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Polizeipräsidium Mittelhessen - Pressestelle Marburg-Biedenkopf

POL-MR: Der Enkeltrick
Immer wieder versuchen es die Betrüger
Polizeipräsidium Mittelhessen warnt

Marburg-Biedenkopf (ots)

Sehr gerne gebe ich den von der Kiminalpolizeilichen Beratung und der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mittelhessen erstellten Beitrag zum Enkeltrick weiter. Der Enkeltrick ist neben dem Schockanruf und den Anrufen falscher Polizeibeamter eine der häufigsten angewandten Maschen der Betrüger am Telefon. Seit geraumer Zeit kombinieren die Betrüger die Maschen sogar miteinander.

"Nur wer Arbeitsweisen der Betrüger kennt, kann sich schützen und wir nicht deren Opfer! Egal welche Geschichte am Telefon erzählt wird -sie mündet in der Bitte um Geld. Als oberster Grundsatz gilt: Sofort auflegen, wenn es am Telefon ums Geld geht."

Martin Ahlich

Mittelhessen

"Sowas kann mir nicht passieren, wie können die Leute denn immer noch darauf reinfallen?" Denken Sie das auch, wenn Sie mal wieder in der Presse gelesen haben, dass erneut ein Senior Opfer dieser Straftat wurde? Das dachten die Opfer auch. Die Täter gehen jedoch äußerst geschickt vor. Sie überlisten ihre Opfer, schüchtern sie am Telefon ein, geben ihnen keine Zeit zum Nachdenken, nutzen ihre Hilfsbereitschaft aus und setzten sie häufig stark unter Druck. Immer wieder teilen die Opfer bei der Polizei später mit, dass sie die Masche der Täter kannten aber im Laufe des Telefongespräches dann doch überzeugt wurden, dass ein echter Verwandter am Telefon ist. Viele solcher Anrufe werden der Polizei in den vier Landkreisen Wetterau, Lahn-Dill, Marburg-Biedenkopf und Gießen fast täglich gemeldet. Erst Ende letzter Woche hatten es die Betrüger unter anderem in Gießen, Butzbach, Ebsdorfergrund und in Dillenburg versucht. In allen Fällen meldete sich ein angeblicher Neffe oder ein Enkel. Oftmals begann das Gespräch mit den Worten: "Rate mal wer dran ist" oder "Hallo ich bin es" Glücklicherweise kamen die Betrüger nicht an Ihr Ziel und es blieb, da die Angerufenen misstrauisch wurden, beim Versuch. Dies war leider in den letzten Wochen und Monaten nicht immer so. "Unbewusst kommt vom Opfer oftmals direkt eine Reaktion, indem es den Namen nennt, mit dessen Stimme es den Anrufer in Verbindung bringt. Und schon hat der Täter seine erste Information.", so Sylvia Jacob, kriminalpolizeiliche Beraterin des Polizeipräsidiums Mittelhessen. "Durch eine geschickte Gesprächsführung gelingt es den Tätern auf diese Weise, immer weitere Informationen aus dem Opfer "herauszuholen". Da reicht schon die Frage: "Bist du alleine zu Hause?" Kommt nun die Antwort des Opfers: "Aber du weißt doch, Oma ist immer alleine, wer soll denn schon hier sein?" weiß der Täter, dass er der Enkel des Opfers ist und das Opfer alleine lebt. Das Opfer ist später überzeugt davon, dass der Täter viele private Details aus dem Leben des Opfers kannte, ist sich aber nicht bewusst, dass diese Informationen vom Opfer selbst stammen.", ergänzte Sylvia Jacob. Im Verlaufe des Gespräches berichtet der Täter nun über eine Notsituation, in welcher er sich gerade befindet. Das kann zum Beispiel ein Verkehrsunfall sein, ein Krankenhausaufenthalt oder eine wichtige Bezahlung, die er leisten muss. Ziel des Täters ist es, dem Opfer zu suggerieren, dass er momentan dringend einen bestimmten Geldbetrag benötigt. Er bittet das Opfer nun, ihm kurzfristig auszuhelfen. Das Geld bekommt das Opfer selbstverständlich zeitnah zurück. Immer bittet der Täter auch darum, dass das Opfer mit niemanden darüber spricht. Die anderen Verwandten sollen bitte nichts von der "Notsituation" des Täters mitbekommen, da diese dem Täter ja so peinlich ist. Aus bestimmten Gründen kann der Täter nicht persönlich zum Opfer nach Hause kommen, um das Geld abzuholen. Ein guter Freund wird das für den Täter übernehmen. Das Opfer kann diesem Freund auf jeden Fall vertrauen und ihm das Geld für seinen Enkel übergeben. Und schon ist es geschehen. Im guten Glauben, dem Enkel etwas Gutes zu tun und ihm in einer schwierigen Lage beizustehen, übergibt das Opfer das Geld. Häufig mehrere Tausend Euro! Aber woher kennt der Täter die Telefonnummer und die Adresse des Opfers? Aus dem Telefonbuch! Die Täter suchen in den Telefonbüchern nach Eintragungen mit altdeutschen Vornamen. Steht dort zum Beispiel eine Hildegard Müller als Eintrag, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Hildegard lebensälter ist. Anders als vielleicht eine Jennifer Müller. Zumeist steht auch noch die komplette Anschrift dabei und schon hat der Täter sein Opfer im Visier. Was kann man tun, um nicht Opfer dieser Masche zu werden?

