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POL-DA: Südhessen/Darmstadt: Die Polizeiliche Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Südhessen 2022 - In Südhessen lässt es sich sicher leben

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Südhessen/Darmstadt (ots)

Die Polizeiliche Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Südhessen 2022 - In Südhessen lässt es sich sicher leben

   - Südhessen ist das fünfte Jahr in Folge sicherste Region in 
     Hessen
   - hohes Sicherheitsniveau
   - konstant gute Aufklärungsquote seit 10 Jahren
   - Wohnungseinbruch und Straßenkriminalität innerhalb der letzten 
     20 Jahre halbiert
   - weiterer Anstieg der Rohheitsdelikte
   - tätliche Angriffe auf Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte nehmen
     weiter deutlich zu

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ist seit zwei Jahren erstmals wieder ohne größere Corona-Einflüsse entstanden. Ein direkter Zahlenvergleich mit dem Vorjahr ist daher nur bedingt aussagekräftig. Der Langzeitvergleich ist demzufolge ein wichtiger Gradmesser, wie sich Kriminalität, aber auch Gesellschaft entwickelt haben. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass durch die Corona-Pandemie positiv beeinflusste Deliktsbereiche in 2022, aufgrund der Rückkehr zum öffentlichen Leben und damit verbunden auch mehr Tatmöglichkeiten, eine Steigerung erfahren haben. Delikte, die hingegen in Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Miteinander stehen, verzeichnen, wie bereits in den letzten Jahren, weiterhin einen Anstieg, unabhängig von der Pandemie. Dies zusammen führte zu einem Anstieg der Fallzahlen im Gesamten.

Die polizeilich registrierten Straftaten sind nach fünf Jahren in 2022 erstmals wieder von einem niedrigen Kriminalitätsniveau angestiegen. Der sehr deutliche Rückgang der Straftaten und die damit gleichzeitig gestiegene Aufklärungsquote in den von der Pandemie beeinflussten Jahren wirkten sich in 2022 noch einmal verstärkt auf den Anstieg der Fallzahlen und den Rückgang der Aufklärungsquote aus.

Blendet man die beiden Corona-Jahre aus, so ist mit 44.084 registrierten Fällen lediglich ein moderater Anstieg von 5,3 % im Vergleich zu 2019 zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote von 63,2 % ist konstant zum Vor-Pandemie-Niveau. Südhessen liegt im Vergleich insgesamt im Landestrend. Überall sind nach den Pandemiejahren wieder steigende Fallzahlen zu verzeichnen.

"Betrachtet man die Kriminalitätsentwicklung der letzten Jahre, so ist festzustellen, dass Südhessen insgesamt eine gute Sicherheitsbilanz vorweisen kann. Besonders erfreulich ist, dass Südhessen erneut, und das bereits das fünfte Mal in Folge, sicherste Region in dem im bundesweiten Vergleich ohnehin sehr sicheren Hessen ist. Darmstadt konnte sich erneut an der Spitze der kreisfreien Städte behaupten. Konkret heißt das, dass die Kriminalitätsbelastung insgesamt in Südhessen so gering ist, wie nirgends anders in Hessen. Das zeigt, unabhängig von den Fallzahlen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger in Südhessen weiterhin sicher fühlen können", so Polizeipräsident Björn Gutzeit.

Die Kriminalitätsbelastung, gemessen an der Häufigkeitszahl (HZ), die die Anzahl an Straftaten pro 100.000 Einwohner innerhalb eines Jahres angibt, beträgt 4.004. Der Anstieg der Häufigkeitszahl im Vergleich zum Vorjahr korrespondiert mit dem allgemeinen Fallzahlenanstieg. Eine Häufigkeitszahl von 4.004 bedeutet daher weiterhin, dass die Kriminalitätsbelastung niedrig ist.

"Während vor 20 Jahren nicht einmal die Hälfte der Straftaten geklärt werden konnte, können wir bereits seit 10 Jahren auf eine Aufklärungsquote von über 60 % blicken. Vergleicht man die Fallzahlen mit denen von vor 20 Jahren, so ist eine deutliche Reduzierung von 18,3 % zu verzeichnen. Das heißt, wir haben deutlich über ¼ weniger Straftaten als 2004, verbunden mit einer deutlich besseren Aufklärungsquote. Wir können daher auf eine positive Gesamtentwicklung blicken. Diese Entwicklung ist nur durch gute Polizeiarbeit in Verbindung mit guten Rahmenbedingungen, sowohl im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung als auch mit passgenauer Prävention möglich. Für die dafür geleistete Arbeit bedanke ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die täglich rund um die Uhr für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in Südhessen unterwegs sind", so Polizeipräsident Björn Gutzeit zur Entwicklung der Kriminalität innerhalb der letzten 20 Jahre.

