POL-HL: Polizeidirektion Lübeck-Hauptzollamt Kiel-Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt
20-jähriges Bestehen der Gemeinsamen Fahndungsgruppe Schengen Süd sowie des Gemeinsamen Ermittlungsbüros
Lübeck (ots)
Gemeinsame Medieninformation der Polizeidirektion Lübeck, des Hauptzollamtes Kiel sowie der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt:
Als Ausgleichsmaßnahmen für den Wegfall der Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Dänemark im Rahmen des Schengener Durchführungsübereinkommens wurden im Jahr 2003 die Gemeinsame Fahndungsgruppe Schengen (GFGS) mit Sitz beim Polizei-Autobahn-und Bezirksrevier Scharbeutz sowie das Gemeinsame Ermittlungsbüro (GErmBü) in Puttgarden mit dem Ziel der grenzüberschreitenden Kriminalitätsbekämpfung gegründet.
Das zwanzigjährige Jubiläum wurde am heutigen Dienstag (23.05.) auf dem Gelände des Polizei-Autobahn-und Bezirksrevieres Scharbeutz mit Gästen und Angehörigen von GFGS und GErmBü gefeiert. Höhepunkt war die Unterzeichnung der aktualisierten Kooperationsvereinbarung zwischen Polizei, Zoll und Bundespolizei.
Am heutigen Vormittag trafen sich die Behördenleiter der Polizeidirektion Lübeck, Herr Leitender Polizeidirektor Norbert Trabs, der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt, Herr Präsident Horst Kriesamer sowie des Hauptzollamtes Kiel, Herr Leitender Regierungsdirektor Robert Dütsch, um einerseits die Fortführung der Vereinbarung über die vor 20 Jahren eingerichteten GFGS und GErmBü zu unterzeichnen und andererseits den damit verbundenen Sicherheitsgewinn für die Grenzregion als oberstes Ziel zu würdigen. Als wichtige Partner der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit waren auch Repräsentanten der dänischen Polizei und des dänischen Zolls anwesend.
Der Zuständigkeitsbereich der GFGS, unter der Leitung von Polizeihauptkommissar Michael Janke, reicht von Puttgarden auf Fehmarn bis Lübeck. Gemeinsam mit seinen Kollegen (3 x Hauptzollamt Kiel, 4 x Bundespolizeiinspektion Kiel, 7 x Polizeidirektion Lübeck) bekämpft er die grenzüberschreitende Kriminalität mit operativen Maßnahmen in den Deliktsschwerpunkten Schleusung, Betäubungsmittelkriminalität, Urkundenfälschung und Kraftfahrzeugverschiebung. In stichprobenartigen Kontrollen, insbesondere auf der sogenannten Vogelfluglinie, haben Janke und sein Team während der vergangenen zwei Jahrzehnte spektakuläre Feststellungen getroffen. Die daraus resultierenden, strafrechtlichen Ermittlungen werden durch das GErmBü in Puttgarden geführt. Dieses setzte sich anfänglich aus Beamten der Bundes- und Landespolizei zusammen und wurde ab 2003 bzw. 2005 durch die dänische Polizei sowie den dänischen und deutschen Zoll komplettiert. Geleitet wird das Ermittlungsbüro durch Polizeihauptkommissar Mirko Strunge (Bundespolizei).
Im Deliktsbereich der unerlaubten Einreise konnten durch konsequente Kontrollen über 800 Schleusungen unterbunden und beinahe 13.000 unerlaubt Eingereiste festgestellt werden. In einem Fall im Jahr 2009 wurde ein Sprinter gestoppt, auf dessen kleiner Ladefläche sich über viele Stunden insgesamt 21 irakische Staatsangehörige ungesichert und unter menschenunwürdigen Bedingungen aufhielten. Ziel war die Einreise nach Skandinavien.
In einem anderen Verfahren wurde gegen den Betreiber einer Reinigungsfirma wegen des Verdachts des Menschenhandels zum Zwecke der Ausbeutung durch Arbeit ermittelt. Beamte des Hauptzollamtes Kiel hatten im Sommer 2010 Reinigungskräfte eines Grömitzer Hotels kontrolliert und Angestellte mit gefälschten bulgarischen und rumänischen Pässen angetroffen, welche unerlaubt beschäftigt waren. Observationsmaßnahmen führten anschließend zu umfangreichen Ermittlungen des GErmBü im In- und Ausland.