   - Überprüfen Sie Ihren Telefonbucheintrag, steht dort der 
     komplette Vorname, Nachname und Ihre Anschrift? Ändern Sie dies 
     um und nennen Sie nur den Anfangsbuchstaben des Vornamens und 
     keine Nennung des Straßennamens (z. B. H. Müller, Musterstadt)
   - Vorsicht bei Ihnen nicht bekannten Rufnummern. Überlegen Sie, ob
     Sie das Gespräch tatsächlich annehmen müssen, lassen Sie (wenn 
     vorhanden) zunächst den Anrufbeantworter angehen
   - Überlegen Sie sich einen männlichen und einen weiblichen 
     Vornamen, den es in Ihrem Verwandten-und Bekanntenkreis nicht 
     gibt, sollte ein Gespräch wie oben geschildert beginnen, nennen 
     Sie den erfundenen Namen! Geht der Täter darauf ein, wissen Sie 
     sofort, dass es sich um einen Betrüger handelt. Beenden Sie das 
     Gespräch sofort und lassen Sie sich nicht auf ein weiteres 
     Gespräch ein!
   - Überlegen Sie bei Geldforderungen immer: Würde der angebliche 
     Verwandte/Bekannte Sie wirklich am Telefon um eine so hohe Summe
     bitten?
   - Ziehen Sie eine Vertrauensperson hinzu, bevor Sie irgendetwas 
     veranlassen
   - Gehen Sie niemals auf Geldforderungen am Telefon ein
   - Übergeben Sie niemals Geld an Ihnen nicht bekannte Personen
   - Informieren Sie sofort die Polizei, wenn ein oben geschilderter 
     Anruf bei Ihnen eingegangen ist, auch wenn Sie das Gespräch 
     beendet haben
   - Schämen Sie sich nicht, wenn Sie Opfer dieser Masche geworden 
     sind, zeigen Sie den Betrug umgehend bei der Polizei an, nicht 
     Sie müssen sich schämen, sondern die Täter!

Weitere wertvolle Tipps und Informationen finden Sie im Internet unter www.polizei-beratung.de oder fragen Sie bei Ihrer Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle nach!

Sylvia Jacob

Kriminalpolizeiliche Beraterin für den Wetteraukreis

Jörg Reinemer

Pressesprecher

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Mittelhessen
Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Raiffeisenstraße 1
35043 Marburg
Telefon: 06421-406 120

E-Mail: pressestelle-marburg.ppmh@polizei.hessen.de
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