Wohnungseinbruch und Straßenkriminalität

Der Anstieg von Wohnungseinbrüchen und Straßenkriminalität, deren Fallzahlen sich in 2021 auf historischem Tiefstand befanden, erklärt sich insbesondere durch den Wegfall der pandemiebedingten Einschränkungen und der Rückkehr zum öffentlichen Leben, wodurch wieder mehr Tatgelegenheiten vorhanden waren. "Durch den direkten Vergleich zum Vorjahr entsteht bei diesen beiden Delikten möglicherweise ein falscher Eindruck. Der Langzeitvergleich zeigt deutlich, wie hoch die Fallzahlen noch vor einigen Jahren waren und wo wir jetzt stehen", sagte Polizeipräsident Björn Gutzeit.

Im Vergleich zu 2017, das mit 1.258 Fällen das Jahr mit den meisten Einbrüchen der letzten 20 Jahre war, haben Einbrüche um 46 % auf 680 Fälle abgenommen. Blendet man die beiden Pandemiejahre aus, die die Tatmöglichkeiten deutlich reduziert haben, so haben wir ¼ weniger Einbrüche als 2019. Parallel dazu ist der Anteil an Versuchen gestiegen und liegt bei 44 %. Das heißt in 44 % aller Fälle gelang es Einbrechern nicht, in die Wohnräume zu gelangen oder Wertsachen zu entwenden. Hier zahlen sich gute Objektsicherungen und Präventionsmaßnahmen aus.

Ein ähnliches Bild zeigt auch die Entwicklung der Straßenkriminalität. Durch intensive Kontrollmaßnahmen und mehr Präsenz im öffentlichen Raum konnte die Straßenkriminalität in Südhessen in den letzten 20 Jahren um mehr als die Hälfte (- 54,2 %) reduziert werden. Besonders erfreulich ist, dass sowohl der Straßenraub als auch der einfache Diebstahl aus Fahrzeugen (625 Fälle, - 7 %) in den letzten Jahren abgenommen haben. Mit 90 Fällen in ganz Südhessen und einer Spitzenaufklärungsquote von 73,3 % verzeichnet der Straßenraub die besten Werte in den letzten sechs Jahren. Gerade im ersten Corona-Jahr waren die Werte auf einen Höchststand von 134 Taten angestiegen. Dies insbesondere, weil durch pandemiebedingte Einschränkungen andere Tatgelegenheiten, wie zum Beispiel Diebstahlsmöglichkeiten, ausblieben.

Fast halbiert haben sich auch die Fallzahlen des schweren Diebstahls aus Fahrzeugen. Die Fallzahlen nahmen von 1.243 Fällen in 2017 um 48,3 % auf 643 ab.

"Die Bekämpfung der Straßenkriminalität und des Wohnungseinbruchs wird auch weiterhin im besonderen Fokus der südhessischen Polizei stehen. Bereits zu Beginn meiner Amtszeit habe ich deutlich gemacht, dass die Bekämpfung der beiden Delikte, insbesondere durch regelmäßige und auch direktionsübergreifende Kontrollmaßnahmen, weiterhin eine hohe Priorität in unserer polizeilichen Arbeit darstellen muss und noch intensiviert wird. Gerade die Sicherheit im öffentlichen Raum ist für die Bürgerinnen und Bürger von besonderer Bedeutung. Ihr Sicherheitsempfinden ist dabei maßgeblich, unabhängig von der tatsächlichen Kriminalität.

Die wohl mittlerweile allen bekannte bundesweit einmalige Sicherheitsinitiative KOMPASS (KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel), deren Ziel es ist, den öffentlichen Raum noch sicherer zu machen, ist eine dieser Maßnahmen. Es freut mich ganz besonders, dass mit aktuell 34 teilnehmenden Kommunen nahezu die Hälfte aller 72 Kommunen in Südhessen bereits an KOMPASS teilnehmen. Weitere 16 haben bereits ihr Interesse bekundet", so der südhessische Polizeipräsident.

