POL-BI: Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Bielefeld und der Polizei Bielefeld: Durchbruch im Cold Case Strohmidel
Bielefeld (ots)
SI / Bielefeld / Oldentrup - Ein DNA-Treffer führte am Dienstag, 08.04.2025, zur Festnahme eines tatverdächtigen Mannes. Für die Beamten der Ermittlungsgruppe Cold Cases besiegelt dies den erfolgreichen Ausgang jahrelanger Arbeit.
Das Ermittlungsteam hatte den Mordfall aus dem Jahr 1994 neu aufgenommen und die Ermittlungen in akribischer Arbeit weiter fortgeführt. Anhand weiterer Speichelproben und Dank der Möglichkeiten neuester Kriminaltechnik konnten sie den Mann nun identifizieren. Der heute 45-jährige Bielefelder steht im dringenden Verdacht, den Kioskbetreiber Heinz-Georg Strohmidel ermordet zu haben.
"Für mein Team ist diese Festnahme ein großer Erfolg," betont der Leiter der Ermittlungsgruppe, Erster Kriminalhauptkommissar Markus Mertens. "Wir konnten nicht hinnehmen, dass der Täter auf freiem Fuß ist und sich nie für dieses Gewaltverbrechen verantworten musste. Nun haben wir den Tatverdächtigen ermittelt und er muss sich einem juristischen Verfahren stellen. Zumindest bei diesem Cold Case haben wir es geschafft, dass diese Ermittlungsakte in Kürze tatsächlich mit einem guten Gewissen geschlossen werden kann."
Dreh- und Angelpunkt der neueren Ermittlungen war ein Arbeitshandschuh, den vermutlich der Täter am Tatort verloren hatte. Anzunehmen ist, dass der Mann den Handschuh trug, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Zu jener Zeit konnte er nicht ahnen, dass Jahre später genau dieser Handschuh zu seiner Identifizierung beitragen würde. Denn im Handschuh fanden die Analysten eines privaten Institutes für forensische Molekulargenetik kleinste Hautpartikel. Die DNA des "Spurenlegers" konnte somit entschlüsselt, jedoch zunächst noch keiner Person zugeordnet werden.
Ein Aufruf an die Öffentlichkeit über regionale und überregionale Medien ergab Hinweise auf einen weiteren Personenkreis, der unter Umständen mit dem Handschuh in Verbindung gebracht werden konnte.
Der entscheidende Schritt in Richtung des Täters gelang aber letztlich durch eine Recherchearbeit in der Einwohnermeldedatei. Die EG Cold Case suchte dort nach männlichen Personen, die im Jahr 1994 im Postleitzahlengebiet "33719" gemeldet waren und über die Initialen M. T. verfügten. Zudem wurde das mutmaßliche Alter des möglichen Täters (zwischen 14 und 60 Jahre) zugrunde gelegt.
Im Rahmen einer umfangreichen Reihen-DNA-Analyse, unter anderem auch in diesem Personenkreis, bat die EG Cold Case in mehreren Schritten weit über 200 Personen um Abgabe von Speichelproben. In einem Fall stellten die von den Ermittlern mit der Untersuchung beauftragten Wissenschaftler des Institutes eine Auffälligkeit fest. Eine mögliche nahe Verwandtschaft des noch unbekannten "Spurenlegers" zu dieser Person konnte nicht ausgeschlossen werden. Nun galt es, die DNA weiterer Familienangehörigen zu erheben. Tatsächlich landeten die Ermittler damit einen Treffer.
"Die Aufklärung dieses Altfalls zeigt, wie zielführend unsere kleinteiligen Ermittlungsarbeiten und moderne Kriminaltechnik sein können", stellte Markus Mertens fest. "Mit großer Ausdauer und Leidenschaft hat mein Ermittlerteam über Monate die Akten gewälzt, Zeugen befragt und die DNA-Reihenuntersuchung vorangetrieben."
Der damals 15-jährige Bielefelder ist nun Beschuldigter in einem Strafverfahren wegen Mordes. Aufgrund seines Alters zur Tatzeit wird das Verfahren nach dem Jugendstrafrecht geführt.
Leitender Kriminaldirektor Wolfgang Niewald als Leiter der Direktion Kriminalität: "Dass wir in diesem Cold Cases einen Tatverdächtigen ermitteln konnten, ist für uns Antrieb, mit dem gleich hohen Engagement die Betrachtung der anderen Altfälle fortzuführen, um doch noch Antworten für die Angehörigen der Opfer zu finden. Durch die Klärung konnten wir nicht nur den Hinterbliebenen Gewissheit geben, sondern auch das Signal senden, dass wir selbst nach Jahren Tatverdächtige überführen können."
Erste Meldung:
14.02.2025, 14:07 Uhr https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12522/5971363
Zweite Meldung:
28.02.2026, 08:45 Uhr https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12522/5980859
Zum Hintergrund:
Im Oktober 2023 ist die Ermittlungsgruppe Cold Case beim Polizeipräsidium Bielefeld gegründet worden und erhält Unterstützung durch erfahrene Ermittler der ostwestfälischen Kreispolizeibehörden. Sie beschäftigt sich in ganz Ostwestfalen mit etwa 42 alten Kriminalfällen ehemaliger Mordkommissionen. Damit kein Mord unaufgeklärt bleibt, ist das Thema Cold Case für das Polizeipräsidium Bielefeld von großer Bedeutung und führte zur Einrichtung der Ermittlungsgruppe.
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