In Bezug auf die Kfz.-Kriminalität gelang es den Beamten der GFGS während der vergangenen zwei Jahrzehnte zirka 75 hochwertige PKW als gestohlen oder unterschlagen zu identifizieren und diese sicherzustellen. Die Tatverdächtigen wurden in anschließenden Gerichtsverfahren teilweise zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Wiederkehrend beschlagnahmten die Beamten größere Mengen Betäubungsmittel wie Haschisch, Heroin, Kokain oder Khat, die mitunter fachmännisch in den Transportfahrzeugen verbaut, jedoch mithilfe von Drogenspürhunden sowie mobilen Röntgenanlagen entdeckt wurden. Nennenswert ist hier insbesondere der Fund von zehn Litern Amphetaminöl mit einem Marktwert von über 300.000 Euro während einer Fahrzeugkontrolle im Juli 2022 auf dem Rastplatz Damlos der Autobahn 1. Fahrzeugführer des PKW Audi A6 mit schwedischem Kennzeichen war ein irakischer Staatsangehöriger mit schwedischem Aufenthaltstitel, der das flüssige Betäubungsmittel in zwei herkömmlichen Reservekanistern unter einer Wolldecke versteckt hatte. Der Mann wurde festgenommen. Die Gerichtsverhandlung steht noch aus.
Im Jahr 2011 erregte die Entdeckung von zehn kleinen Kaimanen während einer Fahrzeugüberprüfung am Fährhafen von Puttgarden Aufsehen. Die Krokodile waren lebend in einer Styroporkiste im Kofferraum eines VW Lupo deponiert und zuvor auf einem öffentlichen Parkplatz in Hannover erworben worden, sodass der Verdacht des Verstoßes gegen das Washingtoner Artenschutzübereinkommen bestand. Die Tiere wurden später dem Zoo Kopenhagen übergeben, in dem eine artgerechte Haltung gewährleistet war.
Die Direktionsleiter waren sich einig, dass die guten Ergebnisse der Arbeit die Notwendigkeit in der Fortsetzung der Kooperation belegen und nur gemeinsam für eine verlässliche Sicherheit im Grenzgebiet gesorgt werden kann:
"Die Kooperation zwischen Landes- und Bundespolizei sowie dem Zoll zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität ist ein Erfolgsmodell. Was vor 20 Jahren mit einem einjährigen Probelauf begann, hat sich insbesondere für die Grenzregion als wertvoller und unverzichtbarer Sicherheitsgewinn erwiesen. Daher ist die Fortführung unserer Kooperation auf Grundlage der aktualisierten Kooperationsvereinbarung eine gute Investition in die Sicherheit. Im Mittelpunkt steht dabei die praktizierte Zusammenarbeit und Zusammenführung der unterschiedlichen Kompetenzen und Möglichkeiten der beteiligten Partner" resümiert Norbert Trabs, Leitender Polizeidirektor der Polizeidirektion Lübeck.
Horst Kriesamer, Präsident der Bundespolizeidirektion Kiel, ergänzt: "... mit Blick auf die zu erwartende Entwicklung des grenzüberschreitenden Verkehrs nach und von Skandinavien über die neue Fehmarnbelt-Querung wird die Gemeinsame Fahndungsgruppe auch in Zukunft gefordert sein. Sicherheitsbehördenübergreifende Einrichtungen wie diese sind ein starkes Mittel, um der grenzüberschreitenden Kriminalität zu begegnen."
Der Leitende Regierungsdirektor Robert Dütsch vom Hauptzollamt Kiel erklärt: "Die gebündelten Kompetenzen von drei Behörden in einer gemeinsamen Fahndungsgruppe haben sich in der Vergangenheit als sehr effektiv für die Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität herausgestellt, deshalb halten wir auch für die Zukunft an der gemeinsamen Fahndungsgruppe fest."
Foto: Polizei freigegeben
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