Eine besondere Rolle, in Bezug auf Sicherheit im öffentlichen Raum, haben auch die Schutzfrau und der Schutzmann vor Ort, die als direkte Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in den Kommunen zur Verfügung stehen. Sie sind ein Bindeglied zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen und Polizei. Mit dem erfolgten Personalaufwuchs konnte ihre Zahl verstärkt werden und es stehen in Südhessen beachtliche 33 Schutzfrauen und Schutzmänner den Bürgerinnen und Bürgern in nahezu allen KOMPASS-Kommunen und auch weiteren Kommunen zur Verfügung. Diese Zahl wird noch weiterwachsen und zeigt, wie wichtig die Nähe und der direkte Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern ist.

Zudem bietet das vom hessischen Innenministerium eingeführte "Sicherheitsportal Hessen" (www.sicherheitsportal.hessen.de) für die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Anliegen einfach, direkt und online mitzuteilen. "Mitteilungen an die Polizei sind für eine gute und bürgernahe Polizeiarbeit sehr wichtig. Dies machen die Menschen in dieser Region vorbildlich. Dafür gilt Ihnen mein außerordentlicher Dank und die Bitte, hierbei nicht nachzulassen", so der Polizeipräsident ergänzend.

Delikte mit pandemieunabhängigem Fallzahlenanstieg

Rohheitsdelikte

Der Negativtrend in der Fallzahlenentwicklung bei den sogenannten Rohheitsdelikten, dazu zählen Körperverletzungsdelikte, Straftaten gegen die persönliche Freiheit und Raubdelikte, setzt sich auch in 2022 weiter fort. Mittlerweile sind 17,5 % aller Straftaten Rohheitsdelikte, 2018 waren es lediglich 13,3 %. Mit 7.701 Straftaten sind die Fallzahlen auf dem höchsten Stand der letzten Jahre. Allein im Vergleich zum Vorjahr erfolgte ein Anstieg von fast 20 %.

Bei den Rohheitsdelikten ist in den letzten Jahren auch vermehrt eine deutliche Respektlosigkeit in den sozialen Medien festzustellen. Auch dieser Trend dauert weiter an und spiegelt sich bei der Fallzahlenentwicklung der Bedrohungstaten wider.

Die Zahl der strafrechtlich relevanten Bedrohungen nimmt seit Jahren stetig zu. Seit 2017 ist mit einer Zunahme von 112 % eine deutliche Steigerung der Fallzahlen von 809 auf 1.717 Taten zu verzeichnen. Im virtuellen Bereich ist der Anstieg durch die Anonymität des Internets noch deutlicher. Hier werden Bedrohungen insbesondere in den sozialen Medien verübt. Die Fallzahlen sind seit 2017 um über 187 % von 64 auf 184 gestiegen.

Auch die Körperverletzungsdelikte haben mit fast 5.000 Taten in 2022 ihren Höchststand erreicht. Nach einem Rückgang von knapp 8 % im Vorjahr, sind sie in 2022 um 21,7 % gestiegen. Die Mehrheit der Fälle sind einfache vorsätzliche Körperverletzungen (3.397 Fälle). Sie sind im Vergleich zum Vorjahr um 23,7 % gestiegen. Schwere Körperverletzungen haben um 15,3 % auf 1.330 Taten zugenommen.

"Die Ursachen für diese anhaltenden Fallzahlenanstiege sind vielschichtig. Sie sind neben einer Erhöhung der Anzeigenbereitschaft in den letzten Jahren im Wesentlichen, auch durch eine spürbare Verrohung der Gesellschaft und mangelnde Respektlosigkeit zu erklären, verstärkt durch mehr Egoismus und einen allgemein raueren Umgangston. Die Polizei kann hier meist nur schlichtend und vermittelnd auf Betroffene einwirken, wenn Konflikte bereits eskaliert sind. Letztlich liegt ein gesamtgesellschaftliches Problem vor, das durch uns alle als Teil dieser Gesellschaft gemeinsam mit den gesellschaftlichen und staatlichen Institutionen angegangen werden muss. Zudem leben wir immer mehr in einer virtuellen beziehungsweise digitalen Welt und verlernen dabei vielleicht ein wenig einen angemessenen Umgang miteinander.

