwei junge Frauen, nachdem sie an einer Fußgängerampel stehend von einem Autofahrer angefahren worden waren. Eine Frau und ihre beiden sechs und drei Jahre alten Söhne kamen im Oktober in Esslingen-Weil ums Leben, als ein Pkw-Lenker von der Fahrbahn abkam und die Familie auf dem Gehweg mit seinem Auto erfasste. Die jeweiligen Strafverfahren gegen die beiden Unfallverursacher sind noch nicht abgeschlossen. Mit 46 wurden 18 Fußgänger weniger als im Vorjahr schwer verletzt. Die Zahl der Leichtverletzten stieg von 248 auf 262.
Unfälle mit Kindern:
Um fünf auf 206 ist die Zahl der Verkehrsunfälle zurückgegangen, in die Kinder (bis 13 Jahre) verwickelt waren. Zwei Kinder starben bei dem oben bereits beschriebenen Unfall in Esslingen-Weil. Die Zahl der schwer verletzten Kinder reduzierte sich um drei auf 27. 226 Kinder, 20 weniger als im Jahr davor, wurden leicht verletzt.
Schulwegunfälle:
Die Schulwegunfälle (mit Schülern zwischen sechs und 17 Jahren, sofern sie selbst aktiv am Straßenverkehr teilnahmen und nicht nur Beifahrer waren) reduzierten sich um elf auf 33. Auf dem Schulweg waren 2024 zum zehnten Mal in Folge keine Todesopfer zu beklagen. Vier Schülerinnen und Schüler (2023: sieben) wurden schwer und 29 (2023: 39) leicht verletzt.
Unfälle mit jungen Erwachsenen:
Die Bilanz der Verkehrsunfälle mit Beteiligung "junger Erwachsener" (18 bis 24 Jahre) weist nach einer Zunahme um fünf Prozent im Jahr 2023 nun einen Rückgang um 6,6 Prozent oder 155 Fälle auf 2.204 aus. Neun Menschen, darunter zwei junge Erwachsene, starben. 2023 waren es vier Todesopfer - darunter zwei junge Erwachsene - gewesen. Um 23 auf insgesamt 108 ging die Zahl der Schwerverletzten (darunter 68 junge Erwachsene) zurück. Leicht verletzt wurden 912 Personen (darunter 557 junge Erwachsene), zwölf mehr als im Jahr zuvor. In rund 53 Prozent der Unfälle setzten jeweils junge Erwachsene die Ursache.
Unfälle mit Senioren:
Mit einem Zuwachs um 2,9 Prozent auf einen Höchststand von 3.017 übersteigt die Zahl der Unfälle mit Senioren ab 65 Jahren zum ersten Mal die 3.000er-Marke. Wie 2023 starben auch im Jahr 2024 bei diesen Unfällen 14 Menschen (alle Senioren). Insgesamt 172 Menschen (2023: 196) wurden schwer verletzt, darunter 121 Senioren. Bei 832 Personen, zehn mehr als im Jahr 2023, blieb es bei leichten Verletzungen. Unter den Leichtverletzten waren 466 Senioren. In rund 64 Prozent der Unfälle wurden Senioren als Unfallverursacher geführt.
Lkw-Unfälle:
Um 1,9 Prozent auf 1.189 stiegen die Unfälle, an denen Lkw beteiligt waren. Fünf Menschen (2023: vier), darunter ein Lkw-Fahrer, wurden tödlich, 36 (davon sieben Lkw-Fahrer) schwer und 255 (davon 48 Lkw-Fahrer) leicht verletzt. Im Vorjahr waren es 49 Schwer- und 214 Leichtverletzte gewesen.
Unfallfluchten:
Die Anzahl der Unfallfluchten nahm um 79 auf 7.112 Fälle zu. Damit ist festzuhalten, dass sich bei fast jedem fünften Unfall ein Beteiligter - meist der Verursacher - vom Unfallort unerlaubt entfernt. Etwas mehr als jede dritte dieser Straftaten konnte aufgeklärt werden. In 135 Fällen wurde der Einfluss berauschender Mittel nachgewiesen. Da aber die Verantwortlichen oft erst im Zuge längerer Ermittlungen dingfest gemacht werden können, muss hier von einer erheblichen Dunkelziffer ausgegangen werden. Die Aufklärungsquote bei den 232 Unfallfluchten nach Unfällen mit Personenschaden (2023: 195), bei denen ein Mensch sein Leben verlor, 23 Personen schwer und 234 leicht verletzt wurden, lag bei 50 Prozent. (ak)
Den gesamten Verkehrsunfallbericht für den Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen und die einzelnen Landkreise (RT/ES/TÜ/Zollernalb) finden Sie unter:
https://ppreutlingen.polizei-bw.de/statistiken/
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