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Polizeipräsidium Nordhessen - Kassel

POL-KS: Durchsuchung im Werra-Meißner-Kreis wegen gewerbsmäßigen Betruges; 64-Jähriger in Untersuchungshaft; Zeugen gesucht

Kassel (ots)

Gemeinsame Presseveröffentlichung der Staatsanwaltschaft Kassel und des Polizeipräsidiums Nordhessen

Werra-Meißner-Kreis: In einem bei der Staatsanwaltschaft Kassel geführten Ermittlungsverfahren wegen gewerbsmäßigen Betruges in mehreren Fällen wurden am heutigen Dienstag im Werra-Meißner-Kreis und in Lübeck auf richterliche Anordnung mehrere Objekte durchsucht und der 64-jährige Hauptbeschuldigte in Untersuchungshaft genommen.

Dringender Tatverdacht des Lovescammings

Das Ermittlungsverfahren richtet sich vornehmlich gegen einen 64-jährigen Mann aus dem Werra-Meißner-Kreis wegen des Verdachts des vierfachen gewerbsmäßigen Betruges und ferner gegen einen 44-jährigen Mann aus Lübeck und eine 51-jährige Frau aus dem Werra-Meißner-Kreis wegen möglicher Beteiligung hieran. Die polizeilichen Ermittlungen gegen die Tatverdächtigen werden beim für Betrugsdelikte zuständigen Kommissariat 23/24 der Kasseler Polizei geführt.

Der 64-Jährige steht im dringenden Verdacht, im Januar 2020 die Geschädigte anlässlich einer Zufallsbegegnung angesprochen und bei ihr im Laufe der darauffolgenden Monate gezielt die Hoffnung auf eine amouröse Beziehung und ein gemeinsames Zusammenleben geweckt zu haben, um hieraus finanziell Kapital zu schlagen (Fallkonstellation des sog. Lovescammings). In der Zeit vom März 2020 bis März 2021 soll er der Geschädigten vier Notsituationen vorgetäuscht haben, die dazu führten, dass die Geschädigte dem Beschuldigten einen insgesamt sechsstelligen Eurobetrag überlassen haben soll. In einem Fall soll der Beschuldigte vorgetäuscht haben, sich aufgrund eines Herzinfarktes in der Charité in Berlin befunden zu haben und für die Behandlung in einer Spezialklinik in der Schweiz Geld zu benötigen. Auch in der Folgezeit soll der Beschuldigte die Legende einer lebensnotwendigen Operation in der Schweizer Spezialklinik aufrechterhalten und zur Beteuerung seines angeblichen Rückzahlungswillens von einer Erbschaft in den USA über 17 Milliarden Dollar, über die er wegen Problemen mit dem Finanzamt nicht verfügen könne, berichtet haben. Später soll der Beschuldigte vorgegeben haben, an Lungenkrebs erkrankt zu sein und für die Behandlung und anschließende Kur in der Schweiz weitere finanzielle Mittel zu benötigen.

Durchsuchung und Untersuchungshaft

Die Staatsanwaltschaft Kassel erwirkte am gestrigen Tag vor dem zuständigen Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Kassel die zur weiteren Aufklärung und Sicherung des staatlichen Strafanspruchs erforderlichen Beschlüsse. Antragsgemäß wurde die Durchsuchung der Wohnräume der Beschuldigten im Werra-Meißner-Kreis und Lübeck wie auch die Untersuchungshaft gegen den 64-jährigen Beschuldigten angeordnet.

Am heutigen Tag wurden die amtsgerichtliche Beschlüsse durch Kriminalbeamte der Kasseler und der Lübecker Polizei vollzogen; der 64-Jährige konnte an seinem Wohnsitz festgenommen werden und wird nun dem zuständigen Haftrichter vorgeführt. Außerdem stellten die Ermittler umfangreiche Datenträger und schriftliche Unterlagen sicher, die es nunmehr von den Ermittlungsbehörden zu sichten und auszuwerten gilt. Zudem wurde der hochwertige SUV des Beschuldigten beschlagnahmt.

Zeugenaufruf

Den bisher durchgeführten Ermittlungen sind Anhaltspunkte zu entnehmen, dass der heute 64-jährige Beschuldigte möglicherweise noch weitere Personen geschädigt haben könnte.

Vor diesem Hintergrund werden Zeugen gesucht, die in den Jahren 2019 bis 2022 Kontakt zu einem charismatischen, circa 60-jährigen Mann aus dem Werra-Meißner-Kreis unterhalten und diesem Geldmittel zur Verfügung gestellt haben oder vorhatten, dies zu tun.

Der Kontakt dürfte - anders als in vergleichbaren Fällen üblich - hier gerade nicht über das Internet und die sozialen Medien aufgenommen und unterhalten worden sein, sondern noch - der sog. "alten Schule" entsprechend - persönlich. Als Kontaktraum kommt der Werra-Meißner-Kreis in Frage mit Schwerpunkt in und um Großalmerode, möglicherweise auch Kassel. Kennzeichnend für die Kommunikation des Beschuldigten ist dessen Behauptung, dass dieser in den U.S.A. Millionen oder Milliarden geerbt habe, möglicherweise auch, dass er eine Ranch in Texas geerbt habe bzw. Inhaber eines Autohauses in den U.S.A. sei. Sollten Zeugen diese Erfahrung gemacht haben und zusätzlich von dem Mann zu finanziellen Transaktionen (Überweisungen und Bargeldgeschäfte) veranlasst worden sein, sei es beispielsweise

   - im Zusammenhang mit Erwerb eines Testwagens der Oberklasse z.B. 
     Audi, der anschließend nicht geliefert wurde,
   - zur Finanzierung von medizinischen Behandlungen des Mannes (z.B.
     Herz- oder Krebserkrankung) oder
   - im Zusammenhang mit der Abwicklung oder Vermittlung von 
     Geschäften, z.B. Immobiliengeschäften,

werden diese gebeten, sich unter der Telefonnummer 0561 - 9100 bei dem Polizeipräsidium Nordhessen zu melden.

Andreas Thöne, Pressesprecher Staatsanwaltschaft Kassel, Tel. 0561 - 912 2653 Matthias Mänz, Pressesprecher Polizeipräsidium Nordhessen, Tel. 0561 - 910 1020

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Nordhessen
Grüner Weg 33
34117 Kassel
Pressestelle

Telefon: +49 561 910 1020 bis 23
Fax: +49 611 32766 1010
E-Mail: poea.ppnh@polizei.hessen.de

Außerhalb der Regelarbeitszeit
Polizeiführer vom Dienst (PvD)
Telefon: +49 561-910-0
E-Mail: ppnh@polizei.hessen.de

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