Diese Entwicklung ist leider auch deutlich bei der Gewalt gegen Einsatzkräfte zu verzeichnen. Die steigende Gewaltbereitschaft der letzten Jahre und die negative Einstellung gegenüber der Polizei und staatlichen Handelns allgemein, verbunden mit mangelndem Respekt, lässt sich an den Zahlen deutlich ablesen. Erneut haben die Angriffe und somit auch die Opfer deutlich zugenommen. Das ist weiterhin eine besorgniserregende Entwicklung und auch nicht ansatzweise so zu akzeptieren", so Polizeipräsident Björn Gutzeit.

Mehr Angriffe auf Einsatzkräfte

2022 wurden 513 Polizeibeamtinnen oder Polizeibeamte Opfer einer Straftat. Das sind 294 mehr als noch 2017 und entspricht einer Zunahme von 134 %. Allein von 2021 auf 2022 sind die Opferzahlen um beachtliche 15 % gestiegen. Eine deutliche Zunahme der Opfer ist auch bei Feuerwehr und Rettungsdienst zu verzeichnen. Waren es 2017 insgesamt 4 Opfer, so hat sich ihre Zahl auf 24 versechsfacht. Seit Einführung des sogenannten Schutzparagraphen im Jahr 2017 sind die tätlichen Angriffe auf Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte mit 280 Taten auf Höchststand.   Bei einem Blick auf die ermittelten 270 Tatverdächtigen fällt auf, dass 92 % nicht allein handelten. Hier zeigt sich ganz klar, dass es einen deutlichen Solidarisierungseffekt gibt, sobald die Polizei tätig wird.

Als Vorreiter in Hessen hat das Polizeipräsidium Südhessen bei der Kriminaldirektion ein eigenes Sachgebiet eingerichtet, das in enger Absprache mit der Staatsanwaltschaft Darmstadt entsprechende Verfahren zentral bearbeitet. Ziel ist dabei eine schnelle Abarbeitung, die im besten Fall zu einer Verurteilung führt.

"Dieser negativen Entwicklung muss mit allen Mitteln begegnet werden. Insbesondere müssen die Täter schnell die Konsequenzen für ihr Handeln spüren. Für die gute Zusammenarbeit bedanke ich mich ausdrücklich bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt. Weiterhin begrüße ich die Forderung der Landesregierung nach einer Strafverschärfung von drei auf sechs Monate Mindeststrafe in Zusammenhang mit dem sogenannten Schutzparagraphen. Denn dann ist das Strafmaß nicht mehr in eine Geldstrafe umwandelbar. Zudem ist eine deutlichere Ausschöpfung des Strafrahmens bis zu fünf Jahren wünschenswert, um potentielle Täter frühzeitig abzuschrecken.

Mit der Schutzschleifen-Kampagne zeigt das Hessische Innenministerium nicht nur Solidarität mit den Einsatzkräften, sondern wirbt auch für einen gesellschaftlichen Konsens und eine Kultur des Respekts und der Wertschätzung. Mit dem Tragen der Schleife kann jeder klar Stellung beziehen. Wir als Gesellschaft können es doch nicht akzeptieren, dass Menschen, die zum Helfen kommen, angegriffen werden", betont Polizeipräsident Björn Gutzeit deutlich.

Jugendkriminalität

Mit Sorge blickt der Polizeipräsident auch auf die Jugendkriminalität. Rund 20 % der ermittelten Tatverdächtigen sind unter 21 Jahren. Die Zahl der Straftaten, die von Jugendlichen verübt wurde, ist auf dem höchsten Stand der letzten sechs Jahre. 1.989 aller ermittelten Tatverdächtigen (20.830 Personen) waren zwischen 14 und 18 Jahren. Während der Anteil der straffälligen Heranwachsenden in den letzten fünf Jahren von 9,3 % in 2018 auf 7,3 % in 2022 kontinuierlich zurückging, ist der von Jugendlichen von 7,8 % auf 9,5 % gestiegen. Der von Kindern ist ebenfalls von 2,0 % auf 3,3 % gestiegen.

Bei Körperverletzungsdelikten beträgt der Anteil der unter 21-Jährigen 20 % und ist damit auf Höchststand. 13,7 % der Tatverdächtigen in Zusammenhang mit Widerstandshandlungen waren unter 21 Jahren. Hier wird die Respektlosigkeit gegenüber der Staatsgewalt deutlich.

