POL-E: "Licht aus im Ruhrgebiet; Stromausfall - eine unterschätzte Gefahr"
Essen (ots)
Unter diesem Titel luden die Brost-Stiftung und der Gesprächskreis Innere Sicherheit (GSI NRW) am Donnerstag, 14. März, Experten von Polizei, Kommune und Wirtschaft zu einem gemeinsamen Diskurs ein, dem auch interessierte Bürgerinnen und Bürger beiwohnen konnten. Die Veranstaltung war Teil der Veranstaltungsreihe "Ruhrgebiet - ein sicheres Stück Deutschland", die sich mit der Sicherheit im Ruhrgebiet auseinander gesetzt hat. Polizeipräsident Frank Richter eröffnete das dritte und letzte Symposium. Was passiert eigentlich, wenn plötzlich der Strom ausfällt? Und das nicht nur für einen kurzen, sondern auch für einen längeren Zeitraum? Sind die Behörden für eine solche Ausnahmesituation gewappnet? Können Bürgerinnen und Bürger Vorbereitungen treffen, um sich im Ernstfall selbst versorgen zu können? Exemplarisch stelle Herr Richter den Stromausfall in Berlin vor, bei dem zirka 30 Stunden lang ungefähr 30.000 Haushalte auf Strom verzichten mussten. "Technik die unser Leben leichter macht, kann unser Leben auch wieder erschweren. Unsere hochtechnologische Gesellschaft ist abhängig von einer stabilen Stromversorgung". Mit diesen deutlichen Worten machte der Polizeipräsident klar, dass die Vernetzung und Digitalisierung zwar viele Vorteile bietet, sie aber gleichwohl sehr anfällig sein kann. Was bei einem Stromausfall passieren kann, zeigte der kaufmännische Geschäftsführer des Lukaskrankenhauses aus Neuss, Herr Dr. Nicolas Krämer an einem Cyberangriff auf das Krankenhaus am 10. Februar 2016. Das Lukaskrankenhaus, welches große Fortschritte im Bereich der Digitalisierung unternommen hat (z.B. Visite 2.0), wurde an Aschermittwoch durch einen Cyberangriff fast komplett lahm gelegt. Die anonymen Angreifer forderten von dem Krankenhaus einen höheren Geldbetrag. Glücklicherweise betraf der Angriff nicht die sensiblen Bereiche, wie die Intensivstationen, sodass es zu keinem tödlichen Vorfall gekommen ist. Wie einfach ein Zugriff auf vermeintlich sichere Systeme sein kann und wie sorglos mit den eigenen Daten umgegangen wird, zeigte im nächsten Vortrag der Geschäftsführer der AWARE 7 GmbH, Herr Matteo Cagnazzo. Smart Home ist eine Erleichterung für viele Menschen. Doch wenn man die vernetzten Gerätschaften nur mit dem Auslieferungspasswort schützt, so braucht man keine Fachkenntnisse, um in das kaum gesicherte Netzwerk einzudringen. Das Fotografieren und Posten von Flugtickets ist für viele Menschen mittlerweile zur Normalität geworden. Unter dem Hashtag #boardingpass findet man in einem sozialen Netzwerk aktuell 109.000 Beiträge. Welche sensiblen Informationen aber auf den Tickets sind, wissen anscheinend viele Menschen nicht. Beispielsweise zeigte Herr Cagnazzo auf, wie er mithilfe eines Boardingpasses Name, Adresse und Flugnummer eines Passagiers herausfinden konnte. Hätte er es auf die Spitze getrieben, wäre eine Flugumbuchung mit einem Klick erledigt gewesen. Zu guter Letzt zeigte er den Anwesenden, wie er sich selbst über ein sogenanntes Softphone mit der Telefonnummer 0208/110 anrief. Dazu nutzte er lediglich ein Computerprogramm, genauso wie es die Trickbetrüger als falsche Polizeibeamte machen. Dr. Christian Endreß, Geschäftsführer der ASW NRW und Peter Speckbruck, Sprecher der RWE Konzernsicherheit zeigten in den letzten beiden Vorträgen auf, wie sich die Wirtschaft vor Cyberangriffen schützen kann und wie eine stabile Stromversorgung gewährleistet wird. In einer abschließenden Diskussionsrunde stellten der Leiter der Feuerwehr Essen, Ulrich Bogdahn, der Leiter der Direktion Gefahrenabwehr und Einsatz, Herr Detlef Köbbel und Herr Dennis Bohnen von den Johannitern Essen ihre Möglichkeiten vor, wie die Behörden auf solche möglichen Szenarien reagieren. Dazu planen und üben die Behörden immer wieder eng miteinander diese Ausnahmesituationen. Auch wenn die Gefahr eines längeren und flächendeckenden Stromausfalls gering ist, sollten Behörden und Gesellschaft für den Notfall gewappnet sein.
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