"Die Polizei arbeitet hier im Rahmen ihrer Zuständigkeiten und Möglichkeiten mit verschiedenen Präventionskonzepten und auch täterorientierten Ermittlungen mit Nachdruck daran, dass diese negative Entwicklung gestoppt wird. Hierbei sind aber vor allem auch gesamtgesellschaftliche Angebote und Maßnahmen gefordert, um eine Straffälligkeit zu verhindern beziehungsweise junge Straftäter von ihrem delinquenten Verhalten abzubringen", so Björn Gutzeit.

Die Polizei in Südhessen befasst sich im Rahmen von Prävention, Intervention, Repression und Aufklärung intensiv mit straffälligen Jugendlichen und Heranwachsenden in den Kommissariaten für täterorientierte Ermittlungen, die auch von der Jugendkoordination der Polizeidirektionen unterstützt werden und setzt sich neben einer internen Optimierung von Arbeitsabläufen auch für die weitere Stärkung der notwendigen behörden- und institutionsübergreifenden Zusammenarbeit ein.

Sexualdelikte

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung haben sich in den letzten sechs Jahren mehr als verdoppelt. Allein im Vergleich zum Vorjahr ist ein Anstieg von über 36 % zu verzeichnen.

Im Vergleich zum Vorjahr haben Sexualdelikte um 35,7 %, sexuelle Belästigungen um 37,6 % und Beleidigungen auf sexueller Grundlage um 45, 2 % zugenommen. Die Zunahme der sexuellen Belästigungen und Beleidigungen sind zum einen durch ein verändertes Anzeigeverhalten in Zusammenhang mit der öffentlichen Thematisierung, zum anderen durch den Rückgang der Corona-Einschränkungen und der Rückkehr zum öffentlichen Leben, verbunden mit mehr Tatgelegenheiten, zu erklären. Der Anstieg der Sexualdelikte resultiert im Wesentlichen aus den Ermittlungen der BAO FOKUS, in der seit Oktober 2020 der Kampf gegen Kindesmissbrauch intensiviert wurde. Das Polizeipräsidium Südhessen ist ein Regionalabschnitt der BAO FOKUS und bearbeitet die südhessischen Fälle.

Nach wie vor ist ein deutlicher Anstieg der Fälle, in Zusammenhang mit Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung von Kinderpornografie, zu verzeichnen. Allein im Vergleich zum Vorjahr haben die Fallzahlen um 68,5 % auf 627 Taten zugenommen. Seit 2017 haben sich die Zahlen mehr als verzwölffacht. Im Rahmen der Ermittlungen haben die südhessischen Ermittlerinnen und Ermittler in 2022 über 200 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt. Seit Bestehen des Regionalabschnitts Südhessen gab es bereits 503 anlassbezogene Durchsuchungen.

"Der weitere deutliche Anstieg der Fallzahlen resultiert zum einen aus deutlich mehr Meldungen von Verdachtsfällen durch NGOs, zum anderen aber auch aus den polizeilichen Maßnahmen. So wird durch Ermittlungsverfahren eine Vielzahl von weiteren Verfahren gegen weitere Abnehmer oder Konsumenten erzeugt. Zudem werden durch Intervention und Prävention auch mehr Fälle gemeldet. Das macht sich bei den südhessischen Zahlen deutlich bemerkbar. Betonen möchte ich, dass es sich bei den Fällen mehrheitlich um Taten im digitalen Raum handelt", erklärt der Leiter der Abteilung Einsatz des Polizeipräsidiums Südhessen, Abteilungsdirektor Dieter Rein, die Entwicklung.

"Eine Vielzahl unserer Tatverdächtigen sind Jugendliche, die oft in Unwissenheit der Strafbarkeit über ihre Smartphones entsprechende Bilder empfangen und versenden. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken, haben wir in 2022 die Interventionskampagne "Denken statt Senden" an Schulen initiiert, die von unseren Schutzfrauen und Schutzmännern begleitet wird. Diese klärten Schülerinnen und Schüler über Risiken im Netz und damit verbundene Konsequenzen auf. Damit haben wir bereits über 15.000 Schüler, 820 Lehrkräfte und 1.340 Erziehungsberechtigte erreicht. Die Feedbacks sind durchweg positiv und haben gezeigt, dass diese Art von Aufklärung dringend erforderlich war", so Abteilungsdirektor Dieter Rein.   Polizeipräsident Björn Gutzeit ergänzt: "Es freut mich, dass sich das Polizeipräsidium Südhessen ganz besonders im Kampf gegen Kindesmissbrauch engagiert. "Brich Dein Schweigen - Hinter jedem Missbrauch steckt ein Gesicht" lautet der Name unserer Präventionskampagne, die unter Federführung von Polizeivizepräsident Rudi Heimann seit März 2022 gemeinsam mit zahlreichen Akteuren aus der Region angestoßen wurde. Unter anderem der Verein "Bürger und Polizei Bergstraße e.V.", Rotary - Clubs aus der Region sowie zahlreiche weitere Unterstützer leisten hier gemeinsam einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Kindern und Jugendlichen im südhessischen Raum. Die Teilnehmer und Unterstützer werden immer mehr. Die Aktionen sind vielfältig und reichen von Kinoveranstaltungen für Schulen, Infopakete für Arztpraxen, Expertendiskussionen und vieles mehr. Auch unsere Schulintervention ist mittlerweile fester Bestandteil der Kampagne.

Weitere Delikte im Überblick

Sprengung von Geldautomaten

Das Phänomen der Geldautomatensprengungen ist seit 2015 bekannt. In 2021 waren die Fallzahlen mit 56 Taten, davon acht in Südhessen, auf Höchststand. Durch gezielte Präventionskonzepte, verbesserte Sicherungsmaßnahmen sowie länder- und grenzüberschreitende Kriminalitätsbekämpfung ist es gelungen, die Taten in Hessen zu reduzieren. In 2022 konnten 41 Fälle in Hessen registriert werden, sieben davon waren in Südhessen. In Südhessen haben die Täter dabei durch ihr Vorgehen über eine Million Euro Schaden angerichtet, nur in drei Fällen konnten sie mit Beute flüchten. Die Taten fanden mit Ausnahme des Odenwaldkreises in allen Landkreisen statt. Der Schwerpunkt lag mit vier Fällen im Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Insbesondere durch die vom Hessischen Innenministerium ins Leben gerufene hessenweite Sicherheitskooperation mit den Banken, ist es gelungen, das Phänomen einzudämmen und Hessen für Täter unattraktiv zu machen. Prävention und intensiver Kontrolldruck haben zu einer Verdrängung der Täter geführt.

Diebstahlsdelikte

Diebstahlsdelikte bilden mit 32,2 % neben Vermögens- und Fälschungsdelikten einen Schwerpunkt aller Straftaten. Durch Diebstähle ist in 2022 ein Vermögensschaden von über 21 Millionen Euro entstanden. Die Diebstahlsdelikte befinden sich mit 14.217 Fällen auf Vor-Pandemie-Niveau. Innerhalb der letzten 20 Jahre haben Diebstahlsdelikte um 55 % abgenommen. Im Vergleich zu 2017 haben schwere Diebstähle um ¼ abgenommen, einfache Diebstähle um 9 %. Die Aufklärungsquote von 36,1 % ist die Beste innerhalb der letzten sechs Jahre.

Die meisten Taten im Bereich des einfachen Diebstahls sind mit 2.720 Fällen Ladendiebstähle. Diese haben im Vergleich zum Vorjahr um 46 % zugenommen, nachdem von 2021 im Vergleich zu 2020 ein Rückgang von 30 % zu verzeichnen war. Im 20-Jahresvergleich haben die Ladendiebstähle von 4.942 Fällen auf 2.635 abgenommen. Das ist eine Reduzierung um beachtliche 46,7 %.

Eine positive Entwicklung ist auch im Bereich des Taschendiebstahls festzustellen. Hier gingen die Taten innerhalb der letzten 20 Jahre sogar um fast 60 % zurück. Wurden 2002 noch 763 Fälle registriert, so waren es 2022 lediglich 315 und das in ganz Südhessen.

Beim schweren Diebstahl wurden die meisten Taten mit 1.909 Fällen beim Fahrraddiebstahl registriert. Hier sind die Fallzahlen von 1.522 Fällen auf 1.909 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und haben somit eine Zunahme von 25,4 % erfahren. Ihr Anteil am schweren Diebstahl beträgt 31,6 %. Dabei stehen vermehrt hochwertige Fährräder und E-Bikes besonders im Fokus. Dieser Entwicklung begegnet die Polizei in Südhessen bereits mit verschiedenen Präventions- und gezielten Kontrollmaßnahmen sowie einer zentralisierten Sachbearbeitung.

Missbrauch von Notrufen

Ein besonderes Phänomen, das in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat, ist der Missbrauch von Notrufen. Waren es 2016 noch 24 Taten oder 2018 bereits 32, so mussten wir in 2022 insgesamt 84 Fälle registrieren. Die Fallzahlen erscheinen mit 84 nicht hoch, doch jeder Notruf, der keiner ist, kann wichtige Zeit kosten, die andere möglicherweise benötigen. Dies ist leider mehr und mehr der Fall. Bei den 84 Fällen handelt es sich in der Regel nicht um reine Anrufe oder Kuriositäten, von denen es eine Vielzahl bei der Leitstelle gibt. Oftmals wird eine Straftat, zum Teil sogar schlimme Straftaten, vorgetäuscht, die wiederum zu entsprechenden Einsatzmaßnahmen führen und eine Vielzahl von Beamtinnen und Beamten binden. Diese stehen bis zur Klärung des Sachverhalts für andere Einsätze nicht zur Verfügung. Diesem Trend gilt es durch Aufklärungsarbeit deutlich entgegenzuwirken, denn der Missbrauch von Notrufen ist kein Kavaliersdelikt.

Weitere Aufgaben und Herausforderungen

Unabhängig von der Polizeilichen Kriminalstatistik gab es für die Polizei in Südhessen noch eine Vielzahl von weiteren Aufgaben und Herausforderungen. Es galt unter anderem fast 160.000 bei der Leitstelle eröffnete Einsätze abzuarbeiten, über 24.100 Unfälle aufzunehmen, 2.600 Einsätze aus besonderem Anlass, wie zum Beispiel Versammlungen, Feste oder Fußballspiele zu sichern. Insbesondere in der ersten Jahreshälfte, führten Demonstrationen und andere Veranstaltungen von Corona-Gegnern und damit verbundene Gegenveranstaltungen zu einem deutlich gestiegenen Einsatzaufkommen.

Hinzu kam der russische Angriffskrieg auf die Ukraine mit einem ebenfalls hohen Veranstaltungsgeschehen. Auch die Auswirkungen, wie Energiekrise und Inflation brachten neue Herausforderungen mit sich, auf die sich die Polizei vorbereiten musste.

"Die Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt, dass die Polizei in Südhessen gute Arbeit für die Sicherheit der Menschen hier leistet. Mehr Personal, eine moderne Ausstattung, digitaler Fortschritt, eine strategische Anpassung der Kriminalitätsbekämpfung sowie passgenaue Prävention haben in den letzten Jahren insgesamt zu einer deutlichen Reduzierung der Kriminalität und gleichzeitigen Stärkung der Sicherheitslage sowie des Sicherheitsgefühls der Bevölkerung geführt.  Diese Entwicklung gilt es fortzuführen. Die Herausforderungen werden dabei, wie wir es gerade in 2022 wieder erlebt haben, nicht weniger. Für ihren Einsatz und ihr hohes Engagement danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die täglich rund um die Uhr für die Sicherheit der Bevölkerung in Südhessen sorgen. Die Bürgerinnen und Bürger können auf ihre Polizei zählen", so Polizeipräsident Björn Gutzeit abschließend.

Hinweis:

Weitere Informationen zur Polizeilichen Kriminalstatistik 2022 des Polizeipräsidiums Südhessen und der Kriminalitätsentwicklung in Darmstadt und den Landkreisen sind auf der Homepage des Polizeipräsidiums Südhessen unter www.polizei.hessen.de/ppsh abrufbar.

Die Pressemeldung mit entsprechenden Grafiken zu den Delikten ist der pdf-Datei zu entnehmen und auch auf unserer Homepage abrufbar.

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Südhessen
Andrea Löb (Pressesprecherin)
Klappacher Straße 145
64285 Darmstadt
Telefon: 06151 / 969 - 13000
Mobil: 0173 / 659 7598

Pressestelle (zentrale Erreichbarkeit)
Telefon: 06151 / 969 - 13500
E-Mail: pressestelle.ppsh@polizei.hessen.de

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